Amberg
29.07.2024 - 16:32 Uhr

Besuch der alten Dame: Ulrich M. Heissig gibt Irmgard Knef in Amberg

Hildegard Knef ist seit 22 Jahren tot. Nicht so Zwillingsschwester Irmgard, die sich beim Amberger Sommerfestival die Ehre gibt. Rote Rosen wird es nicht regnen, aber Niederschlag aus einfarbigen Blütengewächsen mit Dornen ist gewiss.

Ulrich M. Heissig gibt beim Amberger Sommerfestival Irmgard Knef. Bild: Robert Recker/exb
Ulrich M. Heissig gibt beim Amberger Sommerfestival Irmgard Knef.

Sie sieht aus wie der große Filmstar der Nachkriegszeit, ihre schnoddrige Berliner Schnauze ist genauso rauchig und tief – aber eine echte Zwillingsschwester ist Irmgard natürlich nicht. Erfunden hat sie der Autor, Schauspieler und Kabarettist Ulrich M. Heissig. Am Donnerstag, 1. August schlüpft er wieder in Kostüm und Maske und stellt seine charmante Kunstfigur im Innenhof der Stadtbibliothek Amberg vor.

Heissig freut sich auf das Wiedersehen mit der schönen, mittelalterlichen Stadt, in der er alle 10 bis 14 Jahre auftreten könne, wie er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien schreibt. Das letzte Mal war es 2014 mit einer Show mit Ilja Richter. Ansonsten verbinde er mit der Oberpfalz "Walhalla und Domspatzen, Porzellan aus Weiden, aber auch KZ Flossenbürg, tschechische Grenze und einen Dialekt, bei dem man zwei Mal hinhören muss, um ihn als Nicht-Bayer zu verstehen".

Diva, an der sich die Geister scheiden

Nun also das Gastspiel als Irmgard Knef. Die Idee der fiktiven Zwillingsschwester sei ihm Mitte der 90er-Jahre gekommen: "Hildegards Talkshow-Auftritte waren legendär, als sie schnoddrig-cool, witzig, lässig und treffsicher mit ihren Interviewpartnern umging. Die tiefe rauchige Stimme, die eine Berliner Schnauze mit Herz und Verstand erkennen ließ", so Heissig. Davor sei ihm der Filmstar präsent gewesen als "Diva, an der sich die Geister schieden und die von meiner Oma über meine Eltern bis zu meinen Geschwistern allen ein Begriff war".

Das ist heute zwar nicht mehr in dieser Breite der Fall, aber seine mittlerweile zehn abendfüllende Programme mit einem Repertoire aus über 100 eigenen Liedtexten und etlichen kabarettistisch verarbeiteten Themen funktionieren auch bei jungem Publikum, das "Hilde" nicht mehr so auf dem Schirm habe: "Alle, die sie noch kennen und schätzen, erfreuen sich natürlich am Wiedererkennungseffekt. Für Jüngere ist sie eine unkonventionelle, klar gebliebene, witzige Greisin."

Comedy-Variante einer Diva

Als fiktiver Zwilling ist Irmgard – natürlich – auch Jahrgang 1925, aber sie habe sich als Kunstfigur fit gehalten, wenn sie auch in den fast 25 Jahren, in denen es sie nun schon gebe, in Würde älter geworden sei, so Heissig. Entwickelt hat sich auch das Konzept: "Mein erstes Programm war die Gegenüberstellung einer zu kurz Gekommenen und meist Gescheiterten mit Hildes bekannter Künstlerbiografie. Seit dem zweiten Soloprogramm ist Irmgard eine eigenständige Figur. Sozusagen die Comedy-Variante einer Diva."

Rein äußerlich ist die Zwillingsschwester mit allem ausgestattet, was auch das Original ausmachte: "Auch die Stimme der alten Knef, Körpersprache, Kleidungsstil, und so weiter. Aber auch die Art ihres Humors, ihre Abgeklärtheit und Unsentimentalität, die der bewussten Kriegserfahrung als Teenager und der Karriere zu Beginn der 'Stunde Null' geschuldet ist. Eine unbeugsame Kämpferin."

Anders als Hildegard sei Irmgard dagegen als singende Kabarett-Diseuse weniger ernsthaft und ausschließlich dem kabarettistischen Entertainment verpflichtet: "Irmgard geht es mehr ums Lachen des Publikums." Fürs Amberger Publikum vorbereitet hat sie zwei Lieder, eines aus dem Repertoire der Knef und einen Blues, verrät Heissig. Das von ihm umgedichtete "Für mich soll's rote Rosen regnen", ist ohnehin gesetzt. Fragt sich nur, in welcher Version: "Mittlerweile gibt es von dem Rote-Rosen-Lied vier verschiedene Irmgard-Textfassungen."

HINTERGRUND:

Zu Person und Veranstaltung

  • Ulrich Michael Heissig, Autor, Schauspieler, Chansonnier und Kabarettist, 59, geboren in Sindelfingen, tourt seit 1999 als "Irmgard Knef" durch ganz Mitteleuropa, ausgezeichnet u.a. mit dem Kabarett Förderpreis "Sprungbrett" des Handelsblatt 2001, dem Deutschen Kabarettpreis-Sonderpreis 2004 und mit dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2017.
  • Irmgard Knef: Irmgard Knef stellt sich vor, von und mit Ulrich M. Heissig im Rahmen des Amberger Sommerfestivals am Donnerstag, 1. August um 20 Uhr im Innenhof der Stadtbibliothek Amberg (bei schlechtem Wetter im Stadttheater Amberg), Tickets bei der Tourist-Information Amberg unter Tel. 09621/101233 oder per E-Mail an ticket[at]amberg[dot]de.
 
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