Amberg
25.05.2022 - 09:15 Uhr

Bundesverband Schädel-Hirn-Patienten in Not bestätigt Nentwig als Vorsitzenden

Rund 2600 Mitglieder zählt der gemeinnützige Bundesverband Schädel-Hirn-Patienten in Not. Um ihre Sorgen und Nöte kümmert sich die Geschäftsstelle in Amberg. Dort wird nach Überzeugung der betroffenen Angehörigen sehr gute Arbeit geleistet.

von usc

Armin Nentwig, der vor 32 Jahren den Bundesverband Schädel-Hirn-Patienten in Not gegründet hat, genießt das volle Vertrauen der Vereinsmitglieder. Sie bestätigten ihn am Wochenende einstimmig im Amt. „Unsere Schicksalsgemeinschaft ist ein Glücksfall für die Neuro-Rehabilitation“, betonte Nentwig in seinem Grußwort und hob als Erfolg auch die Reform der Intensivpflege hervor.

„Unser langjähriger Kampf wurde belohnt: Im Wachkoma wird man endlich nicht mehr zum Sozialfall“, stellte Nentwig rückblickend auf die Initiative unter dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn fest. „Die mehrfachen persönlichen Kontakte und Gespräche mit dem Minister, unseren damaligen Schirmherrn, bewirkten auch, dass ein neues Gesetzesvorhaben zur Verbesserung der Versorgungssituation für Schwerst-Schädelhirnverletzte auf den Weg gebracht wurde.“

Seit dem 29. Oktober 2020 gilt das „Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz. „Bisher war es himmelschreiendes Unrecht, dass unsere betroffenen Familien bei Inanspruchnahme einer stationären Fachpflegeeinrichtung zur Langzeitpflege und Betreuung meist in die Sozialhilfe abstürzten. Deshalb sprach der Verband damals „im Wachkoma zur Sozialhilfe“.

Unterstützung fand Nentwig nach eigenen Worten auch in Staatssekretär Dr. Thomas Steffen vom Bundesgesundheitsministerium. Wie aus Unterlagen des Verbands hervorgeht, ist in der Gesetzesbegründung eindeutig dargelegt, dass bei der Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen für die Leistungen der außerklinischen Intensivpflege nicht alleine auf das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines Tracheostomas (herbeigefügter Zugang zur Luftröhre) abgestellt werden kann.

Nentwig sprach in seiner Rede vor der Mitgliederversammlung davon, dass der Verband auf den Aufbau der weltweit einzigartigen neurologischen Rehabilitation und der neurologischen Rehabilitationskette in allen Phasen zurückblicken könne. Diese ist nach seinen Ausführungen zwischenzeitlich im gesamten Bundesgebiet flächendeckend aufgebaut.

Nentwig kam in seiner Rede vor der Mitgliederversammlung auch auf das persönliche Schicksal seines Sohnes Wolfgang zu sprechen, der 1988 als damals 24-Jähriger beim Skifahren unter einer Schneelawine begraben wurde und nach seiner Wiederbelebung ins Wachkoma fiel. Seinerzeit, so Nentwig, gab es in Deutschland kein Krankenhausbett für Wachkoma-Patienten. Nach dem Tod seines Sohnes gründete Nentwig nach umfassenden Vorbereitungen und Absprachen sowie parlamentarischen Initiativen im gesamten Bundesgebiet 1990 den Bundesverband, den er seit dieser Zeit führt.

Vor großen Probleme, so Nentwig, stand der Verband nach dem Brandschaden im November 2020. Die Mitarbeiterinnen in der Bundesgeschäftsstelle hätten bis zur Inbetriebnahme eines Containers großartige Arbeit geleistet, betonte Nentwig anerkennend in der wegen Corona um ein Jahr verlegten Mitgliederversammlung. Durch schnelle Hilfe der betroffenen Versicherung habe man eine neue Geschäftsstelle einrichten können. Gefragt war auch die Beratung pflegender Angehöriger während der Corona-Pandemie, wie Nentwig ausführte.

Bei den Neuwahlen des Vorstandes gab es keine Überraschungen, da die bisherigen Mandatsträger einstimmig im Amt bestätigt wurden: 1. Vorsitzender Armin Nentwig, Stellvertreterinnen Claudia Engfer aus Löbau und Ingrid Ranzinger aus Kiefersfelden, Schatzmeister Rudolf Friedrich aus Frankfurt und Schriftführer Herbert Fanese aus dem hessischen Lorsch. Dem neuen Beirat gehören an: Dr. Richard Megele aus Amberg, Maria Schüßler aus Zetlofs in Oberfranken, Regine Straß aus Nürnberg und Michael Holig aus Sachsen.

Für 25-jährige Vereinszugehörigkeit wurden Hermine Skandera aus Ammerthal, Horst Klage aus Mainz und Jürgen Winkler aus Lutherstadt Wittenberg geehrt. Ehrenmitglieder wurden Professor Dr. Andreas Bender, Chefarzt im Therapiezentrum Burgau, Dr. Veronika Nelißen vom Medizinischen Dienst Bund Hessen und Chefarzt a.D. Professor Dr. Volker Hömberg aus Bad Wimpfen.

Vor der Mitgliederversammlung gab es verschiedene Fachvorträge. Dabei ging es um Aktuelles aus der Neuro-Rehabilitation, um Therapiemöglichkeiten sowie um Logopädie und Trachealkanüle.

 
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