Nach Einschätzung von Zahn, der an der Spitze der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach steht, können vor allem der Landkreis und die Stadt Amberg hier etwas bewirken. Deshalb hat er OB Michael Cerny angeschrieben und Landrat Richard Reisinger, mit dem Zahn eine gemeinsame Zeit als Lehrer am HCA-Gymnasium verbindet.
(ll) Nach Einschätzung von Zahn, der an der Spitze der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach steht, können vor allem der Landkreis und die Stadt Amberg hier etwas bewirken. Deshalb hat er OB Michael Cerny angeschrieben und Landrat Richard Reisinger, mit dem Zahn eine gemeinsame Zeit als Lehrer am HCA-Gymnasium verbindet. Angesichts des von mehreren Parteien und Verbänden auf den Weg gebrachten Volksbegehrens zum Flächensparen hat er ihnen mitgeteilt, wie man dem Flächenfraß gegensteuern könnte.
Jeden Tag 10 Hektar
Zahns Gedankengang startet bei der Zahl 10 - so viele Hektar werden in Bayern jeden Tag mit Gebäuden oder Straßen verbaut. Dadurch verschwinden natürliche Lebensräume sowie Flächen für die Produktion von Nahrungsmitteln oder Energie-Pflanzen. Auf längere Sicht breche dadurch der Naturhaushalt zusammen, also der Stoff- und Wasserkreislauf, sagt Zahn. Sogar die Staatsregierung stufe das als eines der bedeutendsten Umweltprobleme ein und gebe als Ziel aus, den Flächenverbrauch deutlich zu reduzieren.
"Aber auf kommunaler Ebene ist kein Ansatz zur Begrenzung der Flächeninanspruchnahme zu erkennen", moniert Zahn. Die Außenbereiche der Ortschaften uferten aus, während die Ortskerne verödeten. Alle Ansätze, daran auf der Basis von Freiwilligkeit etwas zu ändern, sind nach Zahns Dafürhalten gescheitert: "Freiwillig passiert nichts."
Die einschlägigen staatlichen Vorgaben und Anreize stuft der BN-Kreisvorsitzende entweder als kontraproduktiv ein - wie die Lockerung des Anbindegebots - oder als "weiteres wirkungsloses Placebo" - wie das geplante Gütesiegel "Flächenbewusste Kommune". Deshalb hätten alle Bemühungen, den Flächenverbrauch "von oben" zu begrenzen, keinen Erfolg gehabt.
Zahn möchte, dass jetzt endlich etwas Konkretes in Gang kommt, um nicht noch mehr natürliche Landschaft zu verbauen. Dazu brauche man gesetzliche Unterstützung, etwa durch konkrete Verbote im Baugesetzbuch, durch eine andere Besteuerung brachliegender Flächen oder eine anderweitige Verhinderung von Bodenspekulationen. Wenn das in die Planungshoheit der Kommunen eingreift, findet Zahn das nicht problematisch, sondern eher folgerichtig. "So etwas kann man nicht alleine der Kommune überlassen. Die sieht in erster Linie ihre eigenen Interessen, was ja auch okay ist."
Die Ebene, die etwas erreichen könnte, ist nach Zahns Meinung die der Landkreise und kreisfreien Städte. Selbst wenn OB Michael Cerny auf sein Schreiben vom März bisher nicht reagiert hat - was Zahn als "Ignoranz des Oberzentrums" gegenüber diesem Problem deutet. Und selbst wenn Ex-Kollege Reisinger zwar das Problem grundsätzlich anerkennt, aber gleichzeitig eine fehlende Kompetenz des Landkreises konstatiert, um hier tätig werden zu können.
Außerdem hat der Landrat geantwortet (wie auf entsprechende Anfragen auch gelegentlich im Kreistag): Der Landkreis habe durchaus noch Nachholbedarf bei der Ansiedlung von Gewerbe. Nach den Ballungszentren müsse auch ihm eine wirtschaftliche Weiterentwicklung durch Ansiedlungen gestattet sein.
Immer 3 Prozent weniger
Aber das Gegensteuern muss jetzt eingeleitet werden, ist Zahn überzeugt. Der Weg dahin könnte so aussehen: Amberg und der Landkreis ermitteln gemeinsam den langfristigen Flächenbedarf für Wohnen, Arbeiten und Mobilität sowie gleichzeitig die dafür in Frage kommenden Flächen (Entwicklungspotenziale). "Dann einigt man sich auf ein Konzept, dass nur noch an festgelegten Stellen größere Neubaugebiete entstehen dürfen." Dazu gehören natürlich auch Sanktionen bei Verstößen.
Zugleich bemüht man sich um eine Förderung der Staatsregierung für dieses Vorgehen, forciert die Nutzung ungenutzter Freiflächen sowie leerstehender Gebäude und legt fest - wichtig -, dass "die jährlich zur Bebauung vorgesehene Fläche um drei Prozent unter der des Vorjahres liegen muss". Zahn glaubt, dass man so nicht nur die andauernde Konkurrenzsituation der Gemeinden untereinander entschärfen, sondern sogar zu einem Modellprojekt in Bayern werden könnte. Noch wichtiger aber: Es hätte endlich mal jemand ernst gemacht mit dem Kampf gegen den Flächenverbrauch.
Wofür Flächen verbraucht werden
Peter Zahn hat nachgerechnet, wie groß die bestehenden Industrie- und Gewerbegebiete in Amberg sind. Ergebnis: 204 Hektar. Bei den geplanten Erweiterungen ist er auf eine Summe von 121 Hektar gekommen. Das sei etwa 60 Prozent des Bestands - kein ausgewogenes Verhältnis. Für den Landkreis zeigt Zahns Aufstellung Gewerbegebiet-Neuplanungen in der Größenordnung von 205 Hektar. Und ein Ende sei nicht abzusehen. Das gelte genauso für das Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Amberg-Sulzbach. Sie betrage bereits zehn Prozent der gesamten Landkreisfläche, nämlich 12 522 Hektar (davon 7000 voll versiegelt). Diese Siedlungs- und Verkehrsfläche habe zudem innerhalb von zehn Jahren um fast 13 Prozent zugenommen, während die Bevölkerungszahl um 4,3 Prozent abnahm und die landwirtschaftliche Nutzfläche um 2700 Hektar schrumpfte. (ll)
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