Amberg
26.02.2023 - 09:32 Uhr

Geschichte und Akzeptanz der Beichte

Heimatpfleger Josef Schmaußer hat sich einmal mehr eines Themas angenommen: der Beichte. Auch zwei Pfarrer äußern sich zum Thema. Einer sagt, dass die Beichte gut angenommen wird. Der andere, dass sie kaum einer mehr wahr nimmt.

Wegen seiner leidenschaftlichen Verwurzelung mit seiner Heimatregion beschäftigt sich der Ursensollener Heimatpfleger Josef Schmaußer intensiv mit den unterschiedlichen Bräuchen der Region rund ums Jahr. Sein Interesse galt gerade in der Fastenzeit unter anderem auch der Beichtpraxis früher und heute. Ludwig Gradl, Stadtpfarrer der Hl. Dreifaltigkeit Amberg, und Landpfarrer Josef Irlbacher (Schnaittenbach) ergänzten die Aussagen über die Beichte aus kirchlicher Sicht.

Wenn auch der erste Gedanke an die Beichte bei Kindern nach Aussagen des ehemaligen Volksschullehrers Schmaußer eine gewisse Beklemmung auslöse, folge nach dieser ein Gefühl der großen Erleichterung und des Glücks gemäß dem Volksmund: „D'Beicht macht leicht." Die Bedeutung der Beichte habe sich im Laufe der Geschichte gewandelt. Im Mittelalter sei diese ein Mittel der Kontrolle gewesen, später auch ein Mittel, um die „Schäfchen bei der Stange“ zu halten. Schmaußer erinnert, dass jeder Beichtende einen Beichtzettel erhalten habe, den mancherorts dem hiesigen Pfarrer bei einem persönlichen Besuch vorgezeigt werden musste. „Es soll sogar vorgekommen sein, dass die Beichtzettel im Wirtshaus für eine Maß Bier den Besitzer wechselten“, so der Heimatpfleger.

Nach wie vor Pflicht

Positiv dabei sei gewesen, dass der Priester ins Haus gekommen sei und seine Schäflein und deren Sorgen kennenlernte. Dann sei aber auch gleich wieder die Kontrollfunktion gekommen. Selbstverständlich sei vom Pfarrer auch eine Spende erwartet worden. Laut Schmaußer ist die Ohrenbeichte einmal im Jahr nach wie vor Pflicht in der katholischen Kirche. Als die Kirche gemerkt habe, dass immer weniger Gläubige zur Ohrenbeichte gehen, habe man auch Beichtandachten erlaubt, die nur zur Gewissenerforschung gedacht waren und kein Ersatz für die Beichte gewesen seien.

Pfarrer Ludwig Gradl sagt: „In der Fastenzeit auf Ostern zu, kommt der Beichte in der katholische, aber auch in der evangelischen Kirche eine besondere Rolle zu. Sie dient der Vorbereitung auf das Fest der Auferstehung Jesu von den Toten, das an Ostern, dem Hauptfest der Christen, gefeiert wird." Die Christen seien angehalten, einmal im Jahr zu beichten. Aus diesem Grund würden in allen Pfarreien in der Fastenzeit, besonders in der Karwoche, vermehrt Beichtgelegenheiten angeboten.

Die erste Beichte ist laut Pfarrer Gradl in der katholischen Kirche in der Vorbereitungszeit auf die Kommunion Pflicht. Die allgemeine Meinung, dass „immer gesündigt wird und immer weniger gebeichtet“, kann Gradl nicht bestätigen. Die Beichtmöglichkeiten in Hl. Dreifaltigkeit würden nach seinen Aussagen gut angenommen, ebenso wie die Bußgottesdienste zur Vorbereitung auf die Beichte.

Immer weniger Beichtende

Der Schnaittenbacher Pfarrer Josef Irlbacher berichtet: „Mir ist bewusst, dass viele Gläubige vom Land nach Amberg fahren, um die Beichtgelegenheiten der Franziskaner Patres auf dem Mariahilfberg aufgrund der Anonymität zu nutzen." Die Zahl der Beichtenden sei bereits vor Corona schon kontinuierlich stark zurückgegangen. Durch die starken Einschränkungen während der Coronazeit hat sich das nach seinen Aussagen noch einmal beschleunigt. „Wir in der Pfarreiengemeinschaft Schnaittenbach/Kemnath a.B. bieten jetzt wieder ziemlich regelmäßig Beichtgelegenheiten an, aber es kommt fast niemand mehr. Das Angebot von Bußgottesdiensten als Gewissenserforschung für die Beichte, die bei den Gläubigen fälschlicherweise als Ersatz für die Beichte gelten, haben sicherlich auch eine Rolle dabei gespielt“, bemerkt Pfarrer Irlbacher.

Nach seinen Erfahrungen würden die Gläubigen die Beichte als Erlösung von wirklich schweren Sünden werten. Für die Vorbereitung auf ein Hochfest erscheinen laut Irlbacher sehr viele Gläubige, die Mitfeier eines Bußgottesdienstes sei immer noch besser geeignet als die Ohrenbeichte. „Was ich oft höre, ist der Satz: Die paar Sünden, die ich hab, kann ich gleich direkt mit meinem Herrgott ausmachen, dazu brauche ich keine Beichte“, berichtet Pfarrer Irlbacher.

 
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