"Ich würde dich wirklich ankotzen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte." Oder: "Schlagt ihnen doch die Fresse ein, solche verdienen es nicht anders." Zwei Beispiele für gelöschte Äußerungen auf unserer Facebook-Seite zu den Prügelattacken von vier jungen Asylbewerbern auf Passanten in Amberg. Die erste "sprengt die Grenzen des respektvollen Umgangs miteinander", begründet Alexander Unger. Die zweite sei ein eindeutiger Aufruf zur Gewalt und deshalb ebenfalls nicht hinnehmbar.
Unger gehört zum Onetz-Team, das auch den Facebook-Auftritt von Oberpfalz-Medien betreut. Die ersten Beiträge zu den Amberger Geschehnissen sorgten für knapp 640 Kommentare (Stand Donnerstagmittag). Die Zahl der gelöschten "wird nicht gesondert erfasst", erläutert Unger. Bei diesem Thema sei es wohl ein gutes Drittel gewesen. Zum Handeln veranlasst sah sich Alexander Unger wegen "klassischer Hetze und Rassismus" oder weil manche formulierte Meinung fast einem "Aufruf zur Lynchjustiz" glich. Gelöscht hat das Team aber auch, wenn es auf Facebook zu persönlichen Attacken gegen Andersdenkende kam.
Die Menge, die Frequenz und der Inhalt der Kommentare haben Unger "nicht überrascht". Eines hingegen schon: "Einige wurden das allererste Mal bei uns aktiv. Sie haben ihren Kommentar abgegeben und sind nie wieder aufgetaucht." Unger spricht von sogenannten "Netz-Hooligans". Ebenfalls bemerkenswert: Sie kamen nicht aus der Region. Spannend findet Unger: Wird zum Beispiel über eine Schlägerei auf einer Oberpfälzer Kirwa berichtet, gebe es von den Facebook-Kommentatoren häufig "humoriges Applaus-Klatschen", fänden diese solche Vorkommnisse geradezu amüsant. Seien aber bei Auseinandersetzungen Flüchtlinge involviert, "eskaliert das total".
Positiv aufgefallen ist Unger die "differenzierte Betrachtung zu dem Thema mit Argumenten aus dem sehr konservativen und sehr liberalen Lager". Solche Beiträge auf der Onetz-Facebookseite seien "herzlich willkommen". Unger wiederholt, was er in einem Interview schon einmal für erwähnenswert hielt: Von sämtlichen Kommentaren auf der Onetz-Facebookseite seien "über 90 Prozent in Ordnung, da muss man auch nicht eingreifen". Besonders engagiert kommentiert werden laut Unger Themen, die emotionalisieren: Kinder, Tiere, Gewaltverbrechen, Flüchtlinge.
Interview mit dem BR zum Thema
Zitiert sei an dieser Stelle auch Thomas Webel, unser Leitender Redakteur für Digitales: "Je näher das an die Lebensrealität der Leute rankommt, desto mehr diskutieren sie." Drei "Fraktionen" seien auf Facebook unterwegs. Die Masse seien "die, die sehr vernünftig argumentieren". Hinzugesellen würden sich die "klassischen Trolle, die nur provozieren". Und dann gebe es noch die "Leute, die emotional bei Themen einsteigen, aber zugänglich sind".
Abschließend hält Alexander Unger fest: "Man kann über alles diskutieren, aber nicht mit jeder Wortwahl." Das sei die generelle Linie des Onetz-Teams.
"Spannend findet Unger: Wird zum Beispiel über eine Schlägerei auf einer Oberpfälzer Kirwa berichtet, gebe es von den Facebook-Kommentatoren häufig "humoriges Applaus-Klatschen", fänden diese solche Vorkommnisse geradezu amüsant. Seien aber bei Auseinandersetzungen Flüchtlinge involviert, "eskaliert das total"."
Diese Art von ganz bewußter Meinungsmache finde ich unerträglich. Da wird dem Leser etwas vorgegaukelt was nicht vergleichbar ist. So wie etwa Äpfel mit Birnen. Bei einer Kirwaschlägerei gibt es zwei Parteien, die einen Streit austragen. Da sind die Teilnehmer vorsätzlich beteiligt. Wer nicht will geht. Wenn aber vier Wirtschaftsmigranten wahllos prügelnd auf irgend jemand einschlagen, da trifft es vollig unbeteiligte. So kann man auch Stimmung gegen das eigene Volk machen, und das merkt es nicht einmal.
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