"Weil diese Versammlung und die Stadtratswahl eine Wende einleiten sollen", begründete Stadtverbandsvorsitzender Martin Seibert die optische Änderung. Auf den Bänken saßen die Kandidaten der Vorschlagsliste des Stadtverbands für den Stadtrat.
Erstmals in der Geschichte der Amberger Sozialdemokraten enthalte die Liste genauso viele Männer wie Frauen, sagte Seibert. Als Ziel nannte er 16 Stadträte und "die Übermacht einer Partei zu brechen, die immer noch von ihrer Selbstherrlichkeit lebt". Er beklagte den Lobbyismus, "der nirgends so auffällt wie in einem Kommunalparlament". Auch das ging offensichtlich gegen die CSU.
Die 40 Kandidaten auf der Liste waren laut Seibert vor allem von OB-Kandidatin Birgit Fruth und Stadträtin Simone Böhm-Donhauser gewonnen worden. Die Einzelvorstellung der Kandidaten begann Fruth, die der CSU eine "stockkonservative" sowie eine "Klientelpolitik" vorwarf. Die Amberger Probleme schrien nach neuen Lösungen. Von ihren 39 Mitstreitern war oft zu hören, man wolle nicht mehr nur kritisieren, sondern sich engagieren. Auch Kritik an der Entwicklung Ambergs wurde geäußert, ob es nun hieß, die Stadt dämmere "in einem Dornröschenschlaf vor sich hin" oder "der Stillstand überlagert in Amberg alles wie Mehltau" (Florian Fuchs).
65 der mehr als 200 Mitglieder der Amberger SPD waren ins Ring-Theater gekommen, um über die Vorschlagsliste abzustimmen. Seibert wertete das als ein "Mehr an Demokratie" im Vergleich mit der Situation, als es noch einzelne SPD-Ortsvereine gab, die dann Delegierte zur Nominierungskonferenz entsandten. Damals hätten nur 25 Leute Stimmrecht gehabt.
Die Abstimmung war in Zehnerblöcken vorgesehen, doch die Kampfkandidatur von Brigitte Netta um Platz 7 machte zeitweilige Einzelabstimmungen nötig. Dadurch zog sich die Versammlung fast bis Mitternacht hin. Eine Kampfkandidatur gab es auch um Platz 40. Hier trat Bauingenieur Thomas Seuß mit der Begründung an, er sehe auf der Liste ein Übergewicht im sozialen Bereich. Im Stadtrat gehe es aber zu 70 Prozent um Bausachen, und das Gremium lasse sich da von der Verwaltung oft einen Bären aufbinden. Seuß erhielt aber nur 18 von 58 Stimmen.
1. Birgit Fruth, 48, Firmenkundenberaterin; 2. Uli Hübner, 38, Richter; 3. Simone Böhm-Donhauser, 42, Diplom-Sozialpädagogin; 4. Dieter Weiß, 56, Finanzbeamter; 5. Liane Braun, 44, Lehrerin; 6. Martin Seibert, 66, Lokführer; 7. Elisabeth Heuberger, 55, Bürokauffrau, Angestellte; 8. Dieter Amann, 71, Kriminalbeamter a. D.; 9. Helen Jelinek, 35, Selbstständig, Werbeagentur; 10. Gerald Schmidt, 41, Betriebswirt; 11. Candida Bialek, 45, Sozialversicherungsfachangestellte; 12. Stefan Ostler, 33, Student; 13. Sonja Höcherl, 67, Rentnerin; 14. Dr. Karl-Heinz Neumeier, 66, Zahnarzt; 15. Monika Höhne, 49, Dipl. oec. troph. Sachbearbeiterin; 16. Frank Senft, 61, Energieanlagenelektroniker; 17. Andrea Schall, 47, Mittelschullehrerin; 18. Florian Xeller, 37, Forstingenieur; 19. Theresia Vahle-Röck, 69, Rentnerin, Betriebswirtin; 20. Florian Fuchs, 50, Mittelschullehrer; 21. Sabine Schmidt-Wessel, 53, Hausfrau, Mutter; 22. Simon Seibert, 29, Physiotherapeut; 23. Dr. Natalia Stauber, 44, Allgemeinärztin; 24. Tuncer Ayten, 30, Ingenieur; 25. Michaela Meier, 41, Lehrerin; 26. Christoph Poppenhagen, 42, Automobilverkäufer; 27. Gerlinde Müller, 71, Rentnerin; 28. Christian Francke-Stöcklmeier, 65, Rechtsanwalt; 29. Rita Weber, 65, Rentnerin, Diplom-Sozialpädagogin; 30. Daniel Seibert, 37, Pflegedienstleiter; 31. Ingrid Weber, 66, Rentnerin; 32. Albert Kiener, 60, Gymnasiallehrer; 33. Anna Götz, 28, Wirtschaftsfachwirtin (IHK); 34. Albert Lukas, 61, Energieanlagenelektroniker; 35. Julia Rußwurm, 55, Sozialwirtin, Geschäftsführerin; 36. Daniel Brendler, 33, Kaufmann; 37. Ute Weinfurtner, 65, Rentnerin; 38. Klaus Wittmann, 60, Diplom-Sozialpädagoge, Familientherapeut, selbstständig; 39. Katrin Mignon, 51, Diplom-Sozialpädagogin (FH); 40. Michael Donhauser, 39, Koch. (ll)
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