Dank Wundernetz 2: Erstes deutsches Magazin in Leichter Sprache kommt aus Amberg

Amberg
04.10.2020 - 11:32 Uhr
OnetzPlus

Der Name führt etwas auf die falsche Fährte. Schnell wird aber klar, worum es bei Leicht-Sinn geht. Das bundesweit erste Magazin in Leichter Sprache will Interessantem auf leichte Art Sinn geben. Die Idee dazu entstand im Wundernetz 2.

Hinter den Masken müssen sie sich wegen Corona verstecken, nicht aber hinter dem Ergebnis ihrer Arbeit: Silvia Stiegler, Robert Wöhl und Janine Franceschini (von links) vom Leicht-Sinn-Magazin.

Mit dem Wundernetz, einem Projekt der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach und weiteren Mitstreitern, geht es nach der Förderzusage von 2018 als Wundernetz 2 weiter. Die Ergebnisse sind sichtbarer denn je: Druckfrisch liegt die erste Ausgabe von "Leicht-Sinn" auf dem Tisch von Projektleiterin Hildegard Legat und Initiatorin Monika Ehreneich - es ist bundesweit und im deutschsprachigen Raum das erste Magazin, das komplett in Leichter Sprache verfasst ist.

In Tageszeitungen und anderen Magazinen gebe es zwar immer wieder mal vier- bis achtseitige Beilagen in Leichter Sprache, aber kein eigenes Hochglanz-Magazin. Das hat das insgesamt 58-köpfige Team um Monika Ehrenreich geändert: Auf 140 Seiten haben die Autoren und das Redaktionsteam Themen gesetzt, die ihnen wichtig sind.

Bericht über Special Olympics

Ein Bericht über die Lebenshilfe-Basketballer, die im Vorjahr bei den Special Olympics Dritter geworden sind, darf in dem Magazin nicht fehlen.

"Eine der ersten Ideen war das Horoskop", erinnert sich die Initiatorin an die Startphase Anfang des vergangenen Jahres. Weitere Schwerpunkte folgten schnell: Kochen, Gesundheit, Sport, Corona, ein Buchtipp und ein Beitrag über die Lebenshilfe-Basketballer, die im Vorjahr bei den Special Olympics World Summer Games in Abu Dhabi die Bronzemedaille gewonnen haben.

In den Artikel über den Besuch in einer Pizzeria wurde sogar ein kleiner Italienisch-Kurs eingebaut, obwohl eine Fremdsprache eher schwer als leicht ist: "Man kann in Leichter Sprache eine Menge machen. Viele trauen ihr das nur nicht zu", sagt Ehrenreich und erklärt, warum das 600 Gramm schwere Magazin mit 140 werbefreien Seiten relativ umfangreich geworden ist: "Die Schrift ist größer, die Bilder sind das auch. Wenn man dann noch alles genau Schritt für Schritt erklärt, kommt alleine schon ein Rezept schnell auf zehn Seiten."

"Bunt gemischte Gruppe"

Zum Team, laut Monika Ehrenreich "eine bunt gemischte Gruppe", gehört auch Silvia Stiegler. Sie freut sich vor allem darüber, von anderen Menschen einmal so richtig wahrgenommen zu werden. In erster Linie liegt das am Foto-Shooting, das ihr besonders in Erinnerung geblieben ist: "Das war toll, da wurden wir geschminkt." Janine Franceschini findet die Mitarbeit grundsätzlich gut: "Es hat immer alles sehr viel Spaß gemacht." Auch Robert Wöhl hat sein Herzblut in das Leichte-Sprache-Magazin gesteckt. Er erinnert sich noch gut daran, wie er gegenüber dem ehemaligen Leiter der Jura-Werkstätten einmal deutlich wurde: "Ich habe ihm gesagt, dass er die Fremdwörter seinlassen und erst mal Deutsch lernen soll, bevor er mit mir spricht." Die Bitte habe ihre Wirkung nicht verfehlt: "Seitdem hat er sich daran gehalten."

Sehr zur Freude auch von Hildegard Legat, die trotz der vielen Akteure eine Person besonders hervorhebt: "Monika Ehrenreich hat sich damit einen Traum erfüllt. Es war ihre Idee." Weil die Sulzbach-Rosenbergerin derart engagiert bei der Sache ist, macht sie sich schon Gedanken über die nächste Ausgabe: "Wir würden das schon gern fortsetzen." Dafür brauche es aber noch Sponsoren. Das aktuelle Magazin kostet neun Euro und ist in regionalen Buchhandlungen zu haben.

Amberg28.06.2018
Hintergrund:

Leichte Sprache

Leichte Sprache ist ein sehr klares und verständliches Deutsch.

Leichte Sprache verwendet einfache Wörter und einfache Sätze.

Leichte Sprache hilft Menschen mit Lernbehinderungen, Demenz, Hörbehinderung, Leseschwierigkeiten und zum Einstieg auch Neuankömmlingen, die erst Deutsch lernen müssen.

Der Hintergrund: Alle Menschen sollten wichtige Texte ohne fremde Hilfe lesen und verstehen können.

OTH-Studentin Lisa Peter (links) kümmerte sich um das Layout.
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