Amberg
17.04.2023 - 13:03 Uhr

Familientradition Klarinette: Daniel Ottensamer gastiert im Stadttheater Amberg

Wer in der klassischen Musik Klarinette sagt, kommt unweigerlich auf den Namen Ottensamer. Im Interview erzählt der Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker mehr zur familiären Musikprägung und zum Saisonabschluss-Konzert in Amberg.

Klarinettist Daniel Ottensamer Bild: Andrej Grilc/exb
Klarinettist Daniel Ottensamer

Die Wahl hätte Daniel Ottensamer schon gehabt: Begonnen hat er seinen musikalischen Weg, „wie oft in Musikerfamilien“, am Klavier. Danach habe er sich am Violoncello, dem Instrument der Mutter, ausprobiert, erzählt der Musiker im Telefoninterview aus dem Zug.

Aber mit zehn, elf Jahren stand seine Entscheidung fest: Er will Klarinettist werden, so wie sein Vater Ernst Ottensamer. Beeinflusst worden sei er dabei allenfalls unbewusst, sagt Daniel Ottensamer. Unterrichtet wurde er dann auch nicht vom Vater, sondern an der Musikschule in der Nähe seines Geburtsortes Wien: „Dort hatte ich einen fantastischen Lehrer“. Und dennoch: „Ich hatte aber immer das Signal, dass mein Vater da ist, wenn ich etwas brauche. Er war quasi mein Joker.“

Vater als Kollege: Hilfe oder Bürde?

Schon früh in der Karriere bei den Wiener Philharmonikern angekommen, wurde der Vater dann für einige Jahre zum Kollegen. Die Frage nach Hilfe oder Bürde des Namens offenbart Ambivalenz: „Man gewöhnt sich daran. Ich hatte von Anfang diesen gewissen Stempel, ich habe gelernt, es hinzunehmen, wie es ist und habe mit mir ausgemacht, dass es sich die Waage hält. Die Vorurteile habe ich versucht auszublenden.“

Die Mutmaßung, er habe die Stelle des Solo-Klarinettisten bei den Wienern von Vater Ernst „geerbt“, korrigiert er schnell: „Das ist nicht ganz richtig. Ich habe die Stelle vom Lehrer meines Vaters übernommen, wir sind insgesamt drei Solo-Klarinettisten im Orchester.“

Bruder teilt die Leidenschaft

Drei Klarinettisten waren sie auch in der Familie, nachdem sich der jüngere Bruder Andreas ebenfalls für das vielseitige Holzblasinstrument entschied und heute als Solo-Klarinettist im Halbrund der Berliner Philharmoniker sitzt. Rivalitäten in der Jugend habe es aber nicht gegeben: „Die drei Jahre Altersunterschied sind musikalisch gesehen Welten. Es ist genug Platz da für alle, wir haben uns noch nie was weggenommen.“ Und: „Wir reden über alles, nur nicht über das Instrument.“

Zusammen musiziert haben Vater und Söhne aber sehr erfolgreich als Trio „The Clarinotts“. Nach dem Tod Ernst Ottensamers im Jahr 2017 wurde das Projekt auf Eis gelegt: „Durch die familiäre Situation war es einzigartig“, sagt Daniel Ottensamer. Um gleich darauf von seinem Sohn zu erzählen, der gerade mit dem Klarinette-Spielen begonnen habe. „Es ist ähnlich wie damals bei mir, er ist fasziniert von diesem Beruf, ihm gefällt diese Welt, das wirkt alles sehr positiv auf ihn.“ Der mittlerweile pensionierte, erste Musiklehrer ist übrigens auch wieder im Einsatz.

Beim Amberger Gastspiel zusammen mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Michael Form wird Daniel Ottensamer die klassischen Klangfarben seines vielseitigen Instruments mit einem Werk des Komponisten Carl Maria von Weber ausleuchten. Vielleicht bleibt auch genug Zeit, um die ihm noch unbekannte Stadt zu entdecken.

HINTERGRUND:

Zu Person und Konzert

  • Daniel Ottensamer, österreichischer Klarinettist, geboren 1986 in Wien, Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker, gefragter Solist bei renommierten Orchestern, als Kammermusiker mit den "Philharmonix" (Mitglieder der Wiener und Berliner Philharmoniker), mit dem Opus Klassik 2018 ausgezeichnet, Exklusivkünstler bei Sony Classical
  • Saisonabschluss-Konzert mit Daniel Ottensamer und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, Leitung Michael Form, am Donnerstag, 11. Mai um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Carl Maria von Weber und Franz Schubert, Tickets bei der Tourist Information Amberg unter Tel. 09621/101233
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.