Es ist ein regelrechtes Idyll im Herzen der Stadt, das da im Schatten des Stadttheaters entstanden ist. Das Casino-Wirtshaus hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt, der dazugehörige Biergarten im sogenannten Klosterhof ist ein lauschiges Plätzchen im Schatten von Kastanien. Drei Stück sind es insgesamt, die größte davon rund 90 Jahre alt und ein prächtiges Exemplar - wie es sich für einen richtigen Biergarten eben gehört.
Nun soll aber das Stadttheater - oder vielmehr das gesamte Ensemble inklusive Casino-Wirtshaus und dem bei jungen Leuten beliebten Saal umgestaltet werden. Um beispielsweise die Barrierefreiheit für die Theaterbesucher zu schaffen, die derzeit ein großes Problem darstellt. Seit einiger Zeit läuft für diese Neugestaltung ein Realisierungswettbewerb. Darin ist detailliert geregelt, was die teilnehmenden Architekten bei ihren Entwürfen zu beachten haben, was in der alten Form erhalten, was umgestaltet oder neu gebaut werden kann.
Sie vermuten Methode
So heißt es beispielsweise zum Thema Casino-Wirtshaus, dass dieses zwar im Prinzip erhalten werden muss, Verlagerungen innerhalb des Ensembles oder in einen Anbau aber durchaus möglich wären. Für den jetzigen Saal ist eine multifunktionale Nutzung als Veranstaltungs- oder Probebühne sowie beispielsweise für Tanzkurse der Volkshochschule vorgesehen. Und die drei Kastanien im Hof können weg.
Das bringt die Mitglieder der IG Menschengerechte Stadt regelrecht auf die Palme. Achim Hüttner, Stephan Reuther und ihre Mitstreiter sitzen im Schatten der Kastanien im Casino-Biergarten und schütteln nur noch den Kopf über eine Entwicklung, die sie für sehr bedenklich halten. "In der Stadt geht die Tendenz dahin, das Grün wegzumachen", erkennt Achim Hüttner Methode dahinter. Bereits vor zwei Jahren sei hier der Efeu beseitigt worden, der die Außenmauer des Casinos weder zerstört noch verschandelt habe - im Gegenteil. Vor kurzem dann die gleiche Maßnahme in der Jesuitenfahrt an einem Stück der Stadtmauer. Und das auch noch innerhalb der Brutzeit der Vögel, in der so eine Maßnahme generell nicht zulässig sei.
"Man sollte diese kleinen Oasen in der Altstadt schützen", fordert Hüttner ein generelles Umdenken und erinnert an die große Trauerweide an der Vils, die vor einigen Jahren seiner Ansicht nach völlig grundlos abgesägt worden ist. "Unter fadenscheinigen Argumenten", betont er. Kleines Aperçu am Rande: Ausgerechnet mit einer idyllischen Vilsansicht, auf der die Trauerweide in ihrer ganzen Pracht noch zu sehen ist, werbe die Stadt in ihrem neuesten Amberg-Magazin für sich.
Es geht auch anders
Dabei gehe es auch anders, wie die Kastanie hinter der Martinskirche beweise, die 2008 entgegen der ursprünglichen Absicht auf Initiative der Menschengerechten Stadt habe erhalten werden können. "Obwohl es vorher geheißen hat, das ist absolut unmöglich." Die Forderung der Interessengemeinschaft: Die drei Kastanien im Klosterhof sind bei den geplanten Umbauten zu erhalten. "Sie müssen in das Konzept integriert werden." Denn jeder, der hier einmal unter den Kastanien gegessen und getrunken habe, lobe dieses einzigartige Plätzchen im Herzen der Altstadt. "Jeder sagt, das ist aber ein toller Biergarten", so bemerkt Stefan Reuther. "Und jetzt sollen vielleicht die Bäume weg."
Man sollte diese kleinen Oasen in der Altstadt schützen.
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