Amberg
25.10.2023 - 15:14 Uhr

Ameisenheger Markus Raum kartiert im Naturpark Hirschwald die Waldameisennester

Waldameisennester lässt der Naturpark Hirschwald seit 2019 von Markus Raum kartieren. Über 400 hat der zertifizierte Ameisenheger bereits erfasst. Ameisennester melden ihm aber auch die Bürger.

Ameisenheger Markus Raum ist im Naturpark Hirschwald unterwegs. Sein Spezialgebiet sind die Waldameisennester. Bild: Markus Raum
Ameisenheger Markus Raum ist im Naturpark Hirschwald unterwegs. Sein Spezialgebiet sind die Waldameisennester.

Der Naturpark Hirschwald spricht in einer Pressemitteilung von seiner Verantwortung für wertgebende Arten und lässt deshalb seit vier Jahren Waldameisennester von einem zertifizierten Ameisenheger kartieren. Unterstützt werde Markus Raum dabei von Bürgern, die ihm Ameisennester über die Internetseiten des Naturparks (www.naturparkhirschwald.de) melden und die er dann überprüft. Inzwischen hat Raum nach Angaben des Naturparks über 400 Waldameisennester erfasst.

Eine Schlüsselart im Ökosystem Wald

Waldameisen stellen dem Naturpark zufolge Schlüsselarten im Ökosystem Wald dar. Sie fressen Forstschädlinge, sind andererseits Nahrung für andere Tiergruppen wie Spechte. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung vieler Pflanzenarten. Da sie auch Aas fressen, werden sie oft als Müllabfuhr der Natur bezeichnet. Trotzdem sind viele Arten gefährdet.

Im Naturpark Hirschwald kommen hauptsächlich vier Arten vor, von denen drei teilweise auffällige hügelartige Nester bilden: Rote Waldameise, Kahlrückige Waldameise, Wiesen-Waldameise und Blutrote Raubameise. Bis auf die letzte Art seien alle in ihrem Bestand gefährdet und nach dem Artenschutzgesetz geschützt.

Bei Baumaßnahmen wie dem Straßenbau könne es vorkommen, dass Ameisennester versetzt werden müssen, denn sie dürfen laut Naturpark nicht einfach zerstört werden. Raum ist dazu ausgebildet und könne von der Unteren Naturschutzbehörde beauftragt werden, Ameisennester umzusiedeln. Auf die Bedeutung der Waldameisen im Ökosystem geht er bei öffentlichen Führungen im Naturpark Hirschwald an. Dieses Angebot werde sehr gut angenommen.

Auf die Ameisen ist er laut eigener Aussage gekommen, da ihn "die Welt der Tiere bei uns in der Region schon immer interessiert" hätten: Amphibien, Insekten generell, Heuschrecken bis hin zu den kleinen Waldbewohnern, den Ameisen. 2018 absolvierte er bei der Ameisenschutzwarte Bayern in Nabburg eine Ausbildung zum Ameisenheger. Ameisen sind für Markus Raum "eine unvorstellbare kleine Macht in unseren Waldgebieten". Ihre Organisation und der Zusammenhalt als einziger Organismus durch einzelne Individuen faszinieren ihn. Ihre Bedeutung im Ökosystem erachtet er als sehr wichtig: "Wenn die Waldameisen fehlen, dann fehlt nicht einfach irgendetwas Unwichtiges, sondern ein großer Teil vom Ökosystem eines Waldes."

Über 400 Nester erfasst

In den vier Jahren, in denen er für den Naturpark Hirschau kartiert, hat er über 400 Nester erfasst. Heuer hat er nach eigenen Angaben erstmals einige bereits kartierte Nester aus den ersten Jahren wieder aufgesucht. Einige bereists kartierten Nester waren verschwunden oder tot. Wobei laut Markus Raum die toten Nester allesamt nicht beschädigt waren. Sie seien verlassen oder ausgestorben gewesen, aber noch vorhanden. Dass manche Nester komplett weg waren, hat für Markus Raum wahrscheinlich mit dem "menschlichen Einfluss" wie Waldarbeit zu tun.

Ob es sich bei den toten Nestern um einen "natürlichen Prozess" handelt, da ist sich Markus Raum nach eigenen Angaben nicht sicher. Dass Nester, die voller Leben waren, einfach tot seien, könne er sich nicht vorstellen. Ein Rückgang in einem Nest, wenn zum Beispiel bei den Roten Waldameisen die einzige Königin im Nest sterbe, würde mehrere Jahre dauern, bis alle Arbeiterinnen, die ja sechs Jahre leben können, verschwunden seien. Man könne den Rückgang in einem Nest also eine Zeitlang beobachten. Raum verweist auch darauf, dass dies erst das erste Jahr der Nachkartierung war. "Es wird sich eben die nächsten Jahre zeigen, wie hier der Verlauf in unseren Waldgebieten vonstatten geht."

Lange Lebensspanne

Wie Raum weiter erklärt, könne eine Königin der Roten Waldameise bis zu 24 Jahre lang leben und Arbeiterinnern hervorbringen. Sterbe die Königin nach 24 Jahren, leben seinen Angaben die letzten der Arbeiterinnern noch sechs Jahre. "Also kann ein Nest schon eine gewaltige Lebensspanne erreichen." Manche Arten wie die Kahlrückige Waldameise hätten viele Königinnen in einem Nestbau. So ein Nest könne theoretisch eine noch längere Lebensspanne haben. Das Eisberg-Syndrom, also die Tatsache, dass der größere Teil unterirdisch und damit im Verborgenen liegt, trifft nach Angaben von Markus Raum auch auf die Waldameisennester zu. "Die oberirdische Nestkuppel ist kleiner als der unterirdische Bau."

Über die Naturparkrichtlinie des Freistaats Bayern wird nach Angaben des Naturparks Hirschwald die Arbeit von Markus Raum gefördert. Der Naturpark hofft laut Pressemitteilung, dass die Kartierungen von Waldameisennestern im Naturpark noch einige Jahre fortgesetzt werden könne, "damit sich ein möglichst umfassendes Bild über die Waldameisen-Population ergibt". Denn nur wenn diese Vorkommen bekannt seien, "können sie auch geschützt werden".

 
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