Amberg
10.09.2025 - 16:00 Uhr

Betrüger hackt Ebay-Konto: Bewährungsstrafe nach Geständnis in Amberg

Der Fall spielte bundesweit. Ein durch Deutschland ziehender Mann hackte das Internet-Auktionskonto einer Frau aus dem Raum Amberg und versteigerte gewinnbringend Fahrradträger für Kraftfahrzeuge.Nun saß er gefesselt vor einer Richterin.

In Amberg stand ein Betrüger vor Gericht. Symbolbild: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
In Amberg stand ein Betrüger vor Gericht.

In 1800 Kilometern Entfernung von der Bundesrepublik warten angeblich eine Frau und zwei kleine Kinder auf einen 30-Jährigen. Auch das feste Dach über dem Kopf soll es dort geben. Fest steht allerdings: Seine Familie hat der Mann seit langer Zeit nicht gesehen. Er zieht durch Deutschland und darf das, weil seine Heimat zur Europäischen Union (EU) gehört. Als der Mann nun von Polizisten vor die Amberger Amtsrichterin Christina Denk geführt wurde, ging es um Betrügereien, die - wie es später hieß - "gewerbsmäßig abliefen und das Ziel hatten, den Lebensunterhalt zu finanzieren."

Aufenthaltsorte für den 30-Jährigen gab es mannigfach. In Berlin war er längere Zeit, im thüringischen Greiz eröffnete der Mann ein Bankkonto und in Oberbayern nahm man ihn heuer im März auf einem Flughafen fest, weil nach ihm per Haftbefehl gesucht wurde. Diese Anordnung hatte die Staatsanwaltschaft Amberg veranlasst, bei der seit 2023 ein Verfahren lief, das üble Tricksereien zum Inhalt hatte.

Falsche Angebote mit gehacktem Konto

Der seinerzeit 28 Jahre alte Osteuropäer war hergegangen und hatte das Ebay-Konto einer jungen Frau aus einer Amberger Stadtrandgemeinde gehackt. Dann bot er innerhalb weniger Tage in Sommer 2023 Fahrradträger für Kraftfahrzeuge und Reifen für Autos an. Die Höchstbieter bei den Auktionen überwiesen insgesamt mehrere Tausend Euro, warteten vergeblich auf ihre Ware und erstatteten Anzeigen. Sie sind bis heute frustriert.

Denn das, was sie auf eine Bankverbindung in Greiz eingezahlt hatten, bekamen sie nicht zurück. Das Konto wurde nach den kriminellen Transaktionen abgeräumt und aufgelöst.

Um das weitere Schicksal des 30-Jährigen zu klären, gab es jetzt in Amberg ein internes Rechtsgespräch, bei dem der Nürnberger Verteidiger Vuran Aslan ein Geständnis seines Mandanten zusicherte. Dafür wurde dem Angeklagten eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Warum Bewährung?

Der hauptsächliche Grund dafür war rein rechtlich: Als die Betrügereien im Jahr 2023 geschahen, hatte er in Deutschland keine Vorstrafen, quasi eine weiße Weste. Dies erschien maßgeblich - obwohl unterdessen weitere Delikte gleicher Art stattfanden.

16 Monate auf Bewährung

Der rastlos durchs Land ziehende Familienvater will, wie er der Amtsrichterin versicherte, "zu Frau und Kindern zurückkehren." Die Vorsitzende erfuhr ferner, dass der Mann seine Taten breut und in seiner Heimat künftig redlich leben möchte. Für das Geständnis gab es 16 Monate Gefängnis mit Bewährung. Nach fünf Monaten in U-Haft musste der 30-Jährige nicht mehr zurück in die Justizvollzugsanstalt Amberg. Vor dem Amtsgerichtsgebäude wartete bereits ein Wagen aus Franken, der ihn abholte.

Im Ohr blieb, was einer der abgezockten Bieter äußerte, als ihn eine Amberger Polizistin angeschrieben hatte: "Schön, dass Sie mir Nachricht geben. Vielleicht könnte man mich auch dabei unterstützen, dass ich mein Geld wiederkriege." Einen Versuch in diese Richtung unternahm Richterin Denk in ihrem Urteil. Sie verhängte den sogenannten Einzug von finanziellem Wertersatz. Doch das dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal Papierwert haben.

 
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