Amberg
28.05.2019 - 14:26 Uhr

Amberg setzt Niemöl gegen Eichenprozessionsspinner ein

In Amberg hat ein Traktor innerhalb von weniger als zehn Stunden 3450 Liter Niemöl-Nebel in den Baumkronen von Eichen verteilt. Die Stadt möchte so so den Eichenprozessionsspinner bekämpfen – zumindest teilweise.

Der Eichenprozessionsspinner soll innerhalb der Stadt Amberg nicht zur Gefahr werden. Deshalb wurden die Eichen im Stadtgebiet mit Niemöl behandelt. Bild: Wolfgang Steinbacher
Der Eichenprozessionsspinner soll innerhalb der Stadt Amberg nicht zur Gefahr werden. Deshalb wurden die Eichen im Stadtgebiet mit Niemöl behandelt.

Das Öl, das aus den Samen des Niembaums - ein Mahagonigewächs - gewonnen wird, soll verhindern, dass er in das Entwicklungsstadium kommt, in dem er die giftigen Brennhaare trägt: der Eichenprozessionsspinner. Seit 5.30 Uhr am Morgen war am Montag ein Traktor mit einer speziellen Gebläsespritze im Stadtgebiet unterwegs, um an besonders sensiblen Stellen ein Pflanzenschutzmittel auszutragen, wie Bernhard Frank vom Stadtplanungsamt erklärte.

Friedhöfe betroffen

Gemeint sind damit Plätze, an denen sich Menschen nahe an von dem Schädling befallenen Eichen aufhalten, wie beispielsweise im Waldfriedhof in Raigering, im Ammersrichter Friedhof, oder auf Spielplätzen sowie bei Schulen und Kindergärten. "Man kann sich das wie bei einer Beschneiungsanlage in einem Skigebiet vorstellen", sagt Frank. Bei einem Druck von bis zu 60 Bar sprühe die Maschine das "vernebelte" Öl bis zu 40 Meter hoch in die Baumkronen befallener Eichen. Pro Baum zwischen 15 und 30 Liter. Das Gerät musste sich die Stadt vom Maschinenring Nürnberger-Land ausleihen, da eine vergleichbare Gebläsespritze in der Stadt und im Landkreis nicht zur Verfügung gestanden habe.

Die für den Menschen gefährlichen Brennhärchen hat der Eichenprozessionsspinner erst ab einem bestimmten Entwicklungsstadium. Das Niemöl enthält den Wirkstoff Azadirachtin. Dieser wirkt sich auf den Hormonhaushalt der Schädlinge aus und stört so eine normale Bildung von Chitin. Einem Stoff, der eine wichtige Rolle bei der Häutung und Verpuppung von Insektenlarven spielt. Fressen die Tiere das an den blättern haftende Öl, bedeutet das konkret, dass sie sich nicht mehr häuten können und so gar nicht erst in das Stadium kommen können, in dem jedes Individuum bis zu 500 Brennhaare trägt.

"Wir behandeln vorsorglich gezielt nur manche Bäume. Und dann auch nur diejenigen, von denen wir wissen, dass sie auch schon letztes Jahr befallen waren", sagt Frank. Ausgesuchte Bäume zu besprühen, sei deshalb sinnvoll, weil nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge dem Mittel zum Opfer fallen könnten. "Mit dem Hubschrauber über ganze Waldgebiete fliegen, das wollen wir nicht", ergänzt der Experte.

Pflanzliches Produkt

Die Entscheidung, Niemöl einzusetzen, sei deshalb gefallen, weil es sich dabei um ein natürliches Produkt handle, das für den Menschen praktisch keine Nebenwirkungen habe. Eine Sicherheit, dass das Mittel dem Schädling an einem Baum ein für alle mal den Garaus macht, gibt es nicht. "Auch nach der Behandlung ist es wichtig, dass wir weiter beobachten." Sollten die Eichenprozessionsspinner an denselben Stellen wieder auftauchen, müssen die Bäume ein zweites Mal mit dem Öl besprüht oder die Tiere mit speziellen Saugern entfernt und in die Verbrennungsanlage gebracht werden.

Wie sich die Situation in diesem Jahr genau entwickeln wird, weiß Bernhard Frank nicht: "Wir müssen abwarten. Heuer war die Witterung weniger extrem als im Vorjahr." Die Monate März und April seien entscheidend. Sind sie kälter, treiben die Eichen später aus, die Larven bekommen weniger zu fressen und sterben auf natürlichem Wege.

Auch am Segelflugplatz ist der Schädling zum Problem geworden. Bild: Wolfgang Steinbacher
Auch am Segelflugplatz ist der Schädling zum Problem geworden.
Amberg15.03.2019
Amberg07.01.2019
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.