Die beiden Männer und die zwei Frauen laden auf dem Hof von Anna und Christoph Ulrich die großen Kisten ab. Mit dem Schlauch spritzen sie den Spargel zunächst ab, ehe sie ihn zur Feinwäsche in die Maschine geben. Mit flinken Händen sortieren sie die Stangen. Pavel, ein gelernter Kellner und heuer erstmals als Saisonkraft auf dem Laubhof, ist inzwischen sehr geschickt im Umgang mit den zarten, zerbrechlichen Stangen. Am 16. April wurde auf dem Laubhof der erste Spargel gestochen, am Tag vorher waren die polnischen Saisonarbeiter eingetroffen angekommen. Christoph Ulrich erklärt, dass Mitte April schon sehr früh sei. "Es gab Jahre, da hatten wir nicht vor Mitte Mai den ersten Spargel."
Sehr wetterabhängig
Wann das Gemüse geerntet werden kann, hängt vom Wetter ab. Frühsommerlich warm ist es momentan, kein Wölkchen am Himmel zu sehen. "Wir bräuchten Regen", seufzt er. "Wie überall in der Landwirtschaft", setzt seine Frau Anna hinzu. Von der Temperatur her passt es dem Spargel, bei Wärme fühlt er sich pudelwohl. Frühmorgens gehen die Spargelstecher hinaus aufs Feld. Circa alle zwei Stunden kehren sie auf den Hof zurück, laden die Ernte ab, waschen und sortieren die grünen und weißen Stangen. Dann kommt der Spargel in die Kühlung.
Gegen Mittag machen Pavel, Emil, Martha und Josefa Pause. Josefa ist diejenige, die am längsten als Saisonkraft zu den Ulrichs kommt. Sie zeigt an, wie klein damals Christoph Ulrich war, als sie das erste Mal im Ernteeinsatz auf dem Laubhof war: Ihre Hand ist zwischen Hüfte und Knie. Meistens sind es vier Saisonkräfte, manchmal auch fünf, die für sechs bis sieben Wochen im Landkreis sind. Sie kennen sich untereinander. "Mal kommt die Schwägerin mit, mal eine Nichte, dann eine Bekannte. Oder Tochter und Schwiegersohn", erzählt Ulrich. "Sie sind auch alle aus derselben Gegend."
Täglich Kontakt nach Hause
"Früher fuhren sie mit dem Bus", erinnert sich Anna Ulrich. "Da musste man eineinhalb Wochen zuvor die Tickets reservieren." Inzwischen reisen die Polen mit dem Auto an, sind also deutlich flexibler hinsichtlich des Spargel-Starts. Während der sechs, sieben Wochen, die sie auf dem Laubhof verbringen, halten sie natürlich Kontakt in die Heimat. Pavel hat ein eineinhalbjähriges Töchterchen. Er gesteht, dass er die kleine Julia vermisst. Kontakt zur Familie hält er per Messenger oder Telefon.
Skype nutzt Berufskraftfahrer Emil, wenn er seine beiden Kinder, drei Jahre und sieben Monate alt, sehen und hören will. Vor zehn Jahren hätten die Saisonarbeiter einmal pro Woche mit ihren Familien telefoniert, erinnert sich Anna Ulrich. Ihr Mann erzählt von Saisonarbeitern mit entsetzlichem Heimweh. "Durchgezogen haben sie es trotzdem." Viele, die zum Spargelstechen kommen, haben daheim eine kleine Landwirtschaft. "Während sie bei uns sind, versorgen Nachbarn ihre Tiere mit." 2018 war ein Geschwister-Paar auf dem Hof der Ulrichs. In dieser Zeit starb der Bruder der beiden. Christoph Ulrich wollte den beiden Polen sein Auto geben, damit sie heimfahren konnten. Sie lehnten ab. Sie blieben auf dem Laubhof, zündeten in der Kirche eine Kerze für den Verstorbenen an.
"Es ist harte Arbeit"
Ulrich hat Hochachtung vor der Leistung seiner Erntehelfer, die über einen Saison-Arbeitsvertrag bei ihm angestellt sind. Er weiß, was sie tagtäglich leisten und welch ein Knochenjob das Spargelstechen ist. Pavel nickt: "Es ist harte Arbeit." Wenn er wieder zu Hause ist, wird er als Kellner arbeiten. Ob er nächste Saison wiederkommen wird? Er nickt, blickt in Richtung Christoph Ulrich und sagt: "Er ist ein guter Chef." Als vor Jahren über den Mindestlohn in der Landwirtschaft debattiert worden war, hatte dies Ulrich kalt gelassen. Er zahlt mehr als den Mindestlohn. Die harte Arbeit müsse gerecht entlohnt werden. "Man muss die Leute gescheit bezahlen, sonst kommen sie nicht", sagt der Spargel-Bauer. Pavel, Emil, Martha und Josefa fahren zurück aufs Feld, den nächsten Spargel zu stechen. Offizielles Ende für das königliche Gemüse, wie die zarten Stangen auch genannt werden, ist zu Johanni am 24. Juni. "Wir hören aber früher auf", sagt Ulrich und schätzt, dass das Spargel-Ende am Laubhof in der ersten Juni-Wochen sein wird.
Doch bevor es so weit ist, stehen noch zwei Feste ins Haus. Mit dem Spargelfest am Mittwoch, 1. Mai, starten die Ulrichs offiziell in die Saison. Ab 11 Uhr gibt es auf dem Laubhof frisch aus der Küche den Spargel ganz klassisch mit Kartoffeln, Schinken sowie Laubhofer Sauce, aber auch als Auflauf. Zudem bieten die Ulrichs Spanferkel, Schweinebraten und Bratwürste, Kaffee und Kuchen an. Gefeiert auf dem Laubhof wird außerdem an Christi Himmelfahrt (Vatertag) am Donnerstag, 30. Mai. Beginn ist um 10.30 Uhr mit dem Gottesdienst im Grünen. Danach gibt es wieder Spargel klassisch und Spargelauflauf, aber auch Spanferkel, Schweinebraten und Bratwürste sowie Kaffee und Kuchen.
Brotzeitsalat
Eine Variante zum klassischen Spargel mit Kartoffeln, Schinken, Sauce Hollandaise oder zerlassener Butter ist der Brotzeitsalat von Laubhof-Bäuerin Anna Ulrich zum Nachkochen.
Zutaten: 0,5 Kilo grüner Spargel, 0,5 Kilo weißer Spargel, etwas Butter, etwas Reis oder Quinoa, acht kleine Kirschtomaten, 250 Gramm Kochschinken, eine kleine Frühlingszwiebel sowie Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Zucker zum Würzen.
Zubereitung: Den weißen Spargel schälen, den grünen Spargel nur im unteren Drittel. Die Stangen dann in etwa 1,5 Zentimeter große Stücke schneiden. Den Spargel bei geringer Hitze in einer Pfanne mit Butter und etwas Zucker anbraten, so dass er noch knackig bleibt. Den Kochschinken würfeln. Den angebratenen Spargel mit den Kirschtomaten, dem Kochschinken und dem gekochten Reis mischen, den Salat mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer abschmecken. Die geschnittenen Frühlingszwiebeln unterheben.
Anna Ulrich hat für den Brotzeitsalat mit Spargel noch einen Tipp parat: „Man kann ihn auch ergänzen, zum Beispiel mit gekochten Eiern, Paprika oder Radieschen.
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