Amberg
02.05.2023 - 11:25 Uhr

„Bayerns Seltenste“: LBV widmet Fachtagung besonderen Tier- und Pflanzarten

Die Große Hufeisennase ist seit Jahren in Hohenburg beheimatet. Bild: Rudi Leitl/exb
Die Große Hufeisennase ist seit Jahren in Hohenburg beheimatet.

Bereits zum vierten Mal haben der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und die Zoologische Staatssammlung München die Bayerischen Biodiversitätstage veranstaltet, auch dieses Jahr unterstützt durch die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung. Auf der Fachtagung vom 21. bis 22. April in Amberg haben sich die Teilnehmenden dem Thema „Bayerns Seltenste“ gewidmet. „Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind auf ganz besondere Lebensräume und -bedingungen spezialisiert. Auch in Bayern tragen wir Verantwortung für seltene Arten, die in manchen Fällen nur bei uns vorkommen“, sagt Andreas von Lindeiner, der LBV-Landesfachbeauftragte Naturschutz.

Eine Tierart, für die der Freistaat sogar die Hauptverantwortung trägt, ist die seltene Fledermausart Große Hufeisennase. Ihre deutschlandweit letzte Wochenstube im oberpfälzischen Hohenburg wächst weiter. Als diese Kolonie 1992 entdeckt wurde, war der Bestand auf einem sehr niedrigen Niveau. Erst seit der LBV zusammen mit vielen anderen Organisationen ab 2008 aktiv in die Lebensbedingungen der Großen Hufeisennase eingreifen konnte, wächst der Bestand an Großen Hufeisennasen stetig weiter. „Von anfangs 21 Müttern mit ihren zehn Jungtieren konnten im vergangenen Jahr schon 405 erwachsene Tiere gezählt werden. Diese brachten 160 Babys zur Welt. Ein Zuwachs um knapp das 20-fache in den letzten 30 Jahren lässt uns hoffen, dass sich diese Art wieder dauerhaft bei uns in Deutschland halten kann“, sagt Alexander Gnatz, der LBV-Gebietsbetreuer für die Große Hufeisennase.

Allerdings ist die Fledermaus-Kolonie, solange sie auf das einzige Gebäude in Hohenburg beschränkt ist, stark gefährdet. Ein Brand, wie er 2020 in der Nähe des LBV-Fledermaushauses wütete, könnte diese Wochenstube zerstören. Auch eine eingeschleppte Krankheit oder ein sehr erfolgreicher Fressfeind könnte diese Kolonie auslöschen. Um mögliche Risiken zu verteilen, müsste sich diese Kolonie auf mehrere Gebäude aufteilen. „Die Große Hufeisennase benötigt ungestörte, dunkle, warme und zugluftfreie Dachstühle mit einer großen Einflugöffnung, durch die eine Fledermaus mit einer Flügelspannweite von fast 40 Zentimeter passt. Solche Gebäude existieren heutzutage wegen unserer modernen Bauweise aber so gut wie nicht mehr“, so Alexander Gnatz.

Dächer mit passenden Einfluglöchern sind meist so baufällig, dass es im Inneren stark zieht. So kann sich die warme Luft nicht halten und auch das Licht scheint durch Löcher im Dach herein. Wenn allerdings das Dach erneuert wurde und sich ideale Bedingungen im Inneren finden, sind die Großen Hufeisennasen aber meist ausgesperrt, da alle Löcher durch Fenster verschlossen wurden. Deshalb plant der LBV in zwei großen Projekten gezielt Fledermaustürme in geeigneten Jagdhabitaten der Hufeisennasen zu bauen, die komplett auf die Bedürfnisse dieser Fledermausart zugeschnitten sind.

 
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