"Contact Tracing" heißt im Fachjargon das, was die neu etablierte Gruppe in den blauen Containern auf dem Parkplatz des Gesundheitsamts in Amberg tut. Anja Onasch, eine der vier Teamleiter, benutzt die deutsche Bezeichnung "Fallermittler". Die "Fälle", um die es hier geht, sind Menschen, die Kontakt zu positiv auf Corona-Getesteten hatten. Um sie zu finden, müssen die Teams von Anja Onasch und ihren drei Kollegen Stephan Pugner, Natalie Aures und Michaela Schmidbauer tatsächlich "ermitteln", echte Detektivarbeit leisten: Telefonnummern der Betroffenen herausfinden, die Menschen dann auch tatsächlich erreichen, was zuweilen nicht ganz einfach ist - und sie darauf aufmerksam machen, dass sie sich infiziert haben könnten. Das kann, wie die Teamleiter nach inzwischen rund zwei Wochen Erfahrung berichten, schon sehr zeitaufwendig sein.
Sind die "Fallermittler" erfolgreich, können sie nach den Vorgaben der Gesundheitsbehörde Quarantäne verhängen: Weil auch Menschen, die Kontakt mit Corona-Patienten hatten, infiziert sein können, müssen auch sie zwei Wochen zu Hause bleiben. Ziel ist es, Infektionsketten zu unterbrechen und so die Ausbreitung der Pandemie zu bremsen.
Dass dabei die Quarantäne eines Infizierten schon vorbei sein kann, während sie bei einer Kontaktperson erst beginnt oder noch andauert, sei für viele nicht nachvollziehbar, berichtet Pugner. Er erklärt den scheinbaren Widerspruch: Bei einem positiv Getesteten beginnt die Quarantäne mit dem Abstrich, bei einer Kontaktperson kann sie erst starten, wenn man sie gefunden hat. Nachdem inzwischen schon seit mehreren Wochen Ausgangsbeschränkungen gelten, haben es die "Fallermittler" inzwischen hauptsächlich mit Menschen zu tun, die Kontakt zu Altenheimen oder medizinischen Einrichtungen hatten oder dort arbeiten.
Freiwillig zum Dienst gemeldet
Die Amberger "Contact Tracer" sind eine neu geschaffene Einheit, die im engen Kontakt mit dem Gesundheitsamt arbeitet. Zuvor hatten diese Aufgabe Medizinstudenten erledigt, die die "Ermittler" nun entlasten sollen. Die vier Teamleiter haben sich freiwillig für diesen Dienst gemeldet. "Ich wollte etwas tun", erklärt Michaela Schmidbauer angesichts der Corona-Pandemie - und fügt augenzwinkernd hinzu, dass Masken-Nähen für sie keine Option war, denn "ich kann nicht nähen".
Seit der Schließung der Schulen haben die vier Lehrer Zeit übrig, die sie nun auf diesem Weg für andere opfern. Das tun sie, in wechselnden Schichten, jeden Tag, auch an den Wochenenden. Schließlich kenne das Coronavirus keinen Sonntag. Anja Onasch begründet ihre Motivation damit, dass sie hier einen Beitrag im Kampf gegen das Virus leisten könne. Stephan Pugner, der wohl ab nächster Woche eine Abschlussklasse in seiner Schule unterrichten wird, ist zuversichtlich, dass er, nachdem es nur eine Klasse sein wird, auch dann noch Kapazitäten frei haben wird, um seine Arbeit als Teamleiter fortzusetzen.
Viele Fragen zum Thema Arbeit
Die Fallermittler stoßen am Telefon auf große Kooperationsbereitschaft und auch auf großes Interesse, wie Anja Onasch erzählt: Viele der Kontaktpersonen hätten schon mit einem Anruf gerechnet und würden dann auch interessiert und gezielt nachfragen, wie sie sich verhalten müssen. Dabei gehe es den meisten um das Thema Arbeit: Kann ich jetzt noch arbeiten? Wie ist das mit dem Homeoffice? Viele wollten auch wissen, was sie in der Quarantäne noch tun dürfen: Mit dem Hund spazierengehen? Da sich die Vorgaben derzeit mit den neuen Entwicklungen der Pandemie teilweise täglich ändern, werden die "Tracer" auch regelmäßig vom Gesundheitsamt auf den aktuellen Stand gebracht.
Für Quarantäne klare Vorgaben
"Die Entscheidungen fallen zum Teil schon schwer", meint Stephan Pugner - zum Beispiel, wenn es darum geht, eine ganze Familie in Quarantäne zu schicken. Aber dazu gibt es klare Vorgaben der Gesundheitsbehörden, an die sich alle halten müssen. Die Begleitung der Betroffenen in der Quarantäne ist dann Sache anderer Mitarbeiter, die ebenfalls in den Containerbüros beim Gesundheitsamt arbeiten. Sie melden sich regelmäßig telefonisch bei den Betroffenen, bis deren Quarantänezeit vorbei ist.


















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