Franz Badura ist in Amberg nicht nur als ÖDP-Stadtrat und begnadeter Trompetenspieler bekannt. Der Amberger hat auch durch seine Sehbehinderung für Schlagzeilen gesorgt. Seit vielen Jahren engagiert er sich für die Erforschung der chronischen Netzhautdegeneration, an der er selbst leidet. Badura ist Motor und Vorstandsvorsitzender des Vereins Pro Retina Deutschland.
Reportage über Franz Baduras Engagement
Also solcher wurde er am Sonntag bei einer Tagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin mit der neu geschaffenen Theodor-Leber-Medaille ausgezeichnet. "Die DOG vergibt diese Medaille an herausragende Persönlichkeiten – vor allem Nicht-Ophthalmologen –, die sich in besonderer Weise um die Augenheilkunde und die DOG verdient gemacht haben", heißt es dazu in einer Pressemitteilung.
Badura leitet die Selbsthilfevereinigung pro Retina Deutschland seit 2013. Ein Jahr zuvor hatte er den 17. Retina International Congress in Hamburg federführend organisiert. 2005 begründete Badura das internationale Forschungskolloquium „Potsdam Meeting“ – das nächste Treffen ist für den 3./4. April 2020 geplant. 2014 wurde er von der DOG bereits in die „Hall of Fame Ophthalmologie“ aufgenommen.
"Es macht mich stolz, als Nicht-Wissenschaftler von der wissenschaftlichen Fachgesellschaft ausgezeichnet zu werden", sagte Badura in seinem Dankeswort. Seit mehr als 40 Jahren verstehe sich Pro Retina als "Brücke zur Klinik", erklärte der Preisträger, der erst vor wenigen tagen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden war. Diese Brückenfunktion wolle die Selbsthilfevereinigung auch mit dem vor zwei Jahren neu geschaffenen Patientenregister weiter ausbauen, sagte Badura und rief dazu auf, die in Archiven schlummernden epidemiologischen Daten zu Netzhauterkrankungen zu detektieren und zusammenzuführen, da es jetzt die Möglichkeit von Therapieentwicklungen gebe.
Theodor-Leber-Medaille
Die Theodor-Leber-Medaille erinnert an Theodor Karl Gustav Leber (1840 bis1917), der in den Jahren 1867 bis 1870 Assistenzarzt von Albrecht von Graefe war und 1873 Professor für Ophthalmologie in Göttingen wurde. Von 1890 bis 1910 war er Ordinarius und Klinikdirektor in Heidelberg. Nach ihm sind die Leber‘sche Optikusatrophie und die Leber‘sche Kongenitale Amaurose benannt.
Es war eine Premiere. Zum ersten Mal hat die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) die Theodor-Leber-Medaille verliehen. Der Preis wurde initiiert, um besondere Verdienste von Nicht-Augenärzten um die DOG und die Augenheilkunde zu ehren. Erster Preisträger wurde Franz Badura, Vorsitzender der Pro Retina Deutschland.
Professor Claus Cursiefen, DOG-Präsident, sprach vom idealen Preisträger für die erstmalige Verleihung auf dem Kongress der wissenschaftlichen Fachgesellschaft in der Ophthalmologie in Berlin.
Für den Vorsitzenden von Pro Retina Deutschland und stellvertretenden Vorsitzenden der Pro Retina-Stiftung zur Verhinderung von Blindheit ist es die zweite hohe Ehrung seines außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagements innerhalb weniger Tage. Für seine Verdienste um Pro Retina Deutschland und die Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Netzhauterkrankungen wurde ihm erst vor kurzem das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Mit der Theodor-Leber-Medaille wurde nun sein langjähriger erfolgreicher und unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz als Brückenbauer zwischen Patienten, Ärzten, Kliniken und Wissenschaftlern gewürdigt. In enger Kooperation unter
anderem mit der DOG seien wegweisende Konzepte für die Verbesserung der Betreuung und Versorgung von Patienten degenerativen Netzhautdegenerationen entwickelt und umgesetzt worden, so Cursiefen.
Der DOG-Präsident hob Baduras Verdienste für die Forschungsförderung, für die nationale und internationale Kooperation und für die Gewinnung von wissenschaftlichem Nachwuchs hervor. Mit dem Engagement von Franz Badura untrennbar verbunden ist auch die Gründung und Organisation des inzwischen international hochrenommierten
Potsdam-Meetings, das jährlich im Frühjahr stattfindet und inzwischen seit 15 Jahren jährlich etwa 150 Teilnehmern aus vielen Ländern als wichtiges wissenschaftliches Forum dient.
Zentrales Ziel seines Engagements, so betont Cursiefen in der Laudatio zur Preisverleihung auf dem DOG-Kongress 2019, ist die enge Verknüpfung von Forschung mit den Anliegen der Patientenorganisationen, um sicherzustellen,
dass die besonderen Belange der Patienten bei den Forschungsarbeiten und klinischen Studien berücksichtigt werden. Ebenso wichtig sei Badura, dass durch eine entsprechende Informationspolitik ausreichend große Patientengruppen für die klinische Forschung gewonnen werden können.
Gemeinsam mit dem gesamten Vorstand der Pro Retina-Stiftung ist es Badura gelungen, in den vergangenen 20 Jahren in Millionenhöhe Forschungsgelder einzuwerben. Unter seinem Vorsitz konnte Pro Retina Deutschland eine Stiftungsprofessur für Netzhautdegenerationen in Regensburg und in Bonn ansiedeln. Dies habe inzwischen den Ruf der deutschen ophthalmologischen Wissenschaften in diesem Bereich erheblich verstärkt, so Cursiefen.
Karin Papp gratuliert für den Vorstand Pro Retina seinem Vorsitzenden zu dieser außergewöhnlichen Ehrung. „Dass eine wissenschaftliche Fachgesellschaft zum ersten Mal keinen Berufskollegen auszeichnet, sondern einen engagierten Menschen, der sich aus eigener Betroffenheit um die Augenheilkunde und die gesundheitliche Versorgung von Menschen verdient gemacht hat, ist Ermutigung und Ansporn für das Engagement aller Aktiven in Pro Retina. Gemeinsam kommen wir schneller voran.“
Die Theodor-Leber-Medaille ist für Franz Badura nicht die erste Ehrung der Augenheilkunde. Vor Jahren wurde er ebenfalls als erster Nicht-Ophthalmologe in die "Hall of Fame Ophthalmologie" aufgenommen. Die Aufnahmezeremonie fand auf dem 27. Internationalen Kongress der Ophthalmochirurgen (DOC) in Nürnberg statt.
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