Nahezu alle, die jetzt für die Amberger Zeitung schreiben und recherchieren, kannten Bert Schindler nicht persönlich. Aber sein Name ist ihnen geläufig, weil es Begebenheiten und auch Anekdoten gibt, die weitererzählt wurden. Als Beispiele gleichsam für einen, der deshalb hohes Ansehen im Kollegenkreis genoss, weil er die Zeitung in schwierigen Anfangsjahren redaktionell zu einem von der Leserschaft geschätzten Produkt formte.
Bert Schindler wurde am 20. Oktober 1921 in Nürnberg geboren, er wuchs in Furth im Wald auf. Nach dem Krieg kam er nach Amberg und begann mit Journalisten wie Maria Kramarz, Achim Kubeng, Karl Wächter und später Georg Gruber, in einem Haus an der Regierungsstraße ein zunächst noch nicht täglich erscheinendes Blatt zu machen. Dabei zeigte sich für die Verleger Anton Döhler, Victor von Gostomski und Dr. Hans Nickl relativ rasch, dass da jemand war, der exzellent schreiben konnte.
Zeitung "rund um die Uhr"
Mitte der 1960-er Jahre erfolgte der AZ-Umzug an die Mühlgasse. Längst hatte sich Bert Schindler zu dieser Zeit als Redaktionschef etabliert. Geschätzt von Lesern und denen, die mit ihm arbeiteten. Sie kannten Schindlers Leitspruch. Er lautete: "Eine Zeitung wird rund um die Uhr gemacht." Wer mit ihm Dienst verrichtete, war oft auch dann unterwegs, wenn andere schliefen. Er bestand darauf, dass vor Ort gegangen wurde. "Weil man dann", wie Schindler sagte, "fundiert schreiben kann."
Es gab noch ein weiteres Zitat von Bert Schindler, das immer in Erinnerung blieb: "Uns geht alles etwas an", teilte er den Redaktionsvolontären mit. Er selbst lebte seine Leitlinien vor, ließ sich bei Recherchen nicht abspeisen, bohrte nach und beleuchtete Abläufe von allen Seiten. Aus dieser Zeit sind Reportagen, Berichte und vor allem Kommentare im Gedächtnis geblieben. Packend geschrieben und mit dem Fokus auf Details.
Mehr als nur Politik
Amberg bestand für Schindler nicht nur aus lokaler Politik oder dem Geschehen bei der Bundeswehr und der damals noch in der Stadt existierenden US-Armee. Der AZ-Redaktionsleiter hatte auch einen Blick für Nebensächlichkeiten. Er ging durch "seine" Stadt, machte Beobachtungen und schrieb sie so nieder, dass es eine Freude war, diese Zeilen in der AZ zu lesen. So wie damals, als er mit seinem Enkelsohn die Krippe am Mariahilfberg besuchte und dessen kindliche Äußerungen kurz vor Weihnachten zum Besten gab. Das konnte nur er. Verbunden mit der Frage ganz am Ende: "Opa, des Christkindl da, lacht des?"
Bert Schindler hat 37 Jahre lang für die AZ in verantwortlicher Position gearbeitet. Dann trat der Mann samt seiner "Triumph"-Schreibmaschine im Jahr 1986 ab. Mit Ehefrau Vera lebte er noch längere Zeit in einer Wohnung nahe der Max-Josef-Schule, bevor sich das Paar in ein Altenheim begab. Zum Schluss las er die Amberger Zeitung mit der Lupe. Nach einer solchen Lektüre konnte es passieren, dass Schindler Journalisten anrief, denen er das Handwerk beigebracht hatte. Auch da blieb ein Zitat in Erinnerung. Es lautete: "Wir waren nicht immer einer Meinung. Das musste auch nicht sein. Aber das, was ich lese, ist passabel." Ein solcher Satz aus seinem Mund war mehr wert als jeder Journalistenpreis.
Am 2. Oktober 2012, kurz vor seinem 91. Geburtstag, starb Bert Schindler. In einer Trauerrede, gehalten in der Kirche St. Georg, sagte der von ihm ausgebildete Redakteur Wolfgang Houschka: "Er war ein Vorbild und wird uns und Amberg fehlen."
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