„Wir haben hier die Möglichkeit, einen geschützten Rahmen zu bieten, für Patienten wie auch für ihre Angehörigen“, erklärt Tobias Reif, Leiter der Palliativstation am Klinikum St. Marien in Amberg. „Der Name Palliativstation leitet sich her vom lateinischen Wort pallium, das Mantel bedeutet. Sinngemäß verstehen wir darin unsere Arbeit. Betroffene sollen sich wie von einem Mantel eingehüllt fühlen.“
Im November 2005 wurde die Palliativstation am Klinikum gegründet. 15 Jahre später ist sie mittlerweile auf der Station L3 untergebracht und aus anfänglich sechs Betten wurden neun. „Im Gegensatz zu früher sind unsere Patienten heute schwerer und komplexer erkrankt, was für uns auch einen höheren Pflegeaufwand bedeutet. Der palliativmedizinische Dienst unseres Haus unterstützt uns hier sehr.“ Durch ihn könnten Patienten im ganzen Haus palliativmedizinisch versorgt werden. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung ermögliche seit vier Jahren zudem, dass Patienten zu Hause betreut werden können.
Besondere Unterstützung
Das Besondere an der Palliativstation sei die räumliche und die personelle Ausstattung. Alle Zimmer sind Einzelzimmer. Angehörige hätten so die Möglichkeit, beim Patienten zu bleiben. „Einzelzimmer bieten die Möglichkeit, sich fallen zu lassen, und auch die Angehörigen können sich in unserem ,Raum der Stille' zurückziehen und einen Moment für sich sein", schildert Reif. "Dieses Angebot wird von vielen geschätzt.“
Den Patienten und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, habe oberste Priorität bei den Pflegekräften. Die Versorgung werde an den Rhythmus der schwerkranken Patienten angepasst. Das bedeute zum Beispiel, dass sie ausschlafen oder Mahlzeiten individueller einnehmen dürfen.
„Unsere Aufgabe als Palliativmediziner ist es, auf den Patienten und dessen Wünsche einzugehen. Eine schwere, unheilbare Krankheit – so gut es uns eben möglich ist – für den Patienten erträglich zu machen“, erläutert Dr. Jochen Pfirstinger, Palliativmediziner und Oberarzt am Klinikum. „Oft geht es hier darum, Symptome nicht verschwinden zu lassen, aber deutlich zu verringern. Manche Patienten wünschen sich, so wenig wie möglich bei aktivem Bewusstsein mitzubekommen. Ein Wunsch, den wir akzeptieren. Das anschließend medikamentös zu steuern gehört zu einer unserer Aufgaben.“
Was wirklich wichtig ist
2019 wurden 319 Patienten behandelt, 205 davon sind verstorben. Das gehört zur Arbeit auf der Palliativstation dazu – die Sterbebegleitung. Patienten belastende Symptome nehmen und die Angehörigen bei ihrer Trauer unterstützen.
"Wovon wir zehren ist die Dankbarkeit der Patienten und der Angehörigen und das Gefühl, doch noch etwas getan zu haben, wo es heißt, da kann man nichts mehr tun.“
Doch was macht diese Arbeit mit den Ärzten und Pflegekräften? „Diese Frage bekommen wir oft gestellt“, erzählt Stationsleiter Tobias Reif. „Für uns als professionell Pflegende ist jedes Sterben anders und man wird auch immer an die eigene Sterblichkeit erinnert. Andererseits werden auch die Dinge sichtbar, die wirklich wichtig sind im Leben. Gerade bei jüngeren Patienten kann das aber schon auch belastend sein. Mittels Supervision, durch den Austausch im Team oder mit den Seelsorgern und Psychologen im Haus bekommen wir aber sehr gute Unterstützung.“
Tobias Reif ist von Anfang an dabei, seit 15 Jahren, und weiß: „Wovon wir zehren ist die Dankbarkeit der Patienten und der Angehörigen und das Gefühl, doch noch etwas getan zu haben, wo es heißt, da kann man nichts mehr tun.“
- Ziel auf der Palliativstation ist die Symptomkontrolle und Erhaltung, Verbesserung oder Wiederherstellung der Lebensqualität.
- Grunderkrankungen werden nicht mehr behandelt, sondern deren Folgeerscheinungen.
- 70 Prozent der Patienten auf dieser Station am Klinikum St. Marien in Amberg sind Krebspatienten im Endstadium.
- Aber auch Menschen mit neurologischen Krankheiten wie ALS, Multiple Sklerose, Parkinson und Demenz werden hier versorgt.
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