Amberg
12.12.2022 - 15:49 Uhr

Beatrice und Judith Richter brillieren im Stadttheater Amberg in toller Komödie

"Zuhause bin ich Darling" heißt das Stück von Laura Wade welches die Komödie am Kurfürstendamm Berlin ins Amberger Stadttheater brachte. Mit dabei zwei prominente Schauspielerinnen: Beatrice und Judith Richter, Mutter und Tochter.

Zuhause bin ich Darling heißt das Stück, in dem Beatrice und Judith Richter - wie im richtigen Leben - Mutter und Tochter spielen. Bild: Stephan Huber
Zuhause bin ich Darling heißt das Stück, in dem Beatrice und Judith Richter - wie im richtigen Leben - Mutter und Tochter spielen.

Völlig verdreht ist diese Geschichte „Zuhause bin ich Darling“ von Laura Wade. Johnny und Judy, ein sympathisches, junges Paar, schwärmen nicht nur für die 50er-Jahre, die beiden leben diese Zeit. Sie gibt ihren Job auf, um dem Gatten pünktlich zum Feierabend einen Drink zu mixen und ihm die Hausschuhe zu reichen. Ein Albtraum für jede moderne, emanzipierte Frau von heute, die ihre Eigenständigkeit schätzt. Für Judy bedeutet das Nur-Hausfrauendasein die absolute Erfüllung.

Die Komödie am Kurfürstendamm Berlin bringt das preisgekrönte Stück ins Amberger Stadttheater und hat zwei prominente Schauspielerinnen an Bord: Beatrice und Judith Richter, Mutter und Tochter. Und das verkörpern die beiden auch auf der Bühne. Judith ist Judy, die liebende Gattin, die den Ratgeber „Die perfekte Hausfrau“ propagiert, und Beatrice gibt die Hippiemama, die ihre Tochter in einer Kommune hat aufwachsen lassen und so überhaupt kein Verständnis für den Nostalgie-Wahn der Tochter zeigt. Nein, sie schämt sich für das völlig antiquierte Getue ihrer Tochter und meint: „Für das hier habe ich nicht gekämpft.“ Die spektakulären Sketchup Auftritte an der Seite von Diether Krebs sind vielen im Publikum noch in Erinnerung. Bunt und reichlich clownesk agiert sie auch in diesem Boulevardstück, das ihr eigentlich nur zwei längere Mono- und Dialoge zubilligt, die sie allerdings engagiert und professionell absolviert.

Die Hauptrolle gehört Judith. In der pastellfarbenen Resopalküche, mit Wischmop im Arm und schwingendem Petticoat-Kleid tanzt sie zum Evergreen „Pillow Talk“ von Doris Day. Der US-Amerikanische Superstar repräsentierte in den 50ern sicherlich die blondeste, patenteste und perfekteste Hausfrau, die man sich nur vorstellen kann.

Judith Richter alias Judy eifert diesem Vorbild nach, spielt überzeugend eine Frau, die auf der Suche nach ihrem Ideal sehr viel von sich aufgibt, bis sie sich selbst am Ende fremd ist. Die Partnerschaft mit ihrem Mann Johnny (Frederic Böhle) bröckelt, die Freundschaft mit Franziska (Nadine Schori) und Marcus (Mischa Mang) wackelt und ihre Lebensphilosophie bekommt schwere Schlagseite. Die Scheinwelt könnte doch so schön sein, wäre da nur nicht die lästige Realität: Geldsorgen, Eifersucht auf die attraktive Alex (Henrike Fehrs), Chefin ihres Mannes, und natürlich ihre Mutter, die ihr vorhält, ihre berufliche Zukunft für einen Spleen wegzuwerfen.

Griffige Bilder

Martin Woelffer führt Regie. Mit griffigen Bildern setzt er Akzente, baut mitreißend choreographierte Tanzszenen ein (Choreographie Christopher Tölle) und überblendet Handlungen und Ebenen im anspruchsvollen Bühnenbild (Alfred Peter). Die gelungenen Kostüme von Sabrina von Allwörden lassen den Charme der „guten alten Zeit“, die so gar nicht gut war, aufblitzen. Mit Einfühlungsvermögen, dazu witzig und dramatisch zugleich strickt das Ensemble an dieser nicht ganz leichten Boulevardkost. Vom „Mauerblümchen am Herd“ über „MeToo“ bis zur Gleichberechtigung reichen die Themen, die sozusagen witzig abgearbeitet werden sollen. Das gelingt manchmal nur etwas zäh und langatmig. Große Lacher sind eher Fehlanzeige, aber heiteres Schmunzeln, zustimmendes Nicken und abschließend respektvollen Applaus gibt es für diesen Abend auf jeden Fall.

 
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