Blaulicht und Disco-Nebel
Diese Möglichkeit hat die Feuerwehr zu ihrem Bedauern nicht oft, doch am Dienstag gab es sie: Die Chance, an einem Gebäude in der Amberger Altstadt den Ernstfall zu proben. Über zwei aktive Feuerwehrleute, die bei der Stadtverwaltung arbeiten, ergab sich die Gelegenheit, einen Löscheinsatz im Umweltamt in der Herrnstraße zu üben. Passanten, die dort am Dienstagabend vorbeikamen, fürchteten schon Schlimmes, als sie Blaulicht und die Drehleiter vor dem Sparkassen-Gebäude sahen. Doch der Rauch, der hier zu sehen war, war nur Disco-Nebel. Und zu löschen gab es auch nichts. Die Mitarbeiter des Umweltamtes, in deren Räumen das Trainingsszenario angesiedelt war, haben vermutlich am Morgen danach gar nicht gemerkt, dass die Feuerwehr da war.
Die hält, wie der verantwortliche Zugführer Thomas Binner im Gespräch mit der Redaktion erklärte, solche öffentlichen Übungen ganz bewusst "geheim": "Wir geben das vorher nicht bekannt - wegen der Schaulustigen", sagt er und bittet um Verständnis. Natürlich sei es für Außenstehende spannend, wenn die Feuerwehr ausrückt. Aber bei einer Übung, gerade in den ohnehin schon sehr beengten Altstadt-Straßen, wären Zuschauer, die im Weg stehen, ein echtes Hindernis. Nicht nur bei einer Übung übrigens, wie Binner noch anmerkt - im Ernstfall werde der Einsatzort deshalb auch mit Absperrbändern markiert.
Für (fast) alle überraschend
Sogar die Feuerwehrleute wussten laut Binner vorher nicht, dass dieser "Zugdienst"-Abend ein besonderer sein würde. Regelmäßig treffen sie sich dabei zur Ausbildung, aber dass daraus eine sehr realitätsnahe Übung in der Altstadt werden würde, war nur der Führung und den Partnern von Polizei und Integrierter Leitstelle bekannt. Das Thema lautete "Löschzug": Der rückte mit rund 20 Mann und zwei Fahrzeugen in die Herrnstraße aus, weil die Brandmeldeanlage in dem ehemaligen Stadtsparkassen-Gebäude Alarm gegeben hatte. Was genau dahinter steckt, wissen die Feuerwehrleute zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, erklärt Binner diese typische Situation. Erst vor Ort, wenn sich der Erkundungstrupp umsieht, zeigte sich, was passiert ist.
Im aktuellen Fall zeigte sich schnell, dass ein Rauchmelder im zweiten Obergeschoss, in der ehemaligen Hausmeisterwohnung ausgelöst worden war. Tatsächlich rauchte es dort - um solche Übungen möglichst "echt" wirken zu lassen, nutzt die Feuerwehr eine Nebelmaschine, wie man sie aus der Disco kennt. Ungefährlich für Mensch und Umwelt, aber eben doch gut zum Üben. Denn wenn die Erkunder Rauch sehen, müssen andere nach vorne: Dann übernimmt der "Angriffstrupp" mit Atemschutz, erläutert Binner. Hier ist der Übungsnebel wichtig: Die Experten bewegen sich nämlich nicht aufrecht, sondern "auf allen Vieren" vorwärts, um dem im Ernstfall gefährlichen Rauch auszuweichen. In Bodennähe sei man nicht ganz so großer Hitze ausgesetzt und die Sicht sei auch etwas besser.
Feuerwehr übt im Büro
Wasser floss übrigens auch keines an diesem Abend, was im Ernstfall natürlich nötig gewesen wäre. Aber da die Wehr diesmal nicht in einem Abbruch-Gebäude übte, wie sie es sonst tut, sondern in einem noch genutzten und eingerichteten Objekt, "gehen wir da trocken rein", wie es Binner formuliert: Die Schlauchleitung wird zwar aufgebaut, und auch am Hydranten angeschlossen, aber am Verteiler vor dem Gebäude bleibt sie geschlossen - so ist für die Übung sichergestellt, dass im Gebäude kein Wasser fließen kann.
Auch die Personen-Rettung gehörte zum Übungs-Szenario: Fünf Menschen - vier Statisten aus der Jugendfeuerwehr und eine Puppe - galt es, in den verqualmten Büros zu finden und sie mit Tragetuch übers Treppenhaus und über die Drehleiter sicher nach draußen zu bringen. Am Ende war Zugführer Binner sehr zufrieden, aber auch um eine (nicht ganz neue) Erkenntnis reicher. Dass es in der Altstadt sehr eng ist für die Feuerwehr, wisse diese. Aber am Dienstag habe sich gezeigt, dass sich die Verantwortlichen speziell über diesen Bereich der Herrnstraße weitere Gedanken machen müssen: Obwohl zum Zeitpunkt der Übung, gegen 20 Uhr, dort alle Autos ordnungsgemäß auf den dafür vorgesehenen Flächen geparkt waren, war es schwierig, die große Drehleiter in die gewünschte Position nah genug ans Gebäude zu bringen. Womöglich wäre das zu späterer Stunde, wenn manche Nachtschwärmer nicht mehr ganz vorschriftsmäßig parken, noch brenzliger, meinte Binner. Dann könnte es für die bis zu 16 Tonnen schweren Fahrzeuge der Amberger Feuerwehr kein Durchkommen mehr geben. Man werde sich also Gedanken machen, wie man hier künftig verfahren muss.
Wunsch: Mehr Übungsobjekte
Nicht nur die Polizei begleitete die Feuerwehr bei dieser Übung. Auch Oberbürgermeister Michael Cerny schaute kurz vorbei. Auch er wisse, dass die Altstadt für die Feuerwehr ein "sensibler Bereich" ist, wie Birner meinte. "Da können wir gar nicht genug üben." Deshalb wäre es auch schön, wenn die Aktiven dazu etwas öfter die Gelegenheit hätten - weil ihnen Immobilienbesitzer in der Altstadt ihre Gebäude als Trainingsstätte zur Verfügung stellen.
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