Amberg
08.09.2022 - 17:11 Uhr

Bündnis gegen das Vergessen erinnert an Neonazi-Opfer Klaus-Peter Beer

Mit einer Mahnwache hat das Bündnis gegen das Vergessen am Mittwochabend auf dem Marktplatz an den gewaltsamen Tod von Klaus-Peter Beer erinnert. Und erneut gefordert, eine Straße oder einen Platz nach dem Opfer rechter Gewalt zu benennen.

Eine Mahnwache gegen das Vergessen: Am 27. Jahrestag des gewaltsamen Todes von Klaus-Peter Beer in Amberg halten die Erinnerung an jenen Menschen wach, der sterben musste, weil seine Homosexualität zwei Neonazis nicht passte. Bild: Wolfgang Steinbacher
Eine Mahnwache gegen das Vergessen: Am 27. Jahrestag des gewaltsamen Todes von Klaus-Peter Beer in Amberg halten die Erinnerung an jenen Menschen wach, der sterben musste, weil seine Homosexualität zwei Neonazis nicht passte.

Am 7. September 1995 starb Klaus-Peter Beer. Zwei Amberger Neonazis hatten den Homosexuellen schwer misshandelt und in die Vils geworfen, wo er ertrank. An dieses Verbrechen hat das Bündnis gegen das Vergessen an Beers 27. Todestag erinnert – mit einer Mahnwache am Mittwochabend auf dem Marktplatz.

Lisa Freunek von der Verdi-Jugend Oberpfalz thematisierte zu Beginn der Veranstaltung rechte Gewalt in Deutschland und erinnerte an die Opfer der Anschläge von Halle, Hanau und München sowie an den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. "Wir wollen heute auch Malte gedenken", sagte sie und rief die Teilnehmer zu einer Schweigeminute für den 25-jährigen Transmann auf, der während des Christopher Street Days in Münster niedergeschlagen und so schwer verletzt wurde, dass er Tage später starb.

Auszüge aus dem Tagebuch

Anne Rötzer und Daniel Riederer, ebenfalls Verdi-Jugend, zeichneten in ihren Wortbeiträgen das Leben von Klaus-Peter Beer nach und trugen dessen innerste Gedanken, die er seinem Tagebuch anvertraut hatte und in denen er sich auch mit seiner Homosexualität auseinandersetzte, nach außen. Politische Forderungen insbesondere hinsichtlich der Erinnerungskultur an das Verbrechen und an das Opfer rechtsextremer Gewalt wiederholte auch heuer Stefan Dietl, Vorsitzender des Verdi-Bezirks Oberpfalz. Zunächst ordnete Dietl das Verbrechen an Klaus-Peter Beer in den Kontext der damaligen Zeit ein. "Es war eine Zeit, in der Flüchtlingsunterkünfte brannten und in der die späteren Mitglieder des NSU begannen, sich in der neonazistischen Kameradschaft Thüringer Heimatschutz zu organisieren."

Rechter Terror, so Dietl weiter, sei nicht nur im Osten der Republik zu Hause gewesen, sondern "auch hier in Bayern, hier in der Oberpfalz". In diesem Zusammenhang erinnerte Dietl an den Brandanschlag eines Neonazi in Schwandorf, bei dem im Dezember 1988 vier Menschen gestorben waren. Für Dietl ist das Verbrechen an Beer "kein singuläres Ereignis, keine Zufallstat, in einer ansonsten friedlichen und von Rassismus und Neonazismus freien Stadt". Der Gewerkschafter, der auch Sprecher des Bündnisses gegen das Vergessen ist, wurde am Mittwochabend noch deutlicher: "Menschenverachtendes Denken hat auch hier in Amberg – hier in unserer Mitte – seinen Nährboden."

Seit 2020 offiziell "Opfer rechter Gewalt"

Beschämend nennt Dietl den Umgang mit der Tat, wobei er einschränkt, dass ein Umgang lange nicht stattgefunden habe. Mehr als zwei Jahrzehnte des antifaschistischen Protests habe es gebraucht, "um dieses Schweigen endlich zu durchbrechen". Erst seit 2020 werde Klaus-Peter Beer offiziell in der polizeilichen Kriminalstatistik als Opfer rechter Gewalt geführt. Im gleichen Jahr habe der Stadtrat eine Gedenktafel für Klaus-Peter Beer beschlossen, was Dietl als "kleines Zeichen der Hoffnung, dass die Politik des Verschweigens und Ignorierens in Amberg ein Ende finden wird" wertete.

Stefan Dietl wird nicht müde, seine Forderung zu wiederholen: Eine Straße oder einen Platz in Amberg nach Klaus-Peter Beer zu benennen. Weiter kritisiert er, "dass auch heute noch die politisch Verantwortlichen der Stadt wie auch die Polizeibehörden die Existenz einer rechten Szene in Amberg leugnen". Dietl zählt auf, womit engagierte Nazigegner in Amberg konfrontiert seien: Drohungen, Einschüchterungen, Angriffe. "Es kommt immer wieder zu Übergriffen und Gewalttaten von Rechts", sagt der Gewerkschafter. Umso wichtiger seien Menschen, die für ein würdiges Gedenken an Beer und gegen das Vergessen eintreten.

Diese Menschen, die zur Mahnwache gekommen waren, gingen noch zu jener Stelle, an der vor 27 Jahren der schwerverletzte Beer von seinen Peinigern in die Vils geworfen worden war. An der dortigen Gedenktafel legten sie Blumen nieder.

OnetzPlus
Amberg04.09.2022
 
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