Es war im Januar 2018, als Pianistin Sophie Pacini das Publikum im Amberger Stadttheater mit Chopin, Schubert, Schumann und überspringender musikalischer Leidenschaft begeisterte. Die ersten beiden finden sind auch diesmal wieder im Programm des Klavierkonzerts am 12. November im Stadttheater Amberg. Aber auch ausgewählte Stücke von Alexander Skrjabin und die zum Anspruchsvollsten der Romantik zählende h-Moll-Sonate von Franz Liszt versprechen einen unvergesslichen Konzertabend.
Die Sonate nimmt in der Karriere der früh entdeckten und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Pianistin eine Schlüsselposition ein. Nicht nur weil sie zu den ersten Stücken in ihrer Karriere zählt, sondern auch weil sie damit einst ihre große Kollegin Martha Argerich überzeugte. Die tiefe persönliche wie künstlerische Freundschaft, die sich aus dieser Begegnung entwickelte, verbindet die beiden Künstlerinnen bis heute.
Mit ihrem Instrument fühlt sich Sophie Pacini ebenfalls aufs Engste verbunden. Und das, obwohl sie ihren festen Partner-Flügel im oberbayerischen Zuhause immer wieder aufs Neue mit den Konzertflügeln jeweils vor Ort "betrügt", ergänzt sie mit herzlichem Lachen. In jedem neuen Flügel mit dessen ganz eigener Geschichte stecke aber auch jedes Mal eine neue Chance.
Fenster bitte offen lassen
Im Durchschnitt verbringe sie mindestens drei bis vier Stunden am Tag an den 88 Tasten, es könne aber auch gerne mal das doppelte Pensum werden. Da erweise sich dann das Landleben als Glücksfall: Statt Lärm-Beschwerden erreichen Sophie Pacini höchstens nachbarliche Bitten, beim Üben doch die Fenster offen zu lassen.
Aus ihrer Liebe zur Romantik macht sie kein Geheimnis: "Wenn ich könnte, würde ich bei Chopin und Schumann leben wollen." In der Corona-Zeit habe sie viel Chopin gespielt. Und viel Mozart. Beide seien für sie miteinander verwandt, beide hätten den totalen Frieden in ihrer Musik und dann auch wieder den Absturz ins Düstere.
Neues im eigentlich Bekannten
Starre zeitliche Einteilungen findet die Musikerin übrigens schwierig, ihre Herzens-Epoche zieht sich von 1750 bis 1950. Bei einem so weiten Spektrum kann man natürlich auch nicht alles ständig parat haben. Werke, die sie aus den Tiefen ihres Fundus´ wieder hervorholt, bringt Sophie Pacini - dem Fingergedächtnis sei Dank - in ein bis zwei Tagen wieder in Form.
Dabei entdeckt sie auch immer wieder Neues im eigentlich Bekannten. Bei bislang unbekanntem Stoff heißt es dagegen erst einmal durchlesen, durchspielen und dann im Zusammenspiel mit passender Lektüre und diversem Anschauungsmaterial aus der Zeit ein Gesamtkonzept entwerfen, das wiederum als Grundlage für die ureigene Inszenierung dient. Dass sie nicht einfach nur Programm "abspult", weiß, wer schon mal bei ihr im Konzert war: Die Künstlerin erklärt zwischendurch ihre Ideen, die Verbindungen und gewährt damit zugleich Einblicke zu ihrem eigenen Hintergrund. Tatsächlich habe sie damit bisher ausschließlich positive Erfahrungen gemacht, dosiert, sprich blockweise eingeteilt, müsse es aber schon sein.
"Bereicherndes Erlebnis"
In Rage gerät Sophie Pacini im Interview, als es um das immer noch im Zentrum des Interesses stehende Äußere von Künstlerinnen geht - allen Me-Too-Fortschritten zum Trotz. Kritiken, die sich mit Kleiderfarben und Rocklängen beschäftigten, regen die Pianistin wirklich auf. Aber auch die diesbezügliche Dynamik unter Kolleginnen hält sie für problematisch. Sie selbst achte bewusst auf Ausstrahlung und Aussage: "Ich spiele diese Karte nicht aus. Das würde auch die Farbe meiner Musik verändern." Für sie steht fest, dass das alles im Grunde überhaupt keine Rolle spielen sollte. So wie es bei den männlichen Kollegen ja auch kein Thema ist.
An ihre Amberg-Premiere vor vier Jahren erinnert sich Sophie Pacini übrigens noch gut: "Das Theater war so wahnsinnig schön, das Publikum so herzlich - ein schöner Tag und ein bereicherndes Erlebnis".
Am Samstag, 12. November um 19.30 Uhr gastiert Sophie Pacini im Stadttheater Amberg. Auf dem Programm des Abends stehen Werke von Chopin, Skrjabin, Schubert und Liszt. Karten gibt es bei der Tourist-Information Amberg, Telefon 09621/101 233.
Zu Person: Sophie Pacini
- Sophie Pacini: Pianistin, geboren 1991 in München, Konzertdebüt mit 8 Jahren, Ausbildung im Hochbegabteninstitut des Mozarteums Salzburg, seither auf den großen Bühnen der Welt zu Gast, vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem "ECHO Klassik" in der Kategorie "Nachwuchskünstlerin des Jahres 2015", entwickelt auch neue Konzert- und Sendeformate für den Deutschlandfunk, im Januar 2023 erscheint ihr neues Album "Puzzle"
- Konzert: Samstag, 12. November, 19.30 Uhr, Stadttheater Amberg, Werke von Chopin, Skrjabin, Schubert und Liszt, Tickets bei der Tourist-Information Amberg, Tel. 09621/101233
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