40 Jahre ist es her, da hat sich Achim Hüttner seine letzte Schachtel Zigaretten aus dem Automaten gezogen. Nach der langen Zeit steht er wieder davor und zieht sich eine Packung raus. Aber keine Kippen, sondern Kunst. Am Freitagmittag hat der pensionierte Gymnasiallehrer und Künstler Ambergs ersten Kunstautomaten in der Schiffgasse aufgehängt und in Betrieb genommen. Heißt: Wer dort künftig fünf Euro rein wirft, kann sich kleine Originalwerke bekannter regionaler und auch überregionaler Künstler kaufen.
Hüttner gibt zu, dass nicht er der Schöpfer dieser ausgefallenen Idee ist. "Nein, das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich hab so was schon mal vor einigen Jahren im Holländischen Viertel in Potsdam gesehen. Das hat mir so gut gefallen, dass mich die Idee nicht mehr losgelassen hat."
Projekt soll wachsen
Zu gut einem Drittel ist der alte Kippenautomat derzeit schon mit Kunstwerken befüllt. "Ich habe meine Künstlerkollegen aufgefordert, da mitzumachen. Das hat gut funktioniert." Unter den Künstlern befinden sich auch Nikolaus Gerhart, Bildhauer aus München und ehemaliger Präsident der Akademie der Bildenden Künste in München, und Gerd Dengler, emeritierter Professor für Malerei, Grafik und Kunsterziehung ebenfalls an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Für Hüttner ist das Aufhängen ohnehin aber erst der erste Schritt. "Das wird sich entwickeln. Es werden noch weitere Künstler, vielleicht auch Fotografen dazukommen."
Was der Automatenkunde außer einem originalen Kunstwerk noch bekommt, ist ein Gutschein für die Amberger Gastronomie, den Handel oder für Kulturveranstaltungen.
Zudem ist in jeder Schachtel ein kleiner Beipackzettel wie bei einem Medikament beigefügt. "Die Künstler haben da so was wie ihre Kontaktdaten oder eine kurze Vita mit reingesteckt", sagt Hüttner. Er selbst hat sich dazu entschieden "Vorsicht, Kunstsammeln kann süchtig machen" auf den Zettel zu schreiben.
Kunst für guten Zweck
Den alten Zigarettenautomaten hat Hüttner von einem Automatenbefüller in Darmstadt geholt. Gezielt einen Künstler kann sich der Kunde in der Schiffgasse allerdings nicht aussuchen. Hüttner hat für jeden Schacht drei Künstler ins Fenster geschrieben. Die Reihenfolge allerdings ist reiner Zufall. Sicher ist laut Hüttner, dass die Einzelstücke, die der Kunde bekommt, aber um einiges mehr Wert sein dürften als nur fünf Euro. "Aber das ist für Künstler ja auch eine Fingerübung. So was macht man nebenbei. Umso schöner ist es, wenn es an Leute gerät, die Freude daran haben, sich damit vielleicht sogar gegenseitig beschenken. " Was Hüttner mit den Einnahmen macht, steht auch schon fest. "Erst haben wir uns gedacht, wir gehen damit mal zusammen Pizzaessen. Aber das ist ja auch ein Quatsch. Das können wir auch selber zahlen", sagt er mit einem Schmunzeln. Das Geld geht an das Amberger Nino Kinderhaus, das intensivpflegebedürftige Kinder und Jugendliche betreut.
Hüttner sagt, dass er sich darum kümmern wird, dass der Automat immer gut bestückt ist. Sollte das einmal nicht der Fall sein, steht Hüttners Kontakt an der Seite. "Dann können mich die Leute auch anrufen."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.