Amberg
27.09.2022 - 14:44 Uhr

Brandauer als Shakespeare im Sommernachtstraum im Amberger Stadttheater

„Der Mensch – ein Esel.“ Das Fazit Brandauer's als Shakespeare war weniger überraschend als die Komödie selbst. Lust, Liebe, Zauber und Gier untermalt vom formidablen Pianoduo Grau-Schumacher im Stadttheater Amberg.

Schauspieler Klaus Maria Brandauer sorgte im Amberger Stadttheater für Ovationen. Bild: Nik Hunger/exb
Schauspieler Klaus Maria Brandauer sorgte im Amberger Stadttheater für Ovationen.

So manch ein Jugendtraum wurde wahr – wenn auch drei Jahrzehnte später: Einmal den großen Klaus Maria Brandauer auf der Bühne zu sehen. „Wir sind aus jenem Stoff, aus dem die Träume sind, und unser kurzes Leben ist eingebettet in einen langen Schlaf“, leitete Brandauer den Sommernachtstraum mit einem Zitat aus Shakespeare's „Der Sturm“ ein. Gefolgt von Grau-Schumachers vierhändigem Pianospiel komponiert von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Eine gefestigte Statur, nur der Brustkorb bebend. Eingeschlafen war er, der Brandauer, während des ersten Stücks auf dem Klavier. Flinke Finger flitzten über die Tastatur gespiegelt auf der Oberfläche des glänzenden Flügels. Perfekt inszenierte Stille nach dem letzten sanften musikalischen Ton. Und das Spiel ließ das Publikum mitten im Sommernachtstraum erwachen.

„Plötzlich greifen Kobolde in das Geschehen ein, dass kaum ein Gott diese Knoten verzerren könnte.“ Karl Maria Brandauers Blick schweifte über das Publikum in die Ferne und beobachtete das Tohuwabohu mit seinem inneren Auge. Und als sich Titania, Mutter Natur, dann auch noch in einen Handwerker mit Eselskopf verliebt, ist das Eifersuchts-Drama zwischen Liebesgelöbnissen, die sofort gebrochen wurden, in vollem Gange. Probleme, die durch Magie entstanden, wurden durch dieselbige auch gelöst.

In komprimierten fünf Akten las der Golden Globe-Gewinner über magische Ereignisse während der Sommernachtswende, wenn Realität und Illusion ineinander verschwimmen. Nicht selten vermag Brandauer den Eindruck hinterlassen, er wäre lieber Puck, der Kobold, der Schabernack treibt. Jedoch verfiel er mit Seele, Gestik und Mimik ganz und gar jeder Rolle, die Shakespeare's Sommernachtstraum zur Komödie machte – sitzend vor seinem Pult.

Ohne das emotionale Klavierspiel der Pianisten Andreas Grau und Götz Schumacher würde jedoch die Quintessenz des Stückes fehlen. Mit verkürzten Varianten der Konzert-Ouvertüre op. 21 fügte sich die Vorstellungskraft des Publikums in Brandauers darstellerische Lesung. Der immerwährende „Hochzeitsmarsch“ erklang jedoch laut und in voller Länge. Das ausverkaufte Stadttheater bebte am Ende durch langanhaltenden Applaus und stehende Ovationen.

 
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