Wer sich ein altes Haus in der Amberger Altstadt kauft, weiß, dass für die Sanierung unendlich Arbeit, Geld und vor allem Liebe nötig sind, um nicht irgendwann zu verzweifeln. Faulendes Holz, bröckelnde Wände, Schimmel und zugige Fensterlöcher wollen gründlich und vor allem denkmalgerecht bearbeitet und in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden. Böse Überraschungen lauern praktisch hinter jeder Tapete und unter jedem Dachziegel. Wer nicht unter den explodierenden Kosten ersticken will, muss eine große Bereitschaft mitbringen, selbst zu Spachtel und Putzbrett zu greifen.
Diese Voraussetzungen haben sowohl Gertrud Rösch als auch Dominik Lenz erfüllt, die vor Weihnachten den Denkmalpreis der Stadt Amberg in Höhe von je 2000 Euro bekommen haben. Gertrud Rösch hat in den vergangenen Jahren das Anwesen Badgasse 13, das sogenannte Benefiziatenhaus, von Grund auf saniert. Noch ist sie als Professorin in Heidelberg tätig, doch tatsächlich soll das Haus ihr Alterssitz werden, wie ihr Bruder, der Architekt Markus Rösch, sagte, der für sie den Preis entgegengenommen hat. Dominik Lenz hingegen wohnt jetzt schon mit seiner Frau in der Ballhausgasse 6, darüber hinaus nutzt er sein Anwesen als Atelier für seinen Beruf als Fotograf.
Zehn Jahre gesucht
"Ich war seit rund zehn Jahren auf der Suche", schildert Dominik Lenz seine "Geschichte". Als er dann in der Ballhausgasse fündig geworden war, dachte die kleine Familie erst einmal an eine oberflächliche Renovierung. Zweieinhalb Jahre später war das Haus kernsaniert vom Dach bis hinunter zu den geheimnisvollen vier Gewölbekellern, die sich bis zu sieben Meter tief in die Erde graben. "Das Dach war runtergekommen, irgendwann ein hässlicher Kamin eingebaut worden", sagt Lenz. Gemeinsam mit seinem Vater, der bei der Preisverleihung im Kleinen Rathaussaal mit seiner Handwerker-Montur bescheiden im Hintergrund blieb, hat Dominik Lenz das Gebäude fast im Alleingang saniert. Mit Ausnahme der Elektro-, Gas- und Wasserinstallation wurde alles in Eigenregie erledigt. Zum Glück, wie Dominik Lenz sagt. Denn die explodierenden Baupreise der vergangenen Jahren beschränkten sich bei ihm nur auf das Material. "Die Arbeit war ja billig", sagt er mit Blick aus seinen Vater, seine Frau und sich selbst.
Während das Lenz'sche Anwesen in der Ballhausgasse wohl erst im 19. Jahrhundert entstanden ist, stammt das Benefiziatenhaus von Gertrud Rösch aus dem Jahr 1725. Wahrscheinlich ist es noch älter, doch die gefundenen Dokumente lassen daraus schließen, dass der ehemalige Bauernhof dem ausgehenden Barock zuzuordnen ist. "Meine Schwester hat unermüdlich mit der Spachtel in der Hand alte Putzschichten abgekratzt", erzählt Markus Rösch, wie sehr auch sie sich in die Sanierung hineingekniet hat, die mit dem Kauf des Hauses vor zehn Jahren ihren Anfang genommen hat und jetzt vollendet wurde.
Das Haus ist ja schon da
"Bei einem Baudenkmal ist das Haus ja schon da", spielte Markus Rösch seine eigene Rolle herunter. Er habe also nur noch ausgestalten können. Seine Schwester, so betonte er, habe wirklich viel, viel Herzblut in den Objekt gesteckt. Das wusste auch Oberbürgermeister Michael Cerny zu würdigen, der bei der Preisverleihung erzählte, wie es überhaupt zu dem Denkmalpreis gekommen ist: Basis war die Verleihung des Denkmalpreises der Regierung der Oberpfalz an die Stadt Amberg für die gelungene Sanierung und Umwidmung des ehemaligen Schießlstadls am Paulanerplatz zum Stadtarchiv. Das damals ausgelobte Preisgeld gab die Stadt jetzt weiter an die beiden Amberger Preisträger, die zusätzlich eine von Uber/Diem gestaltete Bronzeplakette bekamen, die sie an ihrem Haus anbringen dürfen.
Ein Jury, bestehend aus Jasmin Hannich (Leiterin Stadtentwicklungsamt), Jana Scherm (Sachgebietsleiterin Denkmalpflege), Julia Münster (Sanierungsstelle) sowie Bärbel Neumüller (Stadtentwicklungsamt) suchte am Ende die Preisträger aus den eingereichten Vorschlägen aus. OB Michael Cerny betonte bei der Übergabe der Preise, dass es eben neben den beiden alles überragenden Großprojekten in der Altstadt – Bootshaus und Drei Höfe – viele kleinere Dankmalmaßnahmen gegeben hat, die das ohnehin schon schöne Amberger Ei noch ein Stück schöner machen.
Der Denkmalpreis der Stadt Amberg 2023
- Preisträgerin 1: Gertrud Rösch für die Sanierung des ehemaligen Benefiziatenhauses in der Badgasse 13
- Preisträger 2: Dominik Lenz für die Sanierung des Anwesens Ballhausgasse 6
- Beide Häuser liegen im Bereich der Neustift in der Nähe des Malteserplatzes
- Das Preisgeld beträgt pro Preisträger 2000 Euro
- Zusätzlich erhielten sie eine Bronzeplakette, die vom Künstlerpaar Uber/Diem aus Aschach gestaltet wurde
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