Jede Frau, die Gewalt erleben musste und Unterstützung sucht, bekommt in Amberg Hilfe beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Als erste Anlaufstelle hören die Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes zu und beraten. Sie können einen geschützten Ort bieten und begleiten auch bei Behördengängen, gehen mit zur Polizei oder zum Anwalt.
Der SkF-Notruf für Frauen und Kinder ist unter der Telefonnummer 09621/22200 rund um die Uhr, sieben Tage die Woche erreichbar. Doch um dieses Telefon immer besetzen zu können, ist der Sozialdienst auf Helferinnen angewiesen. 22 Ehrenamtliche sind aktuell für den Notruf aktiv – zu wenige. Denn in Urlaubszeiten oder am Wochenende wird das Personal auch mal knapp. "Deshalb wollen wir auf diese Arbeit aufmerksam machen", erzählt Diplompädagogin Iris Ries vom SkF. "Grundsätzlich kann für den Notruf jede Frau arbeiten, die Interesse daran hat, empathisch ist und sich in andere hineinversetzen kann."
Prägende Erlebnisse im Ehrenamt
Natürlich werden die Ehrenamtlichen nicht einfach ins kalte Wasser geworfen, erklärt Marianna Neugirg, die beim SkF zusammen mit Alina Benedikt die Fachstelle für sexualisierte Gewalt betreut, ein Teil des Notrufs. Interessentinnen werden zuvor geschult und laufend fortgebildet. "Und sie haben immer die Möglichkeit, Kontakt mit uns aufzunehmen", erklärt Alina Benedikt. "Wir sind da." Denn jeder Fall sei anders, manchmal sei deshalb auch für die beratende Person eine Nachbesprechung nötig. Ries erzählt von regelmäßigen Treffen der Ehrenamtlichen und der so wichtigen Psychohygiene, um auch die psychische Gesundheit der Helferinnen zu schützen. "Da gibt es schon unglückliche Geschichten. Manchmal kann man die ganze Nacht nicht schlafen, weil es so bewegend ist", erzählt Waltraud Frieser, die stellvertretende Vorsitzende des SkF in Amberg. "Doch die positiven Wendungen sind es, die über Jahre hinweg nachwirken. Das prägt nicht nur die Hilfesuchenden, sondern auch die Helfenden. Einige Begegnungen sind tief in mir verankert." Waltraud Frieser spricht aus Erfahrung – seit über 20 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich.
Sie erinnert sich an eine Frau, die ihr gesamtes Hab und Gut in einer Plastiktüte dabei hatte. An eine anonyme Geburt, nach der das Kind durch viel Unterstützung und einige Umwege doch bei der Familie bleiben konnte. Sie erzählt von Hochzeitsfotos oder glücklichen Familienaufnahmen, die sie noch Jahre später von ehemaligen Klientinnen zugeschickt bekommt. Und sie weiß auch, dass die Hilfesuchenden aus allen sozialen Schichten kommen. Viele Menschen würden denken, dass nur mittellose Frauen Hilfe beim SkF suchen, oder solche, die augenscheinlich in schwierigen Verhältnissen leben. "Aber das stimmt nicht."
Leih-Omas und -Opas gesucht
Für den Notruf braucht der SkF Frauen, die ehrenamtlich unter der Woche nachts zwischen 17 und 8 Uhr sowie an den Wochenenden in Rufbereitschaft sind. "Nachtdienst hat man so ein- bis zweimal im Monat, am Wochenende ist man nur alle zwei bis drei Monate dran", erzählt Ries. "Da muss man aber nicht die ganze Zeit vor dem Telefon sitzen und warten, nur eben erreichbar sein." Die Nummer des Notrufs werde auf die Ehrenamtlichen umgeleitet. Und wenn da eine Frau merke, dass diese Aufgabe doch nichts für sie ist, dann sei das auch kein Problem, betont Benedikt.
Wer sich ehrenamtlich beim SkF engagieren möchte, könne sich zum Beispiel auch in der Hausaufgabenhilfe oder im Kleiderladen einbringen. Am größten sei der Bedarf jedoch beim Notruf und den Leih-Omas und Opas in der Kinderbetreuung. "Danach fragen tatsächlich sehr viele Alleinerziehende", erzählt Ries. "Aber wir können es kaum vermitteln, weil wir niemanden haben."
Hilfesuchenden wollen die Mitarbeiterinnen des SkF sagen, dass sie auch in Coronazeiten immer als erste Anlaufstelle erreichbar sind. Zu ihren Aufgaben gehöre auch eine allgemeine Sozialberatung. "Wir haben auch Rentnerinnen am finanziellen Limit, die wir zum Beispiel mit Stiftungsgeldern unterstützen können", sagt Ries. "Oder wir verweisen an andere Stellen weiter und stellen Kontakte her, wenn wir nicht zuständig sind."
Neue Schutzwohnung ab Oktober
Im Juni 2022 soll der Sozialdienst mit all seinen Diensten umziehen. Dafür wird am Haager Weg in Amberg gerade ein neues Kinder-, Frauen- und Familienzentrum gebaut. Der Baufortschritt und der Stand der Finanzierung kann auf der Homepage des SkF verfolgt werden. "Wir sind dankbar über jegliche Unterstützung", sagt Marianna Neugirg. "Egal wie klein oder groß die Beträge sind."
Zusätzlich zum neuen Familienzentrum wird der SkF aber auch eine Frauen-Schutzwohnung in der Stadt haben. "Die können wir schon ab 1. Oktober beziehen", erzählt Iris Ries. "Ein Ort für Frauen, die akut in einer ausweglosen Situation sind." Ries freut sich, dass diese Wohnung schon so bald zur Verfügung steht, denn der Platz werde dringend gebraucht. "Wir haben in der Pandemie damit gerechnet, dass mehr Frauen unsere Hilfe suchen." Doch dieser Fall sei nicht eingetreten, stattdessen seien die Klientinnen sogar weniger geworden. "Ich befürchte, dass es sich rumgesprochen haben könnte, dass wir keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr hatten."
Das müssen Hilfesuchende wissen
- Der Sozialdienst katholischer Frauen ist für Frauen und Kinder in Not da.
- Der Notruf ist 24/7 unter 09621/22200 erreichbar.
- Die Hilfe ist kostenlos.
- Die Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht.
- Sie unterstützen bei körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt.
- Hilfesuchende dürfen anonym bleiben.
- Entscheidungen treffen sie immer selbst.
Schulungen für Ehrenamtliche
In mehreren Schulungen werden die ehrenamtlichen Helferinnen auf ihre Arbeit am Notruf-Telefon vorbereitet. Dabei werden verschiedene Themen besprochen:
- Dienstag, 21. September, 9 bis 11 Uhr: Kennenlernen / "Häusliche Gewalt"
- Donnerstag, 23. September, 15 bis 17 Uhr: "Sexuelle Gewalt"
- Dienstag, 28. September, 16 bis 18 Uhr: "Anonyme Geburt" (Donum Vitae)
- Freitag, 1. Oktober, 9 bis 11 Uhr: Gesprächsführung
- Donnerstag, 7. Oktober, 9 bis 11 Uhr: Psychohygiene
Wenn es die aktuellen Bestimmungen zulassen, finden die Treffen in Präsenz statt, ansonsten digital. Anmeldungen bis Mittwoch, 15. September, unter Telefon 09621/48720 oder per E-Mail an sozialdienst-kf[at]skf-amberg[dot]de möglich.
"Die Ehrenamtlichen haben immer die Möglichkeit, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir sind da."
"Grundsätzlich kann für den Notruf jede Frau arbeiten, die Interesse daran hat, empathisch ist und sich in andere hineinversetzen kann."
"Doch die positiven Wendungen sind es, die über Jahre hinweg nachwirken. Das prägt nicht nur die Hilfesuchenden, sondern auch die Helfenden."
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