Die rote Digitaluhr an der Maschine springt auf 19.45 Uhr. Wie von Zauberhand bläst sich ein Luftballon auf, ein mechanischer Stachel nähert sich langsam – und mit einem lauten Schlag zerreißt es den Ballon, der zu den anderen zerplatzten Ballons fällt, die schon am Boden liegen. Uhrknall nennt Sascha Alexa Müller diese Maschine, die präzise wie ein Schweizer Uhrwerk alle Viertelstunden von Neuem zum Leben erwacht. Seit Samstag sind die "verspielten Maschinen" von Sascha Alexa Müller im Amberger Luftmuseum zu sehen und zu hören.
Normalerweise steht im Luftmuseum immer eine Doppel-Vernissage an. Die große Ausstellung läuft dann unten im Erdgeschoss, oben in der ehemaligen Hauskapelle der Kurfürsten präsentiert sich ein zweiter Künstler oder eine andere Künstlerin. Diesmal ist es anders. Die Werke von Sascha Alexa Müller brauchen Raum, um ihre einzigartige Wirkung entfalten zu können. Und gerade für die Hauskapelle hat sie mit der Klangorgel "Termofona" eine geradezu ideale Maschine für diesen noch immer sehr sakral wirkenden Raum erfunden.
Von Basel nach Amberg
Sascha Alexa Müller kommt aus Basel. Sie stammt, wie sie erzählt, aus einer Künstler-Familie. Hat aber zunächst eine mechanische Ausbildung absolviert. Sie verbindet das mit einem großen Interesse an Elektrik und Elektronik, um ihre verspielten Maschinen zu bauen. Hochkomplexe technische Anlagen sind das allemal, doch auf den ersten Blick ohne Sinn. Meistens dreht sich immer alles um sich selbst, nach dem Zufallsprinzip erzeugen die Geräte Töne, Licht und Bewegung. Selbst die Künstlerin weiß nicht, was sich ihre Maschinen als Nächstes einfallen lassen.
Museumsgründer und -direktor Wilhelm Koch freute sich am Samstag schon sehr, eine so hochkarätige Ausstellung im Luftmuseum beherbergen zu können. Aber es sei gar nicht so einfach gewesen, die Objekte von Basel nach Amberg zu bringen. Denn zwischen beiden Ländern existiert eine Grenze. Eine Grenze zudem, die nicht zwei EU-Staaten miteinander verbindet. Aus diesem Grund waren erste einmal 1900 Euro an Zollgebühren fällig, um die Maschinen aus der Schweiz aus- und nach Deutschland einführen zu können. "Das Geld bekommst Du natürlich auch nicht mehr zurück", sagte Wilhelm Koch. Schließlich gehen die Maschinen – mit Ausnahme natürlich derer, die in Amberg an Sammler verkauft werden – nach dem Ende der Ausstellung am 21. Juli wieder zurück nach Basel.
Mitmachen ist Trumpf
Sascha Alexa Müllers Maschinen reagieren zum überwiegenden Teil auf die Bewegungen der Menschen, die sie betrachten. Wer sich nicht anstrengt, bekommt auch nichts zu sehen. Mittels Bewegungsmeldern werden die Aktionen der Besucher übersetzt in Gegen-Aktionen der Maschinen. So klatscht zum Beispiel der "Klatscher" erst dann, wenn jemand klatscht. Gleiches gilt für all die anderen schrägen, humorvollen und manchmal auch sehr nachdenklichen Maschinen. So zeigt beispielsweise das "Genderpendel", wie eng die beiden Geschlechter weiblich und männlich doch zusammenliegen und es dem Zufall überlassen ist, ob jemand Frau, Mann oder irgendwo dazwischen ist.
Das Premieren-Publikum am Samstag hatte schon mal viel Freude an diesen eigenwilligen Maschinen. Immer wieder wurde geklatscht, im Kreis gegangen, gefuchtelt und gewunken. Immer in der Hoffnung, die "Drehorgel" oder eine der andere Maschinen zu überraschenden Reaktionen zu bringen. So wird aus dem Museum ein Raum zum Mitmachen, in dem es wichtig ist, selbst aktiv zu werden, will man die an sich passiven Maschinen zum Leben erwecken. Die sind übrigens ein Beispiel dafür, dass sich künstliche Intelligenz durchaus einmal sinnvoll einsetzen lässt.
Der Gernstl war da
Übrigens: Bevor die Ausstellung überhaupt eröffnet worden ist, schaute am Donnerstag und Freitag bereits Franz Xaver Gernstl im Luftmuseum vorbei. Der Beitrag, den er mit Sascha Alexa Müller und ihren Maschinen aufgenommen hat, ist allerdings erst um Weihnachten herum im Bayerischen Fernsehen zu sehen.
"Verspielt Maschinen" im Amberger Luftmuseum
- "Verspielte Maschinen" – kinetische, klangvolle Installationen von Sascha Alexa Müller aus Basel ist bis zum 21. Juli im Amberger Luftmuseum zu sehen
- Sie Objekte sind im Erdgeschoss, im 1. Obergeschoss und in der gotischen Hauskapelle zu sehen
- Das Luftmuseum ist geöffnet: Mittwoch, Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag, Feiertage: 11 bis 17 Uhr; Montag und Dienstag geschlossen
- Das Luftmuseum befindet sich am Eichenforstplatz in der Amberger Altstadt
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