Sechs Wochen lang verkehrte im Herbst 2001 quer durch die Amberger Altstadt vom Bahnhof über den Marktplatz zum Malteserplatz ein aus Österreich ausgeliehener Kleinbus - damals noch mit Diesel betrieben. Das ernüchternde Ergebnis: Bei rund 1000 Fahrten im Viertelstundentakt verzeichnete man ebenso viele Passagiere: 1000. Die Amberger Zeitung wollte es danach genau wissen und startete eine Umfrage und eine Abstimmung unter anderem über das Internet. Zu dieser Zeit eine ganz moderne Art der Kommunikation. Hier zeigte sich dann, dass die überwiegende Mehrheit der Amberger keinen Bus durch die Innenstadt wollte.
Exakt 830 Leser beteiligten sich damals per Telefon, Internet und Briefen an der Abstimmung. Mit eindeutigem Ergebnis: 585 Umfrage-Teilnehmer (70,48 Prozent) stimmten gegen den Innenstadtbus, nur 182 (21,92 Prozent) dafür. 63 Leser (7,59 Prozent) sprachen sich dafür aus, den Probelauf noch einmal zu verlängern. Die Begründungen für die Ablehnung fielen dabei ganz unterschiedlich aus. So bemängelten die meisten Kritiker, dass sich der Altstadtbus durch Obststände und an Lieferfahrzeugen vorbei und anschließend durch die enge Häuserschlucht der Georgenstraße schlängeln musste.
Andere wiesen - oft sehr erbost - darauf hin, die Fußgängerzone sei ja bewusst autofrei gemacht worden, jetzt wolle man wieder einen Bus hindurch fahren lassen. Das passe nicht. Einige unserer Leser echauffierten sich aber auch über die Rückständigkeit und Dummheit der Oberpfälzer, die einfach nicht in der Lage seien, Annehmlichkeiten als solche zu erkennen und zu nutzen. Ein gewichtiger Grund, der allerdings kaum genannt wurde, dürfte aber gewesen sein, dass der Altstadtbus etwas gekostet hat: 1,50 Mark pro Fahrt.
2001 Zeit noch nicht reif
Letztendlich nahm der Stadtrat aber davon Abstand, die Testphase über die sechs Wochen hinaus zu verlängern oder gar einen festen Altstadtbus zu installieren. Der 2001 übrigens mit sehr ähnlichen Argumenten gefordert worden ist, wie sie auch heute wieder zum Einsatz kommen: Älteren Menschen könne es so möglich gemacht werden, mehr am öffentlichen Leben teilzuhaben, schwer mit Einkäufen bedachte Menschen könnte mit ihrer Last bequem in die Nähe der zentralen Parkplätze fahren. Der Geschäftsleiter des Zweckverbands Nahverkehr Amberg-Sulzbach, Ulrich Bauer, sagte es in der Sitzung des Zweckverbands im Dezember 2001 unmissverständlich: "Das zeigt ganz deutlich, dass die Zeit offenbar noch nicht reif genug für einen Altstadtbus ist."
Skeptiker damals wie heute stellten und stellen fest, dass ein Altstadtbus oder ein Sammelbus von den Parkgaragen in die Innenstadt - auch elektrisch betrieben oder autonom fahrend - nur dann etwas bringe, wenn das Amberger Ei vollständig zur autofreien Zone erklärt werde. Solange es möglich sei, in die Altstadt einzufahren und auch hier zu parken, werde ein Bus keine Zukunft haben.
Folge der Agenda-21-Arbeitskreise
Dass es 2001 überhaupt zu dem Versuchsbus gekommen ist, verdankt die Stadt Amberg den sogenannten Agenda-21-Arbeitskreisen, die als lokaler Ausfluss der 1992er Klimakonferenz von Rio de Janeiro ab dem Jahr 1997 in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen getagt und auch einige Vorschläge vorgebracht haben. Auch damals ging es schon um den Schutz des Weltklimas sowie um die soziale Gerechtigkeit auf der Welt. Die meisten Arbeitskreise dümpelten nach anfänglicher Euphorie ungefähr ein Jahrzehnt durch Ambergs Stadtpolitik, um das Jahr 2008 herum war endgültig Schluss.
















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