Brauchen wir das Fest der 100 000 Lichter, wenn eine einzige Kerze genügt, um Licht in die Dunkelheit unserer Tage zu bringen? Sie brannte auf der Bühne des Stadttheaters und schuf eine Atmosphäre des Zusammenrückens in trister Zeit. Gleichwohl klafften große Lücken in den Stuhlreihen. Bedingt durch einen vom Stempel der Unsäglichkeit geprägten Begriff, der sich Covid-19 nennt. Vor denen, die den Weg nach Bethlehem wiesen, saß eine Gemeinschaft, die Impfausweise mitbrachte und außerdem einen aktuellen Tagestest vorweisen konnte.
"Bethlehem ist überall", hat der vor drei Jahren verstorbene und aus der Nähe von Oberviechtach stammende Mundartautor Alois Gillitzer einmal gesagt. Bethlehem ist auch dort, wo zwölf Kinder der Freudenberger Bauernbühne beim 41. Amberger Adventssingen die Herbergssuche und das Geschehen an der Krippe in Szene setzten. Wenn dann der Josef zu seinem historisch anmutenden Habitus weiße Turnschuhe trägt, ist das ein von modernem Wandel begleitetes Zeichen. Weil, um bei Gillitzer zu bleiben, Bethlehem eben überall ist. Daran hat sich in 2021 Jahren nichts geändert.
Eine gelungene Auswahl
Wenn sich Musikanten einfinden, um den oberpfälzischen Weg zur Krippe auszuleuchten, dann hat die Kreisheimatpflegerin Martha Pruy im Vorfeld sorgsame Auswahl getroffen. Ein fester Faktor ist dabei Sprecher Reinhold Escherl aus Freudenberg. Heuer las er aus Werken von Helmut Zöpfl. Sätze wie "Mia sollten unsere Angst überwinden, nou wer'n mia a wieda ans Helle finden", kamen darin vor. Und auch das vernahm man bei der Herbergssuche: "Sie stenga draß'n vor der Tür und jeda schließt an Riegel füar." Das heilige Paar als Beispiel für Menschen in Not, die Quartier suchen und harsch abgewiesen werden.
Die Kerze an Escherls Tisch brannte 85 Minuten lang. Sie warf ihr flackerndes Licht auf einen nur mit großen Strohsternen behängten Tannenbaum und auf die musikalischen Akteure der staaden Einstimmung auf den 24. Dezember. Da war ein Chor aus acht Männern, die von einer Frau dirigiert wurden. "1 Klang" nennt sich dieses Ensemble. "Jetzt fangen wir zu singen an", hieß eines ihrer Lieder. Doch singen kann dieses Ensemble nicht erst neuerdings. Sein Auftritt war eine Bereicherung.
Adventliche Stimmung verbreitet
Das Geschehen auf der Bühne passte wie immer bei den Amberger Adventssingen bestens zusammen. Zwei Damen (Sophia Hofmann, Marina Braun) und zwei Herren (Jürgen Probst, Matthias Dietz) bildeten die Gruppe "Blech & Freind", leiteten mit einer Intrade von Johann Pezelius das Programm ein. Mit dabei war auch das "Trio Collegio". Edith Hilbich, Roland Frank und Bernhard Hilbich gaben sich diesen Namen, um mit Zither, Gitarre und Blockflöte adventliche Stimmung zu verbreiten. Das taten auch die beiden Stauber-Moidla, die mit feinem Gesang für Aufmerksamkeit sorgten. Mit der Zither wurden sie von Helga Butz begleitet.
Anton Reidinger hatte 1884 den Text zu einem Lied geschrieben, das ganz zum Schluss erklang. "Es wird scho glei dumpa" heißt es und schildert in bayerischer Mundart, was sich einst zutrug in Bethlehem. Man durfte die drei Strophen mitsingen und danach Beifall spenden für eine Veranstaltung, die festlich einstimmte, Mut machte und einen von den Kindern aus Freudenberg laut über die Rampe gebrachten Wunsch unterstrich: "Bleibt's alle g'sund!" Denn das ist das schönste und wichtigste Geschenk - mag der Gabenberg auch noch so groß und teuer sein.
"Mia sollten unsere Angst überwinden, nou wer'n mia a wieda ans Helle finden."





























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