„Ein Haus in Limone“ nimmt Leserinnen und Leser mit in eine Gegend, die nicht ohne Grund ein touristischer Sehnsuchtsort ist. Auch Akos Doma begeisterte sich spontan für diesen Landstrich, als er im Alter von 50 Jahren endlich erkundete, was scheinbar alle Süddeutschen bereits von Kindesbeinen an kannten. Den Traum vom eigenen Domizil dort dimmt der Schriftsteller im Telefoninterview vor der Lesung am Donnerstag, 18. Juli in der Provinzialbibliothek Amberg allerdings ein bisschen herunter: „Ein Zimmer mit Aussicht würde auch schon reichen.“
Seinem Protagonisten aber gönnt er das Ferienhaus in Limone. Von unbeschwert glücklichen Tagen ist dieser jedoch weit entfernt, sein Wochenend-Abstecher an den Gardasee soll stattdessen einen Schlussstrich ziehen unter das Kapitel Haus und Gardasee. Aber es kommt anders, nicht zuletzt durch die Begegnung mit rätselhaften Frauen und auch, weil die Vergangenheit mitgereist ist und nicht nur mit einer Tragödie lange Schatten in die Gegenwart wirft.
Einem Krimi nicht unähnlich legt Doma verschiedene Spuren, die sich im Verlaufe des Romans zu einem mitunter doch überraschenden Ganzen fügen. „Ein Roman muss dicht sein, je dichter umso besser auch beim Lesen“, befindet der Schriftsteller. Damit die Geschichte ein großes Ganzes mit riesigem Netzwerk bilden kann, müsse die gesamte Handlung von Anfang an komplett konzipiert sein. „Aber es kommen auch Ideen, denen man folgen muss.“ Eine seiner Frauenfiguren war eine solche Idee, die dem Roman viel gegeben habe.
Liebe und Schmerz
Inhaltlich dreht sich vieles um Schuld und die Frage, wie viel Schmerz man anderen zufügen kann und darf, um die eigene große Liebe zu leben. An diesem Dilemma gereizt habe ihn das Elementare, die Urgewalt großer Leidenschaft: „Vernunft und Moral spielen eine weit geringere Rolle als wir uns gerne einbilden“, sagt Doma.
Seinen Protagonisten stattet er mit vielen und nicht immer den besten Facetten aus. Sympathie hegt er – wie für alle Figuren, die er erfinde – trotzdem für ihn. „Ich will nicht moralisieren, nur darstellen.“ Es ist die Authentizität, auf die der Schriftsteller besonderen Wert legt. Im Übrigen sei der Roman ein Loblied auf die Frau, so wie sie ist und wie er sie erlebt und nicht die Kreatur, zu der sie heutzutage mit Gewalt transformiert werde.
Bei den Schauplätzen hält er sich mit einer Ausnahme an die Realität. Schließlich sei ihm die Geschichte vor Ort gewissermaßen in den Schoß gefallen. Was beim ersten Mal noch fehlte, habe sich wundersamerweise im darauffolgenden Jahr gefunden, erzählt Doma: „Wie Puzzleteile. Ich kann es gar nicht erklären.“ Zumal er eigentlich kein „Ortsmensch“ sei.
"Brauche keine Anerkennung, brauche Geld"
Wie er als geborener Ungar das Gespür für Melodie, Rhythmus und Bildlichkeit einer Sprache entwickeln konnte, die nicht seine Muttersprache ist, kann er hingegen schon erklären: „Das war ein unendlicher Prozess. Es geht um winzige Nuancen. Man lernt über Jahrzehnte durch Lesen, Schreiben und auch durchs Übersetzen (Doma übersetzte u.a. Lászlo F. Földényi und Sándor Márai aus dem Ungarischen, Anmerk. d. Red.). Die Wortstellung ist entscheidend und war das Letzte, was mir aufgehen musste.“
Die Wertschätzung, die ihm für seine literarische Leistungen in Form zahlreicher Stipendien und Aufenthalte als Stadtschreiber etwa in Dresden und Rheinsberg entgegengebracht wird, betrachtet er durchaus pragmatisch: „Ich brauche keine Anerkennung, ich brauche Geld“, entlehnt er beim Komponisten Richard Wagner und stuft diese Art der Förderung als elementar wichtig ein: „Ohne gäbe es den einen oder anderen Roman nicht.“
Auf die anstehende Lesung freut sich Doma, der einen Teil seiner Jugend in Amberg verbrachte und hier auch vor 40 Jahren sein Abitur am Erasmus-Gymnasium ablegte, aus einem Grund besonders: „Die Provinzialbibliothek war meine Oase in Amberg, hier war ich unter den Büchern, die ich liebte.“
Zu Person, Buch und Veranstaltung
- Akos Doma, Dr., Schriftsteller und Übersetzer, 60, geboren in Budapest/Ungarn, 1972 Flucht aus Ungarn, nach Stationen in Italien und Großbritannien 1977 Amberg, 1984 Abitur am Erasmus-Gymnasium, Studium Anglistik, Amerikanistik und Germanistik,1994 Promotion, von 1990 bis 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter und später Dozent am Lehrstuhl für Amerikanistik an der Katholischen Universität Eichstätt, 2001 Romandebüt mit "Der Müßiggänger", dritter Roman "Der Weg der Wünsche" auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2016 . Akos Doma lebt in Eichstätt.
- Das Haus in Limone, Roman, 304 Seiten, gebunden, Verlag Jung und Jung, 24 Euro
- Lesung am Donnerstag, 18. Juli um 19.30 Uhr im Barocksaal der Provinzialbibliothek Amberg, der Eintritt ist frei. Eine Veranstaltung der Provinzialbibliothek Amberg in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Amberg-Sulzbach
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