Die 37-Jährige kam aus der Frauenhaftanstalt Aichach, kehrte nach längerem Aufenthalt zurück an ihren Wohnort Amberg und geriet hier, nach eigener Darstellung, in einen engen Clinch mit Behörden, die ihr Unterstützung hätten geben sollen. "Ich hatte nichts mehr für mich und meinen kleinen Sohn", schilderte die Angeklagte ihre Lage und erzählte der Amtsrichterin Jacqueline Sachse ferner, dass "es keinen gab, der mir etwas hätte leihen können."
Die Frau besuchte einen Amberger Supermarkt, packte Lebensmittel für knapp 40 Euro in ihre Tasche und ging zur Ausgangstür. Dort wurde sie gestoppt, geriet in polizeiliche Ermittlungsakten und erneut in eine Maschinerie, die in den Jahren davor bereits acht Mal angelaufen war. Die Richterin zählte auf: Betrügereien in größerem Stil, wiederholt auch Diebstähle.
"Keine günstige Prognose"
Damit formte sich das Bild einer Frau, die immer wieder ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet und irgendwann ganz zwangsläufig hinter Gittern landete. Richterin Sachse sah in einem hohen Stapel von Unterlagen nach, verlas Vorverurteilungen und kam ganz zum Schluss des Prozesses zu der Auffassung: "Da ist beim besten Willen keine günstige Prognose zu stellen."
Neben dem Schatten einer ins Kriminelle reichenden Vergangenheit gab es auch Pluspunkte für die Angeklagte. Sie lässt sich momentan von einer erfahrenen Sozialpädagogin beraten, will nach eigener Auskunft "in eine Therapie und danach ausschließlich für meinen Sohn da sein." Hinzu kam ein ebenso traumatisches wie dramatisches Erlebnis aus der Vergangenheit: Die 37-Jährige verlor drei nahe Angehörige bei einem Unglück.
"Hartnäckig gegen das Gesetz"
Die Justiz ist dazu da, um abzuwägen. In dem Verfahren um einen Ladendiebstahl mit Beute im Wert von 40 Euro wurde das deutlich wie in wenigen vergleichbaren Fällen. Staatsanwalt Michael Striegl beleuchtete den Fall in einem längeren Schlussvortrag von allen Seiten, widmete sich der Frage eines erneuten Gefängnisaufenthalts, führte positive und negative Aspekte zueinander, ließ schließlich erkennen: "Sie verstößt hartnäckig gegen das Gesetz." Angesichts des Umstands, dass mit Blick auf die 37-Jährige in Weiden erneut ein Verfahren wegen Diebstahls läuft, verlangte der Anklagevertreter vier Monate Haft zum Absitzen.
Die Richterin stellte sich an Striegls Seite. "Ihre Sozialprognose ist nicht gut", erfuhr die Angeklagte und hörte ferner, dass für eine erneute Bewährung, die es in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben habe, kein Anlass bestehe. Zwei sogenannte Reststrafenbewährungen sind noch offen. Das bedeutet: Der Aufenthalt im Aichacher Frauengefängnis wird ein längerer. Verteidigerin Selina Riemer hatte vor dem Urteil dafür plädiert: "Sie muss nicht wieder in Haft. Lasst sie bei ihrem Sohn." Die Bitte verhallte ungehört.
Die 37-Jährige hatte im Verlauf ihrer Vernehmung berichtet: "Ich habe in Aichach immer wiederholt erfolglos Anträge dafür gestellt, dass ich psychologische Hilfe erhalte." Doch geschehen, so hörte Richterin Sachse, "ist in dieser Anstalt nichts." Dafür sollte sich, so wurde angedeutet, womöglich doch einmal das bayerische Justizministerium interessieren.
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