Innerhalb von 5 Minuten Fahrzeit mit dem Auto erreichen 75 Prozent der Einwohner des Landkreises Amberg-Sulzbach einen leistungsfähigen Nahversorger, also Supermarkt, mit einer Verkaufsfläche ab 400 Quadratmetern. Kalkuliert man 10 Minuten Fahrzeit, sind es 97 Prozent der Einwohner.
Diese Zahlen gehen aus der Studie "Nahversorgung im Landkreis Amberg-Sulzbach" hervor, die die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung GMA erstellt und im Landgasthof Kopf in Altmannshof den Kommunalvertretern der Gemeinden vorgestellt hat. Das Stadtgebiet Amberg wurde dabei nicht berücksichtigt, auch wenn eine starke Orientierung von Kundenfrequenzen auf die Kreisstadt dabei festgestellt und berücksichtigt werden musste.
Versorgungslücken identifizieren
Eine gute Nahversorgung sichert die Standort- und Lebensqualität: Dieser Leitsatz beschreibt das Projekt "Regional und mobil – Daseinsvorsorge im Amberg-Sulzbacher Land", das das Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert hat. Ziel ist die Identifizierung von Versorgungslücken und das Aufzeigen von Umsetzungsmöglichkeiten einer möglichst flächendeckenden Versorgung.
Die Studie weist den Landkreis als dünnbesiedelt mit einem fortschreitenden demographischen Wandel aus. Deutlicher sind Zahlenergebnisse einer Umfrage. So sehen 42 Prozent der Befragten einen Verbesserungsbedarf beim Nahversorgungsangebot. Während sich die Einwohner von Sulzbach-Rosenberg, Hirschau, Königstein und Kümmersbruck in der Zufriedenheitsskala bei 86 bis 70 Prozent einordnen, liegt in Ebermannsdorf, Hirschbach, Illschwang und Poppenricht die Zufriedenheit bei rund 22 Prozent.
Einkaufen in den Nachbarorten
Dagegen seien einzelne Gemeinden mit einer weitgehend oder vollständig fehlenden wohnortnahen Grundversorgung für Güter des täglichen Bedarfs auf die Versorgung über das Angebot in den Nachbargemeinden angewiesen. Gründe für diese Entwicklung seien auch Betriebsschließungen bei Bäckereien, Metzgereien, Apotheken und Wirtshäusern, einhergehend damit auch der Verlust sozialer Treffpunkte.
Bürgermeister Hermann Böhm aus Poppenricht hat viel Erfahrung mit diesem Thema. Mit viel Engagement etablierte er einen regelmäßigen Bauernmarkt. "Am meisten Besucher kommen, wenn der Markt mit einem Event verbunden wird, ansonsten ist die Käuferfrequenz auch stark vom Wetter abhängig." Böhm hatte aber auch sehr positive Erfahrungen mitgebracht. So berichtete er, dass nach dem Aufstellen von drei Automaten auf dem Dorfplatz dieser wieder als Treffpunkt genutzt werde.
Ein schwieriges Geschäft
Dass Einkaufen als Erlebnis mehr Nachfrage und Umsatz generiere, das bestätigte auch Helmut Schindler vom Marktladen und Café Hohenburg. "Die besten Ergebnisse erzielen wir zum Beispiel während des Oldtimer-Treffens", so Geschäftsführer Schindler. 50 Quadratmeter Verkaufsfläche im Erdgeschoss des Rathauses sowie das ergänzende Angebot durch das Café stehen zur Sicherstellung und Versorgung des Marktes Hohenburg mit Lebensmitteln und regionalen Produkten zur Verfügung. Der Marktladen sei kein Selbstläufer und so war Schindlers Fazit auch keine Überraschung: "Unterm Strich ist es doch ein schwieriges Geschäft."
Als gefördertes Projekt der Bayerischen Staatsregierung wurde ein mobiler Dorfladen auf dem Gebiet der ILE Steinwald Allianz aufgebaut und eingesetzt. Von 2005 bis 2025 waren 28 Prozent der Zahl der Lebensmittelgeschäfte im Landkreis Tirschenreuth gesunken. Der mobile Dorfladen schien eine logische Konsequenz zu sein, folgerte Martin Schmid von der ILE Steinwald Allianz während seiner Vortrags und erklärte weiter, dass trotz Förderung, ausgeklügelter Routen und sogar einer Lotto-Annahmestelle an Bord das Projekt noch auf dem roten Asphalt der Zuschüsse fährt.
24/7-Laden als Alternative
Mobilität verursacht Fahrzeug- und Personalkosten, die bei vielen Projekten für ein negatives Ergebnis sorgen können. Ein Tante-M-Laden, der sowohl mit als auch als 24/7-Laden ohne Personal betrieben werden kann, stelle für diese Kostenproblematik eine Lösung dar, erklärte Christian Maresch von der Tante-M GmbH. Das Konzept hat in Deutschland bereits 60 Niederlassungen und versteht sich als Partnerunternehmen für Hard- und Software, Standortsuche und Ladenbau, Marketing und Einkaufsgemeinschaft.
Ein Tante-M-Laden erfordert eine Investitionsbereitschaft, die auch bei der sogenannten Dorfladen-Box gegeben sein muss. Dabei handelt es sich um eine 24/7-Verkaufsstelle, die über eine App-Lösung betrieben, betreten und abgerechnet wird. Geschäftsführer Julius Stinzing bekräftigte, dass die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern eine wichtige Grundlage des Angebots sei. Die Box kann über das Warenwirtschaftssystem so betrieben werden, dass sie Warenbestellungen selbstständig an die regionalen Lieferanten ausführt.
Der Hutzlhof ist im Landkreis und darüber hinaus ein Begriff. Dieses Jahr feiert die bio-regionale Direktvermarktung ihr 30. Jubiläum. Geschäftsführer David Kugler gab Einblicke in die ständige Weiterentwicklung des Konzepts, machte aber deutlich, dass der Erfolg des Hutzlhofs das Ergebnis des Zusammenspiels von persönlicher Kundenbeziehung, Ökologie und Nachhaltigkeit als Arbeitsgrundlage aber auch auf moderner Kommunikation und professionellem Arbeiten basiert.
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