Normalerweise sind es "harmonische" Bäume, einheimische Arten, die von allen Seiten auf Zustimmung stoßen, die von einem bundesweiten Kuratorium zum Baum des Jahres gekürt werden. Im Krisenjahr 2020 ist auch das anders. Umweltreferent Bernhard Mitko stellte im letzten Umweltausschuss vor der großen Ferien die Robinie vor. Eine "invasive" Baumart, also ein Zuwanderer aus Nordamerika, der eine Gefahr für die lokalen Ökosysteme darstellt.
"Die Robinie wurde wahrscheinlich gewählt, weil sie als Hoffnungsträger im Klimawandel zählt", sagte Bernard Mitko im Umweltausschuss und machte gleichzeitig deutlich: "Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Robinie sehr bedenklich." Laut Mitko ist der Baum, dessen Holz gerne als Ersatz für Tropenhölzer bei Gartenmöbeln oder Spielgeräten verbaut wird, eine Pionierbaumart.
Sie blüht sehr früh, der Samen ist über Jahrzehnte keimfähig. Zusätzlich verbreitet sich die Robinie über ihre Wurzelbrut - aus den oberflächennahen Wurzeln bilden sich Wurzelsprosse, aus denen sich neue Bäume entwickeln. Diese Strategie, so sagte Mitko, mache die Robinie zu einer invasiven Baumart. "Sie hat das Potenzial, sensibles Ökosystem, Pflanzen und Lebensräume zu bedrohen und zu zerstören." Aber die Robinie hat auch eine andere, eine durchaus positive Seite.
Sie ist laut Bernhard Mitko ein Baum, der sehr gut mit dem speziellen städtischen Klima und wahrscheinlich auch mit den Folgen des Klimawandels zurecht kommt. "Sie ist salz- und immissionstolerant und weist eine hohe Resistenz gegenüber Umweltgiften und Abgasen aus." Also an sich der ideale Baum für Alleen oder Parks. Außerdem lieben Insekten und hier vor allem Bienen die Robinie. Das Ergebnis wird fälschlicherweise als Akazienhonig verkauft. Außerdem lässt die lichte Krone viel Licht durch, das für das Aufkommen der Bodenvegetation wichtig ist. Zusätzlich siedeln viele Pilze am Holz der Robinie. Das Fazit des Umweltreferenten: "Auch wenn die Robinie als Baum des Jahres sehr umstritten ist, bietet es sich an, sie als Straßenbaum zu pflanzen, weil sie so nicht invasiv werden kann und auch ein schöner Baum ist."
Praktisch umgesetzt werden soll diese Erkenntnis in der Herbstsitzung des Umweltausschusses im Baugebiet "Am Akazienweg", wo der Ausschuss samt Oberbürgermeister traditionell ein Exemplar des Baumes des Jahres pflanzen wird.
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