Der Biberpelz ist ein bekanntes Stück von Gerhart Hauptmann. Angerichtet wurde die Aufführung im Amberger Stadttheater von der Schauspieltruppe a.gon aus München. Um was geht's in diesem über 120 Jahre alten Theaterstücke und was bewegt heute noch? Schließlich ist die Handlung eigentlich wenig spektakulär, der Schauplatz relativ langweilig und das Personal ziemlich unauffällig. Auffällig allerdings der gute Besucherzuspruch im Amberger Stadttheater.
Zum Inhalt kurz zusammengefasst: Die clevere Waschfrau Mutter Wolff will nach oben. Sie hat sich ein Häuschen gekauft, natürlich auf Kredit und über ihre Verhältnisse. Also klaut sie gemeinsam mit ihrem Mann Wild, Holz, Biberpelz. Da sie von den Reichen nimmt, hat sie kein schlechtes Gewissen. Der Amtsvorsteher von Wehrhahn ist unterdessen viel zu sehr damit beschäftigt, vermeintliche politische Umtriebe zu verfolgen und übersieht offensichtliche Hinweise auf die Täter. Frau Wolff kommt ungeschoren davon.
Fixstern des Abends ist die Hauptfigur. Die Schauspielerin Diana Körner gibt die als tüchtig und ehrlich anerkannte resolute Waschfrau mit beeindruckender Scheinheiligkeit und Tiefenschärfe. Sie ist so gerissen, dass man nahezu geneigt ist, ihr Wilddieberei, Betrug und Diebstahl zu verzeihen. Mit und ohne Schürze, in leisen und lauten Momenten überzeugt sie, ist verständnisvolle Mutter und bestimmende Ehefrau, gibt die ehrbare Bedienstete und gewiefte Kleinkriminelle. Sie feilscht erfolgreich mit Wulkow, dem Schiffer (Marcus Jakovljevic) und ist unangefochtener Chef der Familie. Julius Wolff, ihr Mann, fügt sich unter ihre Fuchtel. Lutz Bembenneck nimmt diese Rolle glaubhaft an. Wenig glaubhaft ist Laura Maria Puschecks Auftritt als Tochter Adelheid. Irgendwie passt ihr Spiel nicht in die Zeit und die ärmliche Umgebung.
Im überaus gelungenen Bühnenbild (Steven Koop) demonstrieren kärgliches Mobiliar und Ambiente die Not der Familie. Nach dem Umbau auf offener Bühne übernehmen der überdimensionierte preußische Reichsadler und der übereifrige Amtsvorsteher von Wehrhahn die Szene. Oliver Severin glaubt man den bornierten, überheblichen Vertreter des Kaiserreiches, der in seinem Amt mit schneidender Stimme und Rottweiler-Verbissenheit „die höchsten Güter der Nation“ verteidigt. Im Gehrock mit Sockenhaltern unter Kniehose regiert er in seinem Büro wie ein König, dabei überhört und übersieht er das Naheliegende. Rentier Krüger (Joachim Völpel), der Privatgelehrte Dr. Fleischer und Redakteur Motes, der Denunziant (beide Thomas Henninger von Wallenrsbrunn) geben sich die Türe in die Hand. Während Amtsschreiber Glasenapp (Gregor von Holdt) hinter seinem Pult die Bleistifte und die Ohren spitzt. Wie eine schlechte Karikatur mimt er seine Auftritte. Das ist sicherlich den Regieeinfällen und dem Konzept von Stefan Zimmermann zuzuschreiben. Mit seiner Inszenierung gelang es ihm nicht durchgängig, der Vorlage des Autors gerecht zu werden, nämlich runde, glaubwürdige Charaktere und kräftige Dialoge auf die Bühne zu bringen. Der Vorhang schließt sich, das Ende bleibt offen, das Publikum applaudiert begeistert.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.