Amberg
19.12.2019 - 16:08 Uhr

Amberger SPD fühlt sich von Stadt verschaukelt

"Mir reicht's mit dieser Informationspolitik. Man wird verarscht - egal, bei welchem Thema!" SPD-OB-Kandidatin Birgit Fruth dampft wie die Lok über der Regensburger Straße. Weil es zur Bahnbrücke nichtveröffentlichte Infos gebe, zürnt sie.

Eine rote Lok fuhr über die Bahnbrücke, als OB-Kandidatin Birgit Fruth und ihre SPD-Fraktionskollegen sowie -Mitglieder (alle von links) Dieter Amann, Roland Pirner, Simone Böhm-Donhauser und Uli Hübner vor Ort das Thema Bahnbrücke Regensburger Straße angingen. Bild: Wolfgang Steinbacher
Eine rote Lok fuhr über die Bahnbrücke, als OB-Kandidatin Birgit Fruth und ihre SPD-Fraktionskollegen sowie -Mitglieder (alle von links) Dieter Amann, Roland Pirner, Simone Böhm-Donhauser und Uli Hübner vor Ort das Thema Bahnbrücke Regensburger Straße angingen.

Ja, die Amberger SPD und ihre Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl sind sauer. Weil sie eigenen Angaben zufolge das Gefühl haben, dass sie "und die Bürger" bei wichtigen Themen gerne ausgebremst würden, um verkehrstechnisch zu sprechen. Tatsächlich ist die gewünschte Behebung der Engstelle unter der Bahnbrücke an der Regensburger Straße ein Dauerbrenner.

Bahn sieht keine Dringlichkeit

Seit Jahren wird davon geredet, dass sie beseitigt werden muss. Ebenso klar war quasi immer, dass dazu auch die Eisenbahnbrücke erweitert werden müsste, um mehr Querschnitt für die Straße samt Radweg und Gehsteigen - derzeit gibt es nur einen auf der stadtauswärts gesehen linken Seite - zu schaffen. Dieser Wunsch schien möglich, zumal die Brücke selbst nach vielen Bestandsjahren für sanierungsbedürftig gehalten wurde.

Zumindest die Laien und alle, die sich diese Veränderung herbeisehnten, beurteilten das so. Die Bahn sieht es offenbar anders. Das geht zumindest aus einer Antwort hervor, die SPD-MdB Martin Burkert - Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags - laut Birgit Fruth erhalten hat. Und zwar von der DB-Netzagentur, die ihm auf Anfrage mitgeteilt habe, dass bereits Mitte Mai eine Besprechung mit Vertretern der Stadt Amberg stattgefunden habe, bei der die Netzagentur über ein von ihr veranlasstes Gutachten berichtet habe.

Warum keine öffentliche Info?

Danach sei die Bahnbrücke keineswegs in so schlechtem Zustand, dass dringender Sanierungsbedarf herrsche. Im Gegenteil halte das Bauwerk wohl noch bis zu fünf Jahrzehnte und sei den Anforderungen weiter gewachsen, gab Fruth Burkerts Info bei einem Termin vor Ort wieder. Dass dem offenbar so ist, bestätigt nach Ansicht der OB-Kandidatin auch eine Mail des Baureferenten von vergangener Woche an sie. Darin schreibe Markus Kühne, dass für die DB die Dringlichkeit der Maßnahme "leider nicht gegeben ist". Nach einer Untersuchung sei die Tragfähigkeit der Brücke "noch Jahrzehnte gewährleistet", weshalb eine neue Planung nötig sei, die von der Bahn derzeit aber nicht verfolgt werde. "Warum bringt man so ein wichtiges Thema nicht in die Öffentlichkeit?", fragt sich Birgit Fruth und erhebt gleichzeitig diesen Vorwurf gegen Verantwortliche der Stadt. Wenigstens in einem Treffen der Fraktionsvorsitzenden hätte man darüber informieren müssen, so ihre Forderung - oder noch besser: als Bekanntgabe in einer öffentlichen Gremiumssitzung, zum Beispiel im Bauausschuss oder Stadtrat. Gar manche Dinge, wie zuletzt zum Beispiel auch zur Forum- oder Bürgerspitalareal-Entwicklung würden "unter dem Deckel gehalten", unterstellte Fruth Absicht, um klarzumachen, dass es der SPD mit solchen Infos "nicht nur um uns, sondern auch um die Bürger geht".

Auch Radweg neu denken

Faktisch komme jetzt obendrauf, dass auch der bereits bestehende Bebauungsplan mit Brücken- bzw. Straßenerweiterung an dieser Stelle geändert werden müsse. Etwas, das man längst auch öffentlich angehen hätte können, wenn mit offenen Karten gespielt worden wäre, so der SPD-Vorwurf. Stadtrat Dieter Amann wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Regensburger Straße außer einem breiteren bzw. einem zweiten Gehsteig auf der anderen Seite ja auch einen Radweg hätte bekommen sollen, der nun völlig neu gedacht und geplant werden müsse.

Nachgefragt:

Baureferent Markus Kühne sieht keine Versäumnisse in Sachen Informationspolitik bei der Stadtverwaltung. Auf Nachfrage weist er darauf hin, dass die bestehende Planung der Bahnbrücke in gemeinsamer Abstimmung zwischen Bahn und Stadt schon 2017 aufgegeben worden sei. Grund dafür sei gewesen, dass der Ausbau der Bahnstrecke in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen wurde. Ziel ist ein zweigleisiger Ausbau und die Elektrifizierung der Linie. Dies mache ein völlig neues Planungsverfahren nötig. Kühne: „Das laufende Planfeststellungsverfahren ist deswegen beendet worden. Oberbürgermeister Michael Cerny hat die Fraktionen darüber im Bau- und Umweltausschuss am 10. Mai 2017 im nichtöffentlichen Teil informiert.“ Kühne weist auch darauf hin, dass die Stadt Amberg bei dem Projekt nicht die Federführung habe, sondern das Brückenbauwerk Sache der Bahn sei. Die Bahn habe derzeit noch keinen neuen Planungsauftrag erhalten. (upl)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.