In einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien und der Amberger Zeitung erzählt die Ambergerin, die Italienisch-Kurse an der Volkshochschule gibt, wie die Lage vor Ort aktuell zu beschreiben ist und wie ihre Bekannten am Gardasee damit umgehen. Vor fast zwei Wochen seien die ersten Corona-Fälle in der Amberger Partnerstadt in Italien aufgetreten. Mittlerweile gebe es Ausgangssperren mit strikten Kontrollen. "Wer rausgehen möchte, braucht einen Schein", sagt Susy Hermann-Wolters und meint damit die Zettel, auf denen die Einwohner die genauen Gründe angeben müssen. Nur zum Einkaufen, Arbeiten und für einen Arztbesuch dürfe man das eigene Haus verlassen. Doch selbst den Arztbesuch sollte man, wenn möglich, vermeiden. "Wenn es nicht so schlimm ist, bleibt man besser zu Hause", sagt Susy Hermann-Wolters. Auf die Frage, wie man die Situation in italienischen Mehrgenerationenhäusern handhabt, antwortet sie, dass "man schon darauf achtet, sich nicht zu begegnen". In Häusern, in denen Großeltern und Enkel nur durch eine Wand getrennt sind, sei das natürlich schwieriger. Wo man aber in unterschiedlichen Wohnungen oder sogar Stockwerken lebt, sei es zurzeit absolut wichtig, die Distanz zu wahren.
So ist die Lage in Ambergs französischer Partnerstadt Périgueux
So kursieren bereits im Internet Videos, in denen sich Nachbarn über Terrassen hinweg unterhalten und Spiele spielen. "Man kreiert über Balkone und Fenster ein Zusammenleben", weiß Susy Hermann-Wolters. Sie bestätigt, dass es auch in Desenzano Flashmobs gibt. So spielen einige Bewohner ohne große Vorplanung und Absprache Musik über Lautsprecher, woraufhin die einzelnen Nachbarn auf ihren Balkonen tanzen. "Der Zusammenhalt mit den Nachbarn ist ganz stark", berichtet Susy Hermann-Wolters. Da vor allem auch ältere Menschen zu Hause bleiben sollten, helfe man sich aus, wo es nur geht. Und was die Langeweile angeht: "Man kann auch einfach mal wieder die Wohnung in Ordnung bringen." Jetzt, da man daheim ist, habe man Zeit für all die Sachen, die bisher liegengeblieben sind. Alle Geburtstage, Hochzeiten und sonstige Familienfeiern müssten aber vorerst verschoben werden. Auf einen Zeitpunkt in einer unbekannten Zukunft, wenn irgendwann das Coronavirus besiegt ist. So wurde auch das geplante Konzert von Amberg und seiner Partnerstadt Desenzano verschoben. Zurzeit könne man sich weder treffen noch üben. "Ohne Atemschutzmaske darf man gar nicht raus", sagt die Ambergerin. Vor Geschäften werde darauf geachtet, dass unter keinen Umständen zu viele Personen gleichzeitig den Laden betreten. Man passe auch auf, dass die Kunden genügend Abstand halten können und keine Schlangen an der Kasse entstehen. Das Lebensmittelhamstern sei nur zu Beginn der Krise ein Thema gewesen, weiß sie und ergänzt: "Mittlerweile hat sich das wieder ziemlich gelegt." Doch italienische Haushalte seien anders als deutsche. Das Kochen mit frischen Zutaten habe einen viel höheren Stellenwert. Somit hätten alle sowieso bereits sehr viele Lebensmittel zu Hause. Dass nicht so viel wie zum Beispiel in Deutschland gehamstert wird, hat laut Hermann-Wolters auch etwas mit dem Vertrauen der Italiener in die Supermärkte zu tun: "Man verlässt sich auf die Supermärkte. Sie haben offen und es gibt dort alles."
Für alle anderen Geschäfte, die momentan aufgrund der Coronakrise geschlossen bleiben müssen, sei die aktuelle Lage jedoch eine finanzielle Katastrophe. "Die Situation ist dramatisch", sagt Susy Hermann-Wolters. Sie geht jedoch davon aus, dass der Staat, soweit möglich, Unterstützung bieten wird. "In den Zeitungen liest man nur noch über ein Thema." Die Informationslage über das Coronavirus beschreibt Susy Hermann-Wolters als "auf jeden Fall sehr gut". Was ihr größere Sorgen bereitet, ist die aktuelle Situation im Krankenhaus von Desenzano. So wie viele andere Krankenhäuser stoße es längst an seine Grenzen. Und das Schlimmste: "Der Höhepunkt der Krise ist noch nicht erreicht."
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