Im Amberger D-Programm bleibt Holz als Alternativ-Brennstoff weiter tabu

Amberg
23.09.2022 - 14:40 Uhr
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Erdgas wird praktisch von Tag zu Tag teurer. Doch es ist kalt draußen und der Winter kommt erst noch. Kein Wunder, dass die Menschen im D-Programm nach Alternativen zu ihren Gasheizungen suchen. Holz dürfen sie aber nicht schüren.

Viele Bewohner im D-Programm würden sich gerne einen Holzofen anschaffen, um den hohen Gaspreisen ausweichen zu können. Doch der Bauausschuss sieht das mehrheitlich als Schritt in die falsche Richtung.

Als im Jahr 1963 der Bebauungsplan für das D-Programm im Süden der Stadt aufgestellt wurde, sollte mit Flachdächern und Atriumhäusern nicht nur eine moderne und zukunftsweisende Wohnform entstehen. Auch die einheitliche Versorgung der Häuser mit Erdgas als Hauptenergieträger war damals fortschrittlich. Aber eben nur damals. Denn gut 60 Jahre später wollen viele Bewohner der einstigen Mustersiedlung weg von ihren Gasheizungen. Als Alternative schwebt ihnen oft ein Holzofen vor. Doch damit gibt es Probleme, wie sich im Bauausschuss jetzt zeigt.

Wobei das Gremium im Prinzip eine eher theoretische Diskussion mit Blick in die Zukunft führte. Denn einerseits sind derzeit weder Holzöfen noch Brennholz auf dem Markt zu bekommen. Auf der anderen Seite hat man im Baureferat durchaus die Notwendigkeit erkannt, das D-Programm energetisch auf einen modernen Stand zu bringen. Das soll über einen optimierten Bebauungsplan "D-Programm 2.0" passieren, der in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und eventuell auch den Energieexperten von der OTH Amberg-Weiden entstehen soll.

Möglichst gasfrei heizen

Doch bis dahin wollen die Menschen im D-Programm möglichst gasfrei heizen. Einige von ihnen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich bereits Holzöfen genehmigen lassen, die bis heute Bestandsschutz genießen. Andere Bewohner besitzen sogenannte "Notöfen" in ihren Häusern, die sie gerade jetzt gerne anschüren würden. "Die dürfen aber nur betrieben werden, wenn tatsächlich überhaupt kein Gas mehr aus der Leitung kommt." Darauf wies am Mittwoch im Bauausschuss explizit Ambergs Rechtsreferent Bernhard Mitko hin.

Die akute Not sehen

"Man muss schon auch die akute Not sehen", plädierte Uli Hübner (SPD) dafür, wenigstens vorübergehend den Betrieb dieser Notöfen zu gestatten – obwohl derzeit noch reichlich Gas vorhanden ist. "Wir regeln das ja nicht grundlos", verwies hingegen Anne-Kathrin Kluth aus dem Baureferat auf die Probleme, die im eng bebauten D-Programm entstehen, wenn ein Nachbar dem anderen seinen Rauch ins Schlafzimmer bläst. "Ein dauerhafter Betrieb kann deshalb nicht garantiert werden."

Abgesehen davon, dass Holzöfen in seinen Augen einen energetischen Rückschritt sogar hinter das Jahr 1963 bedeuten, ist die Diskussion für Rechtsreferent Bernhard Mitko weder zukunftsträchtig noch die Umsetzung praktikabel. Denn tatsächlich müssten neue Holzfeuerungsanlagen nach den aktuellen Vorschriften im D-Programm so gebaut werden, dass ihre Kamine die Dächer um fast drei Meter überragen. Das will man aber aus städtebaulichen Erwägungen heraus nicht.

Ein Rückschritt ist kein Fortschritt

"Ein Rückschritt in die Zeit vor 1963 ist kein Schritt in die Zukunft", begründete ÖDP-Stadtrat Josef Witt, warum er gegen einen Neubau von Holzöfen oder den Betrieb der "Notöfen" stimmte. Für einen Kompromiss sprachen hingegen Martin Frey (Liste Amberg) und Uli Hübner (SPD). Die "Notöfen" seien ja oft schon da, so ihre Argumentation. Also könne doch auch ihr – vorübergehender – Betrieb gestattet werden, bis das neue Energiekonzept aus dem Bebauungsplan "D-Programm 2.0 greift".

Die mehrheitliche Entscheidung, das nicht zu genehmigen, vertrat hingegen Helmut Weigl (CSU). Der Energieexperte der CSU-Fraktion fürchtet, dass von so einer Entscheidung ein völlig falsches Zeichen ausgehen wird. "Damit wären energetische Sanierungen und regenerative Energien hinfällig", fürchtet Weigl. "Wir bauen dann Dreckschleudern, die wir nie wieder los werden."

 
 

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