Amberg
13.01.2023 - 16:34 Uhr

Blockflöte de Luxe: Stefan Temmingh will auch das Amberger Publikum überzeugen

Für viele ist die Blockflöte eine Erinnerung an die musikalischen Anfänge. Für manche ist sie auch keine akustische Verheißung. Öffnet jedoch ein Virtuose wie Stefan Temmingh die Ohren fürs enorme Potential, ist Begeisterung garantiert.

Was hält einen über den musikalischen Einstieg hinaus an der Blockflöte? Stefan Temmingh muss da gar nicht lange überlegen: "Die Flöte ist eines der ältesten Instrumente überhaupt. Daher ist es ein sehr einfaches Instrument mit relativ einfachem Klang. Aber gerade die Unmittelbarkeit des Instruments finde ich so reizend, genau das macht es aber auch so schwierig", erklärt er im Telefon-Interview vor seinem Gastspiel am 5. Februar im Stadttheater Amberg.

Im Übrigen habe er sowohl im Privatwie im Berufsleben immer weniger Probleme mit Blockflöten-Vorurteilen: "Weil es immer bessere Flötistinnen und Flötisten gibt". Zu den Großen dieser Zunft darf er sich selbst auch längst rechnen, Preise wie der "Opus Klassik", der "Echo Klassik" oder der "International Classical Music Award" kommen nicht von ungefähr.

"Liebe auf den ersten Blick"

Die Begabung trägt er in seinen Genen, stammt er doch aus einer, in seiner Heimat Südafrika bekannten Musikerfamilie. Dieser Hintergrund bescherte ihm einst auch auf Anhieb einen Platz im Blockflöten-Unterricht seiner Schule. Was folgte, fasst Temmingh kurz und prägnant so zusammen: "Es war Liebe auf den ersten Blick."

1998 zog er nach München: "Meine Mutter hat mir früh klar gemacht, dass in Afrika keine Mittel für ein ausgeprägtes Konzertleben vorhanden sind. Von der Blockflöte zu leben sei nur in Europa möglich." Im Hinterkopf behielt er trotzdem den Plan B, als Koch oder Sommelier seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Glücklicherweise konnten Essen und Wein Hobby bleiben. Seine psychische wie physische Gesundheit hänge aber bis heute davon ab, jeden Tag kochen zu können, erzählt der begeisterte Kochbuch-Sammler. Unterwegs auf Tour ersetzen Besuche in guten Restaurants den eigenen Herd.

Blockflöte als Trumpf

Den kulturellen Austausch und auch die Konkurrenz hier in Europa findet Stefan Temmingh sehr inspirierend. Das fehle ihm in Südafrika. Auf der anderen Seite vermisst er hier die vielfältige, bunte Art seiner Heimat: "Auch wenn es hier auch immer diverser wird."

Das interkulturelle Miteinander ist dem Blockflötisten ein Anliegen. Bei all jenen, die, wie er, im Leben schon mit anderen Kulturen zu tun hatten, sei das selbstverständlich. Aber gerade dort, wo das nicht so ohne weiteres möglich ist, brauche es den Austausch: "Damit man merkt, dass es in der Kunst immer um Gefühle geht. Und Liebe und Zuneigung brauchen wir alle."

Sein erster Besuch im Stadttheater Amberg, den er zusammen mit dem renommierten Barockensemble "Capricornus Consort Basel" gestaltet, steht ganz im Zeichen der Meister-Komponisten Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach. Davon, am Ende des Abends neue Fans für die Blockflöte gewonnen zu haben, ist er aus Erfahrung überzeugt: "Da ist mein Leben fast leichter als das eines Geigers: Gute Geiger kennen die Leute zu Genüge, als Blockflötist dagegen hat man da eine Trumpfkarte in der Hand."

HINTERGRUND:

Zu Person und Konzert

  • Stefan Temmingh, Blockflötist, geboren 1978 in Kapstadt/Südafrika, für seine CD-Projekte ausgezeichnet mit dem ECHO Klassik, dem OPUS Klassik, dem Internationals Classical Award, seit 2019/2020 Professor für Blockflöte an der Hochschule für Musik Freiburg
  • Konzert mit Stefan Temmingh und dem Capricornus Consort Basel, Sonntag, 5. Februar 2023, 16 Uhr, imStadttheater Amberg, Werke von Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach, Tickets bei der Tourist Info Amberg unter Tel. 09621/101233
 
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