Mit dem Bürgerrat aus 40 zufällig ausgewählten Frauen und Männern, ging die Stadt Amberg im vergangenen Jahr schon einen neuen und innovativen Weg direkter Bürgerbeteiligung. Für viele überraschend liefert der Bürgerrat 14 konkrete und wegweisende Empfehlungen ab, wie es mit dem Bürgerspital-Areal an der Bahnhofstraße weitergehen soll. Nächster Schritt der "offenen Demokratie" war kurz vor Weihnachten die Öffnung des Online-Portals mitmachen.amberg.de. Hier konnten alle interessierten Bürger der Stadt bis 22. Januar ihre Ideen zum Bürgerspital-Areal "ablegen" oder die Ideen anderer unterstützen.
Eine erste Bilanz der Mitmach-Plattform fällt eher ernüchternd aus. Insgesamt sechs Vorschläge und eine Dankadresse an den Bürgerrat gingen in knapp vier Wochen ein. Mehr als 16 Unterstützer fand keines dieser Themen. "Ich bin nicht schlau geworden, warum die Beteiligung so gering ist", hatte Oberbürgermeister Michael Cerny zuletzt im Bauausschuss seine Enttäuschung kaum verborgen, dass die Amberger die ihnen angebotene Chancen nicht so recht nutzen wollen, sich an der offenen Diskussion über das Grundstück zu beteiligen, das seit Jahren die politischen Wellen hoch schlagen lässt.
Kultureller Schwerpunkt
Wirft man nun einen Blick auf die konkreten Vorschläge aus dem Bürger-Portal, fällt der kulturelle Schwerpunkt auf, den die Einreicher der Vorschläge zum großen Teil setzen. Sei es für die vorübergehende Nutzung während der nun kommenden Planungs- und Genehmigungsphase, sei es auch in der endgültigen Gestaltung des Areals. So schlägt eine "Kunstliebhaberin" – so der Anmeldename – vor: "Ich fände es sehr schön, wenn Künstler aus Amberg und Umgebung die Möglichkeit hätten, ihre Kunst in kleinen mietbaren Ateliers der Öffentlichkeit zu zeigen und zum Kauf anzubieten." Die Häuser könnten in "verborgenen, verwinkelten Wegen" angeordneten werden, um sie von der Fußgängerzone her nicht einsichtbar zu machen. Unten sieht die "Kunstliebhaberin" die Ateliers und eventuell ein Café, im 1. und 2. Stockwerk der Gebäude Platz für Wohnungen vorschlägt. Das Ringtheater kann sie sich als Kleinkunsttheater vorstellen, die Spitalkirche als Ort der Begegnung von Jung und Alt.
Für eine – zumindest – kulturelle Zwischennutzung bis dort eine "kleinteilige" Bebauung entsteht, plädiert der "Altstadtfreund". Er kann sich einen Holzpavillon vorstellen, wie er so ähnlich im Englischen Garten steht. Für Musik (ohne Verstärker) und Schauspiel. "Auf keinen Fall darf dort ein weiterer Pkw-Parkplatz entstehen." Weiter fordert der "Altstadtfreund": "Die Kulturachse Ringtheater – Bürgerspitalgelände – Stiftkirche sollte hier eine Einheit bilden und später auch in den Planungen zu den zukünftigen Gebäuden mit berücksichtigt werden." Die spätere Bebauung solle modern sein, aber sich den Anmutungen der Altstadt anpassen. Gleichzeitig müsse die Stadtklimaverträglichkeit beachtet werden. Stichwort Bäume und Wiesen.
Zum Beispiel ein Mehrgenerationenhaus
Der allseits bekannte Alfons Swaczyna will eine "sozialverträgliche Nutzung" des Areals. "Die Empfehlungen des Bürgerrates werden alle ausnahmslos befürwortet und sind eindeutig, über die sich die Verwaltung und der Stadtrat nicht hinwegsetzen dürfen, wenn sie nicht das Vertrauen verlieren wollen", so Swaczyna. Sie müssten ebenso Eingang finden in die künftigen Planungen wie die Tatsache, dass es sich bei dem Bürgerspital-Areal um ein von König Ludwig dem Bayern vor 700 Jahren "zu sozialen Zwecken geschenktes Bürgergrundstück" handelt. Sein Vorschlag: Wohnen für sozial bedürftige Mitbürger und nicht zur Geldanlage Vermögender. Alternativ schlägt Alfons Swaczyna vor, das Gelände überhaupt nicht zu bebauen und angesichts der Klimaproblematik als Ruhezone zwischen Ringtheater und Spitalkirche zu betrachten. Ähnlich sieht es übrigens auch "Ellipirelli", die einen "hübschen, grünen Stadtpark" vorschlägt.
Ein Mehrgenerationenhaus, das ein Zusammenleben aller Generationen fördert, will "Angelika" auf dem Areal schaffen. Mit einem offenen Treff, an dem alle zusammenkommen können. "Und im Keller eines Mehrgenerationenhauses gibt es keine Tiefgaragen mehr. In Zukunft wird das Auto in lebenswerten Innenstädten keine Rolle mehr spielen." Im Keller könnten alternativ Tauschbörsen eingerichtet werden, Räume für Reparaturen (Fahrräder) und natürlich auch ein Party-Raum. "Auch ein Kindergarten im Haus wäre denkbar." Generell fordert Angelika: "Innerhalb der Stadtmauern kein öffentliche Verkehr mehr. Nur noch Anwohner ( 10 km Schrittgeschwindigkeit) und Lieferverkehr."
Stadt Amberg sammelt und lernt
Soweit die eingereichten Vorschläge. Weil die Beteiligung doch ziemlich gering war, gab es von "Stefan R." auch Kritik an der Vorab-Präsentation der neuen Plattform und die Aufmachung der Seite. Die Antwort darauf kam von der Stadt Amberg: "Mit unserem Online-Tool ... befinden wir uns gerade in einer Testphase des Programms." Man sammle am Beispiel Bürgerspital-Areal erste Erfahrung, werte die aus und stecke das Ergebnis in die Verbesserung dieser Plattform. "Geplant ist, weitere Ideen, Projekte und Aktionen vorzustellen und die Ambergerinnen und Amberger miteinzubeziehen."
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