Sieben-Tage-Inzidenzen über 1000. Das ist in Amberg und dem Landkreis fast schon zur Normalität geworden in den vergangenen Wochen. In den täglich übermittelten Zahlen zeigt sich deutlich, wie ansteckend die Omikron-Variante ist. Jeden Tag werden etliche Neuinfizierte gemeldet. Verschont bleiben davon auch die Pflegeheime nicht. „Es sind viele Heime in Amberg und dem Landkreis von Covid-Fällen betroffen“, berichtet Gesundheitsamtsleiter Dr. Roland Brey. Schiebt aber gleich hinterher: „Diese Infektionen sind in ihrer Schwere aber nicht mehr vergleichbar mit dem, was wir in früheren Wellen erlebt haben.“
In den meisten Fällen hätten die Menschen leichtere Symptome und müssten nicht ins Krankenhaus. „Es gibt aber auch immer sehr alte und sehr kranke Pflegeheimbewohner, die Corona-Infektionen aufgrund der Vorerkrankungen schwer treffen.“ Doch diese Zahl halte sich in Grenzen.
Impfung zeigt Wirkung
Die Bewohner seien in aller Regel geimpft und geboostert. „Zum Teil schon ein viertes Mal“, schildert Brey. An den Pflegeeinrichtungen sei gut abzulesen, dass die Impfungen vor schweren Verläufen schützen. „Wir sind froh, dass die Impfquoten in den Heimen so gut sind.“ Während sich die Lage unter den Bewohnern also trotz vieler Infektionen nicht dramatisch darstellt, zeigen sich die Schwierigkeiten an anderer Stelle. „Infizierte Mitarbeiter sind das viel größere Problem“, erläutert der Gesundheitsamtschef. „Wenn viel Personal ausfällt, hat das gravierende Folgen.“
Das bestätigt Wolfgang Rattai, der Leiter des Amberger Marienheimes. Die Einrichtung hatte erst kürzlich mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen. Der sei aber mittlerweile ausgestanden. „Aktuell haben wir keine positiven Bewohner mehr, zum Glück.“ Vom Personal seien aber noch nicht alle wieder zurück. „Viele meiner Mitarbeiter waren infiziert. Wir konnten das Gott sei Dank auffangen und haben von extern keine Unterstützung gebraucht“, erzählt Rattai. „Aber wenn es nicht bald in die andere Richtung gegangen wäre, dann wäre das notwendig geworden.“
Heime helfen untereinander
Doch welche Möglichkeiten gibt es da? Zunächst würden sich Heime und Sozialstationen unter der gleichen Trägerschaft gegenseitig helfen, sagt Rattai. Dann müsse Personal von einem Heim in ein anderes wechseln. „Die wurden bei uns sicherheitshalber schon mal alle abgefragt, inwieweit sie Möglichkeiten hätten, uns zu unterstützen. Aber wir haben es dann noch selbst gestemmt.“ Eine weitere Möglichkeit biete der Pflegepool Bayern. Die Führungsgruppen Katastrophenschutz könnten dort Unterstützung anfordern, wenn aufgrund der Corona-Pandemie personelle Engpässe bestehen und die Unterstützung durch Freiwillige aus dem Pflegepool unabdingbar wird. „In Bayern gilt ja nach wie vor der Katastrophenfall“, erklärt Dr. Roland Brey. Der generelle Personalmangel im Pflegebereich mache sich aber deutlich bemerkbar.
Kaum mehr könne man in naher Zukunft mit Unterstützung von anderer Seite rechnen. Die Bundeswehr hat in der Corona-Krise bisher nicht nur in Krankenhäusern ausgeholfen oder im Gesundheitsamt in der Quarantänebetreuung gearbeitet, sondern war auch in Seniorenheimen im Einsatz. „Das sind natürlich keine Pflegefachkräfte, aber sie können die Mitarbeiter entlasten“, betont Uwe Pihsowotzki, Geschäftsführer von Heilig-Geist-Stift und Bürgerspital. Zum Beispiel bei der Essensausgabe, der Aufsicht von Bewohnern oder auch bei deren Beschäftigung. „Eben unterstützend zur Hand gehen, bei allem, was keine pflegerischen Tätigkeiten sind, denn das können und dürfen sie nicht.“ Ein paar Tage seien Kräfte der Bundeswehr im Bürgerspital gewesen, erzählt Pihsowotzki. Der Corona-Ausbruch dort sei mittlerweile überstanden. Im Heilig-Geist-Stift gibt es noch Corona-Kranke, doch auch hier seien die Verläufe unter den Bewohnern eher milde. „Besuchsverbote sprechen wir nicht aus“, erläutert Pihsowotzki. „Aber wir appellieren schon an die Angehörigen, das momentan auf ein Minimum zu reduzieren, bis sich die Situation ein Stück weit normalisiert. Denn jeder externe Kontakt ist ein Risiko.“ Auch die Personalausfälle seien im Heilig-Geist-Stift aktuell noch kompensierbar, und „Wir schauen, dass wir das intern gewuppt bekommen. Die Bundeswehr ist derzeit extrem belastet, darauf kann man nicht setzen.“
Auswirkungen des Krieges
Diese Befürchtung bestätigt Brey. „Diese Unterstützungsmöglichkeit wird wohl wegfallen. Bei der jetzigen weltpolitischen Lage muss die Bundeswehr andere Aufgaben wahrnehmen.“ Das treffe auch das Gesundheitsamt, dort seien aktuell zehn Soldaten im Einsatz. „Die werden jetzt nach und nach verschwinden.“ Bisher hätten Verlängerungsanträge gestellt werden können. „Nun wurde uns schon gesagt, dass die Aussichten ganz schlecht sind.“
Dass die Corona-Zahlen in Deutschland insgesamt nicht so zurückgehen, „wie man sich das wünschen würde“, erklärt Brey mit dem hohen Ansteckungsrisiko bei der Omikron-Variante und deren noch ansteckenderen Unter-Varianten. Das Ausmaß dieser Entwicklung sei auch am Beispiel der Seniorenheime gut zu erkennen. „Dort wird bei einzelnen Fällen gleich eine Reihentestung gemacht. Dabei kommen dann Infektionen ans Licht, die sonst vielleicht gar nicht aufgefallen wären, weil die Menschen kaum Symptome zeigen.“
"Bei der jetzigen weltpolitischen Lage muss die Bundeswehr andere Aufgaben wahrnehmen."
Besuchsregeln in Seniorenheimen
- Aktuell benötigen alle Besucher eines Altenheimes einen negativen Coronatest
- Der Test darf zum Zeitpunkt des Besuches nicht älter als 24 Stunden alt sein
- Das gilt auch für Geimpfte und Genesene
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