Amberg
02.03.2022 - 09:17 Uhr

Mit Bruno Jonas auf dem Weg zur Religionsgemeinschaft

Es ist schon etwas befremdlich, an diesem Rosenmontag eine Lachnacht zu besuchen. Explosionen, Angst und Krieg in Europa und auf allen TV-Kanälen zu sehen. Und doch ist das Amberger Stadttheater beim Auftritt von Bruno Jonas gut gefüllt.

Dass „trotz aller Umstände“ so viel Publikum den Weg zur 10. Amberger Lachnacht gefunden habe, dafür bedankte sich Karlheinz Brandelik, der Geschäftsführer der Amberger Wirtschaftsförderung als Veranstalter. Wie immer diene der Erlös einem guten Zweck. Diesmal wolle man „den Kultur- und Spendentopf für die Flüchtlinge bereithalten!“ so sein Versprechen, das mit großem Applaus honoriert wurde.

Der Vorhang öffnet sich. Übergroße weiße Versalien BRUNO JONAS – spiegelverkehrt platziert – füllen die Bühne. Mittig ein Rednerpult mit zwei Mikrophonen, Getränk oben und vorne die Initialen BJ umrahmt von den 12 Europasternen. Die Bildsprache ist üppig: hier kommt der Ex-Barnabas vom Nockherberg, hier inszeniert sich ein ganz Großer der Kabarettszene, hier wird sein neues Soloprogramm „Meine Rede“ erwartet. Doch was passiert? Der Jonas hängt erst einmal am Telefon in der Warteschleife. „Glei geht’s los“, verspricht er.

Mit der Rede dauert es

Mit der Rede dauerts dann noch. Schließlich muss er sich erst einmal den neuesten Schlagzeilen widmen und tut dies mit jüngsten Zitaten von Gysi, Wagenknecht, Stegner und Baerbock, unserer schönen Außenministerin mit den schicken Stiefeletten. Schon hat er sein Publikum gefangen, der geborene Niederbayer, der immer wieder sein schauspielerisches Talent einsetzt, um sich so richtig aufzuregen. Während der knapp zwei Stunden Programm kommen der „fehlerlose“ Söder und der „Mehlschwitze-Steinmeier“ zum Zug.

Bei den Grünen sieht Jonas eine Entwicklung hin zur Religionsgemeinschaft. Und den Anton Hofreiter habe man wie den „Erlöser“ bereits übers Wasser gehen sehen, wenn es doch eher eine Pfütze war! Ex-Verkehrsminister Scheuer verglich er mit einem Cabrio: „Der Mann fährt oben offen.“ Er „behandelt“ Demokratie, Bundeswehr, Machtvakuum, Energiewende und Ökodiktatur. Zur Vergesslichkeit von Olaf Scholz und zum Genderthema hat er auch eine eigene Meinung. So entscheidet er sich schließlich, nicht mehr zu differenzieren, sondern die Menschen mit „Körper“ zu bezeichnen. Also heißt es nicht mehr sehr geehrte Damen und Herren sondern: „Meine sehr geehrten Körper!“

"Demopfeiferl" müssen draußen bleiben

Von den „Demopfeiferln“ die von draußen zu hören sind, lässt er sich nur kurzfristig unterbrechen in seiner Aufregung zum Thema Klimakrise. Da schlägt er zum Beispiel „Panikkurse für Senioren zum Betreuten Untergehen“ vor. Auch eine „Diktatur for Future“ ,um schnelle Entscheidungen herbeizuführen, stellt er zur Diskussion. Routiniert spielt er seine Stärken aus, das schauspielerische Talent, die wandlungsfähige (manchmal etwas zu leise) Stimme, den Stellungswechsel, sogar die Sprache stimmt er auf den Inhalt des Gesagten ab, mal Hochdeutsch, mal Bairisch und bei Bedarf auch Englisch. Obwohl das silberne Haupthaar schon etwas lichter, die Augenbrauen dafür etwas dichter sind, sein Temperament ist dynamisch jung geblieben.

Schnell lässt er sich auf das Publikum ein, verlangt aber auch eine Portion Aufmerksamkeit. Für seinen „Blasendialog“ und seine poetischen Ergüsse. zum Beispiel. Oder die biometrische Auswertung der versteckten Kameras nach der Pause. Heißt es Frage oder Fräge – auf kluge Wortspielereien versteht er sich grandios, der Bruno Jonas, der Erkenntnisse aus Philosophie und Wissenschaft mit Witz und Humor verbindet und so Hirn und Herz anspricht und auch die Lachmuskeln aktiviert. Zwangsmaskiert waren alle im Publikum, nur eine Dame an der Abendkasse fiel mit einem hübschen Federhütchen auf, ein mutiger Herr im Parkett gefiel mit einer bunten Rautenkappe und vor dem Theater wartete ein Jemand mit knallroter Perücke – soweit zum Thema Fasching.

Auch der Bruder ist da

Auch die Damen und Herren in der vorderen Honoratiorenreihe, Regierungspräsident Walter Jonas, Bruder des Künstlers und Bürgermeister Michael Cerny trugen gediegenes Schwarz. Eine anspruchsvolle Achterbahnfahrt zwischen Intellekt und Humor war diese „Rede“ von Bruno Jonas bei der 10. Amberger Lachnacht, ohne auch nur ansatzweise in den banalen Comedybereich abzudriften. Mit zwei Zugabegedichten verabschiedete sich Jonas vom begeistert applaudierenden Publikum.

„Meine sehr geehrten Körper!“

Bruno Jonas löst das Gender-Problem

 
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