Seit 8. Oktober wird an der Straße "Am Bleischacht" - eine vielsagende Bezeichnung - gearbeitet. Der Stein ins Rollen kam, als auf einer kleinen Fläche der Boden nachgegeben hat. Dort, wo der Gemeindestadel stand, klafft jetzt eine Wunde. Nicht mehr lange, denn bald ist Schicht im Schacht. Die Sanierung ist nahezu abgeschlossen. Später werden über dem verfüllten Schacht Autos parken.
Als die Verwerfungen sichtbar wurden, lag die Vermutung nahe, dass im Untergrund Hohlräume aus der Bergbauzeit sind. Der Mineralien- und Fossilienatlas weist zum Beispiel auf solche Stellen hin. Das Bergamt Nordbayern mit Sitz in Bayreuth wurde eingeschaltet. "Der Vorteil war, dass es ein senkrechter Schacht ohne Verästelungen ist", sagt Roland Lurtz von der TS Bau aus Erfurt an Ort und Stelle.
Für den Fachmann keine kniffilige Aufgabe. 3,80 mal 2,20 Meter groß ist das Loch. In einer Tiefe von fünf bis sechs Metern wurde abgeteuft. Die Seiten sind mit Eisengewebe und Spritzbeton stabilisiert. Ein Stahlgeflecht ist eingebaut und dann fließt noch einmal viel Beton. Die Kosten für die Sanierung liegen nach Angaben des Bergamtes in einem niedrigen sechsstelligen Bereich.
Doch nicht nur der dreiköpfige Bautrupp aus Thüringen rückte "Am Bleischacht" an, sondern auch Ortsheimatpfleger Heinrich Schwarz. Der vor allem an archäologischen Funden Interessierte sah eine willkommene Gelegenheit, historisches besonders aber archäologisches Material zu finden.Er barg die zutage geförderten Hölzer. Sie werden dendrologisch untersucht, "um auf das Alter schließen" zu können. Der Schacht, meint Schwarz, "könnte aus der Zeit von 1923 sein".
Mit dieser Einschätzung liegt er richtig, denn das Bergamt teilt auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien mit: "Schon im 15. Jahrhundert wurde um Altfalter Blei und Silber abgebaut." Am Anfang des 20. Jahrhunderts seien durch die "Gewerkschaft Altfalter" Schurfarbeiten auf Bleierz ausgeführt worden. "Hierzu wurde der jetzt zu sanierende Schacht von 1923 bis 1925 bis zu einer Tiefe von etwa 50 Meter abgeteuft. Die Untersuchungsarbeiten wurden nach kurzer Zeit wieder eingestellt, da das Vorkommen als nicht ertragreich eingestuft wurde." Die "Gewerkschaft Altfalter" ging 1929 in Konkurs. "Die Verfüllung des Tagesschachtes wurde zwar von der Bergbehörde angeordnet, es hat sich jedoch gezeigt, dass die Verfüllung nicht nach heutigen Maßstäben ausreichend ausgeführt wurde", heißt es vonseiten des Bergamtes. Weitere altbergbauliche Sanierungen sind in der Gegend derzeit nicht geplant.
Eines der größten Fundstücke von Schwarz ist eine verschmutzte Lettenhaue. Sie legt Zeugnis ab, dass Bergarbeiter zu Gange waren. Das Werkzeug dient zum Lockern weichen, tonhaltigen Erdreichs. Ein weiteres Teil aus seiner jüngsten Schatzkiste identifiziert er als Schießnadel. Sie wurde beim Schießen mit Schwarzpulver gebraucht. Zwei andere Errungenschaften sind heimatgeschichtlicher Natur: ein Flasche der früheren Brauerei Liechtenstern aus Nabburg und ein Keramikverschluss für Bügelflaschen von Hans Pössl. "Die ist wohl aus den 30er Jahren", schätzt Heinrich Schwarz. In Altfalter gab es früher eine Limonadenfabrik. Hintergrund
"Ich hab was", sagt Andreas Urbach von TS Bau als Heinrich Schwarz an die Grube kommt. Der Thüringer geht in den Baucontainer und holt einen Steinkrug der Brauerei Hubmann aus Schwandorf. Das Stück hat unversehrt Jahrzehnte im Boden überdauert. Keine archäologische, aber dennoch eine Rarität. Die seit 1679 im Herzen Schwandorfs bestehende Brauerei wurde 1959 von Arco Bräu übernommen und 1982 komplett aufgelöst. Schwarz verspricht den aufmerksamen Bauleuten "a Halbe", was sie aber dankend ablehnen. Was Schwarz mit dem Krug machen,wird, weiß er noch nicht.
















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