Amberg
02.08.2024 - 17:33 Uhr

"Amberg geht ins Kino": Stadtarchivar beleuchtet Lichtspielhaus-Geschichte bis 1945

Stadtarchivar Andreas Erb gibt einen spannenden Einblick in die Geschichte der Amberger Kinos. Er reicht von Verboten, Zensurdebatten und brennenden Lichtspielhäusern bis hin zum letzten Film vor Kriegsende.

Stadtarchivar Andreas Erb hält im Stadtmuseum einen Vortrag über die Amberger Kinogeschichte. Dazu hat er etliche Unterlagen gesichtet und recherchiert. Bild: Stephan Huber
Stadtarchivar Andreas Erb hält im Stadtmuseum einen Vortrag über die Amberger Kinogeschichte. Dazu hat er etliche Unterlagen gesichtet und recherchiert.

Es ist eine Zeit, in der "Hygiene in der Ehe" im Kino gezeigt wird, Filme teilweise von der Stadtverwaltung verboten werden, Schüler eine Erlaubnis von Schulbehörde mitbringen müssen, wenn sie einen Film schauen wollen, und etliche Kinos brennen. Stadtarchivar Andreas Erb befasst sich in seinem Vortrag "Amberg geht ins Kino" mit der Geschichte der Lichtspielhäuser bis zum Jahr 1945.

Dazu hat er in seinen alten Dokumenten recherchiert, Zeitungsartikel und -anzeigen durchforstet, Briefe gelesen und Bücher inspiziert, in denen jede Kino-Vorstellung handschriftlich eingetragen wurde. Was dröge klingt, birgt mitunter spannende Geschichte.

Dass der Vortrag von Erb überhaupt angeboten wird, liegt daran, dass seit März (und noch bis Anfang Oktober) im Stadtmuseum die Ausstellung "Film ab! Amberger Kinogeschichte(n)" gezeigt wird. Dazu gab und gibt es einige Veranstaltungen. Nun beteiligt sich auch der Stadtarchivar.

Asta-Nielsen-Film verboten

Etwa, dass die Stadt Amberg vor über 100 Jahren verbot, den Film "Heißes Blut" zu zeigen – im Gegensatz dazu lief der Streifen beispielsweise in München, Augsburg und Straubing. Hauptdarstellerin des 1911 erschienenen Films ist Asta Nielsen, zur damaligen Zeit ein Star (bis das Aufkommen des Tonfilms ihrer Karriere einen heftigen Schlag versetzte).

Jedenfalls beginnt die von Nielsen gespielte Hauptfigur Jonna eine Affäre mit ihrem Chauffeur – und das obwohl sie verheiratet und Mutter einer Tochter ist. Das war für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung wohl zu viel, weil sie den Film aus dem Programm nehmen ließen. Zu sehen ist der Film heute übrigens nicht mehr. Er gilt als verschollen. Die Handlung ist noch auf Wikipedia nachzulesen.

Zwei Schwerpunkte

Außerdem ist in einem Buch verzeichnet, dass noch am 20. April 1945 ein Film im Kino – im Anker-Lichtspielhaus (1909 bis 1987, heute „Taverne Syrtaki“) – gezeigt wurde. Also nur wenige Wochen vor dem Kriegsende. Es lief damals "Träumerei", ein Film über das Komponistenehepaar Robert Schumann und Clara Wieck.

Erb konzentriert sich bei seinem Vortrag auf zwei wesentliche Gebiete: Den Zensurdebatten (wie das Beispiel oben aufzeigt) und der Sicherheit im Kino. Denn in den ersten Jahrzehnten, als das Kino die Städte eroberte, kam es immer wieder zu Bränden. In Amberg übrigens nicht, wie der Stadtarchivar auf Nachfrage versichert. Vor allem die Filmrollen waren ziemlich entzündlich. Plastisch dargestellt ist das etwa in "Inglourious Basterds", dem Kultfilm von Quentin Tarantino.

OnetzPlus
Amberg16.04.2024
Hintergrund:

Vortrag "Amberg geht ins Kino"

  • Mittwoch, 7. August
  • um 19 Uhr
  • im Stadtmuseum
  • Vortrag dauert etwa 45 Minuten
  • Eintritt frei
  • Anmeldung erwünscht unter Telefon 09621/101284 oder per E-Mail an
    stadtmuseum[at]amberg[dot]de
 
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