Corona macht in den Köpfen der Menschen eine Pause

Amberg
16.05.2022 - 16:32 Uhr
OnetzPlus

Corona? Impfung? War da was? Es ist noch nicht so lange her, da war die Diskussion um die Corona-Schutzimpfung das heiße Thema schlechthin. Doch jetzt scheint draußen die Sonne und in der Ukraine herrscht Krieg. Aber Corona ist noch da.

Lange Schlangen vor den Impfzentren, bei denen Termine ohnehin nur mit langem Vorlauf zu bekommen waren – es ist uns noch in lebhafter Erinnerung. Inzwischen rauscht die Omikron-Welle über das Land, die Pandemie hat – zumindest vorübergehend – ihren Schrecken verloren. Feste werden wieder gefeiert wie vor Corona und in den Impfzentren in Amberg und Sulzbach-Rosenberg steht sich das Personal meistens die Füße in den Bauch, weil niemand mehr kommt, um sich eine Spritze geben zu lassen. Das drückt sich übrigens auch sehr konkret in den Zahlen aus. In den Impfzentren der Stadt Amberg und in Sulzbach-Rosenberg wurden vergangene Wochen gerade mal 107 Dosen des Corona-Vakzins verimpft. Die aktuelle Zahl für die Hausärzte liegt noch nicht vor, dürfte sich aber auch im niedrigen Bereich bewegen.

"Ich kann sagen, dass sich im Amberger Impfzentrum (Untere Nabburger Straße 10) weniger als 50 Menschen haben impfen lassen", sagt Sebastian Schaller vom BRK. "Das erfüllt uns mit Sorge." Denn tatsächlich stelle er inzwischen eine gewaltige Impflücke in der Region fest, so der BRK-Geschäftsführer. Bei den unter 70-Jährigen fehle derzeit noch rund 10.000 Personen die dritte Impfung, der Booster. "Damit verlieren diese Menschen zum 1. Oktober ihren Impfstatus", weist Schaller darauf hin, dass der erste Booster ab diesem Zeitpunkt zur Pflicht wird, um als vollständig geimpft gelten zu können. Für die über 70-Jährigen empfiehlt die Stiko, die ständige Impfkommission, sogar den zweiten Booster. Der fehlt laut Schaller aber rund 15.000 Frauen und Männer in der Stadt Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach. "Trotzdem ist die Impfquote in dieser Altersgruppe aber sehr hoch", schränkt er ein.

Lange Schlangen ab Herbst

Angesichts dieser Zahlen fürchtet Sebastian Schaller für den kommenden Herbst und die wahrscheinlich damit einhergehende Rückkehr der Corona-Pandemie wieder lange Schlangen vor den Impfzentren. Seine Empfehlung: Jetzt im Sommer, wenn sich nur wenige Menschen impfen lassen, ist der richtige Zeitpunkt, um sich den fehlenden Booster oder eine andere Corona-Impfung zu holen. Wobei man es tatsächlich inzwischen aufgegeben habe, die Menschen vom Vorteil einer Schutzimpfung überzeugen zu wollen, die sich einer solchen bisher verweigert haben. "Es ist ja schließlich ihr eigenes Leben." Entsprechend gering sei auch das Interesse am sogenannten Totimpfstoff von Novavax geblieben, auf den viele Menschen angeblich "gewartet" haben. "Das war dann am Ende nur in den seltensten Fällen tatsächlich so."

Nicht mehr verimpft wird bei uns übrigens das Vakzin von Johnson & Johnson, weil es hier die Problematik mit der zweiten Impfung gab, die dann mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna) erfolgen musste. "Am Ende sind aber ausreichend Impfstoff und die Möglichkeiten da, sich impfen zu lassen", appelliert Schaller an all diejenigen, die ihre Auffrischungsimpfungen vor sich herschieben oder sich bisher noch überhaupt nicht zu einer Schutzimpfung hinreißen haben lassen. "Da liegt vielleicht vielfach der Eindruck vor, dass Corona nun überhaupt keine Rolle mehr spielt", sagt Dr. Roland Brey dazu, der Leiter des Amberger Gesundheitsamts. Dabei müsse man noch zur Vorsicht mahnen, wie ja auch die aktuell immer noch sehr hohen Infektionszahlen zeigen würden.

Corona ist nicht vorbei

Zwar gehen die Inzidenzen laut Brey stetig zurück und die Omikron-Welle verlaufe ja tatsächlich auch weitgehend harmlos. "Trotzdem ist Corona nicht vorbei", sagt Brey mit dem Verweis darauf, dass das Virus aktuell noch immer Todesopfer fordere. Auf der anderen Seite will der Leiter des Amberger Gesundheitsamts auch keine Panik schüren. Von einem kommenden Killervirus oder der Rückkehr der Delta-Variante redet Roland Brey nicht. Aber man müsse das Virus trotzdem im Auge behalten. Ansteckungen laufen seiner Beobachtung nach derzeit vor allem im privaten Bereich: Schleppt ein Familienmitglied Corona ein, verbreitetet es sich meist konsequent. "Neulich hatten wir auch eine große Hochzeit, da hatten es dann fast alle, samt Braut und Bräutigam", sagt Brey. Der aber natürlich versteht, wenn die Menschen jetzt erst einmal ausgelassen feiern wollen. "Im Freien wird da nicht viel passieren", ist er davon überzeugt, dass Corona jetzt eine Pause macht – ohne allerdings während des Sommers ganz zu verschwinden.

 
 

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