Einen historischen Rückblick ließ sich Casino-Wirt Hans Graf, Initiator der Ideensuche, nicht nehmen. "Was war das hier denn früher für ein Platz? Ein Ort, an dem Markt abgehalten wurde, an dem sich Menschen trafen, um zu netzwerken, ratschen und Lebensmittel zu kaufen." In der Innenstadt sollen sich laut Graf wieder diese Treffpunkte entwickeln.
Der Schrannenplatz stehe nur exemplarisch für all die anderen Orte, die eine Verbesserung ebenfalls dringend notwendig hätten. Als Beispiele nannte Graf auch den Parade-, Malteser- und Paulanerplatz. Der Schrannenplatz verkümmerte zum Durchgangsverkehrsplatz für ein paar Parkplätze, die nicht einmal von Innenstadtbewohnern gesucht würden, sondern meist von Autofahrern aus dem Landkreis - obwohl es in unmittelbarer Nähe zwei Tiefgaragen gibt.
Der "Kinderabholverkehr" nach Schulschluss arte in regelrechtem Chaos aus und sei eine Gefahr für Menschen mit Gehbehinderungen oder Eltern mit Kinderwagen und Kleinkindern. Für diese seien vor allem die hohen Bordsteinkanten ein Hindernis. "Eine absolute Fehlplanung der Stadt" nannte Hans Graf den neu errichteten Parkplatz für Motorräder vor der Buchhandlung. Zwar sei am Hafnergäßchen der Bürgersteig niedriger, aber dafür sei die Bordsteinkante an allen anderen Seiten zu hoch. Überflüssig nannte Graf die Abholzung eines Baumes, auf dessen Fleck nun ein Parkscheinautomat steht. Besonders unschön seien auch die "seelenlosen Laternen" ohne Außenverglasung, die wegen der Umstellung auf LED-Beleuchtung "einfach nur mit einem Rahmen versehen" worden seien. "Ganz zu schweigen von der Theater-Ladefläche, die dringend professioneller gestaltet werden muss", fügte Graf hinzu. Ein Lösungsvorschlag, um den Schrannenplatz wieder attraktiv zu entwickeln, wäre die Abgrenzung des Verkehrs beginnend an der Ecke zur Weinstraße bis zur Vilsstraße und dem Viehmarkt. Auf die fünf Parkplätze könne die Stadt verzichten, lautete der Tenor der Vertreter beider Vereine. Außerdem sollte der Schrannenplatz mit Sitzgelegenheiten ausgestattet und begrünt werden. Auch Bäume sollten gepflanzt werden. Als Beispiel wurde der Paradeplatz genannt, der einer Allee gleiche und in den Sommermonaten für ausreichend Schatten sorge.
Das Stichwort sei "Shared Space", das in Großstädten bereits umgesetzt werde. Soll heißen: Lebendige, öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität ist die neue Planungs-Philosophie. Laut Graf gehe es nicht ausschließlich um die Ausgrenzung von Autos, sondern vielmehr "um eine der Nutzung dienende Mobilisierung aller Verkehrsteilnehmer". Eine Verengung der Fahrspur für Lieferverkehr sei durchaus eine Möglichkeit. Ein großer Platz wie der Schrannenplatz habe einfach eine bessere Daseinsberechtigung verdient, vor allem auch aufgrund der Sichtachse zur Kirche auf dem Mariahilfberg.
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