1636 blaue Fähnchen sind es ganz genau, die da auf Holzspießen im Gras vor dem Tanzpavillon im Englischen Garten stecken. Die Zahl ist nicht zufällig gewählt: Jedes Fähnchen steht für ein Kind, das im Raum Amberg-Sulzbach "von Armut bedroht ist oder in Armut lebt", wie Brigitte Breitfelder, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Amberg, am Mittwoch erklärt. Auch das, der Tag, ist kein Zufall. Mittwoch, 20. September, ist der Weltkindertag. Und der Kinderschutzbund wollte an diesem Tag ein Zeichen setzen, dass Kinderarmut ein großes Problem ist. "Auch bei uns in der Region", betont Breitfelder.
Seine Forderung zu diesem Thema hat der Amberger Verein auf jedes Fähnchen drucken lassen: "Jedes Kind braucht eine Zukunft." Der Kinderschutzbund versucht, mit seiner ehrenamtlichen Arbeit das Seine dazu beizutragen, aber er will auch darauf aufmerksam machen, dass es darüber hinaus noch viel zu tun gibt. Deshalb fordert der Verband schon lang eine Kindergrundsicherung. So, wie sie jetzt in der Bundesregierung hitzig diskutiert und auf den Weg aber noch nicht ins Kabinett gebracht wurde, reicht sie laut Breitfelder aber "bei weitem" nicht. Schließlich sei Kinderarmut "keine isolierte Angelegenheit, sondern ein weitreichendes Problem" mit gravierenden Auswirkungen auf die weitere Entwicklung von Kindern. Und die Quote der Kinder, die im wohlhabenden Deutschland von Armut gefährdet seien, sei weiterhin "besorgniserregend".
Auf all dies sollen die blauen Fähnchen als Blickfang im Englischen Garten aufmerksam machen. Beim Aufbau hatte der Kinderschutzbund, der am Mittwoch auch einen Tag der offenen Tür hatte, Unterstützung von Schülerinnen des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums Amberg. Weil die Schule ein Nachbar des Kinderschutzbundes am Mühlhof ist, hatte der Verein dort nach "Aufbauhilfe" gefragt: Prompt kamen drei 9. Klassen des Gymnasiums, die die vielen Fähnchen schnell platziert hatten. Auf das Thema Schule kam dann bei der offiziellen Vorstellung im Beisein von Vertretern von Stadt, Landkreis und Politik auch Bürgermeister Franz Badura zu sprechen: Er zeigte sich erschüttert darüber, dass neuerdings an den Schulen die Kinderarmut verstärkt sichtbar wird. Nicht etwa bei dem, was die Kinder von Zuhause zum Essen mitbekommen (oder nicht), sondern an ihrer Kleidung. "Wenn keine Winterklamotten mehr vorhanden sind, dann sollte uns das wirklich zu denken geben."
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