Alle Jahre wieder kommt die Frühjahrsmüdigkeit. Dr. Roland Brey, der das Amberger Gesundheitsamt leitet, kennt die Symptome: Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Kreislaufschwäche. Das könne zwar unangenehm sein, sei aber keine Krankheit, heißt es dazu in einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt Amberg-Sulzbach. Für Brey ist Bewegung an der frischen Luft das beste Gegenmittel.
Sorgen hingegen bereitet dem Medizinaldirektor nach eigenen Angaben hingegen eine Impfmüdigkeit, die vor allem bei Erwachsenen zu beobachten sei. Sie hänge nicht zuletzt mit den Erfahrungen der Corona-Pandemie zusammen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. „Bevölkerungsbefragungen belegen, dass viele Menschen das Vertrauen in das Impfen aufgrund widersprüchlicher Empfehlungen und Aussagen verloren haben, die sich auf die Wirksamkeit von Impfungen und deren Nebenwirkungen beziehen", erklärt Brey. Seinen Worten nach spielt dabei die Enttäuschung darüber, dass die Covid-Impfungen Infektionen nicht verhindert hätten, eine wesentliche Rolle. „Eindeutig nachgewiesen ist jedoch der Schutz vor schwerer Erkrankung und vor Tod, wie sich gerade in den Pflegeheimen gezeigt hat."
Influenza und FSME
Brey verweist auf die große Long-Covid-Befragung des Gesundheitsamtes im vergangenen Jahr. Ein Teil der Betroffenen habe die Beschwerden auf negative Impffolgen zurückgeführt, "wenngleich inzwischen mehrere Studien der Impfung eine gute Schutzwirkung auch vor Long- und Post-Covid bescheinigt haben“. Nach den schwierigen Pandemiejahren ist für den Gesundheitsamtsleiter laut Pressemitteilung die „Coronamüdigkeit“ durchaus verständlich. Angesichts der diesjährigen Grippewelle und das von Forschern erwartete starke Zeckenjahr appelliert er jedoch an die Bürger, andere Infektionskrankheiten wie Influenza und FSME nicht außer Acht zu lassen.
Für diese Virenerkrankungen stünden seit langem Impfstoffe zur Verfügung, die zwar Infektionen nicht vollständig verhinderten, aber das Risiko für schwere Folgen deutlich vermindern könnten. Die Impfquoten liegen laut Mitteilung aus dem Landratsamt bei Erwachsenen weit unter 50 Prozent. Brey bedauert, dass dies gerade auch für die Risikogruppen gelte, denen er die Impfungen besonders empfiehlt: ältere, chronisch kranke oder immungeschwächte Menschen.
Der Höhepunkt der diesjährigen Grippesaison scheint für Brey überschritten zu sein, so dass die Impfung jetzt kaum mehr in Betracht komme. Bei der Auswertung der bisher dem Gesundheitsamt Amberg gemeldeten Influenzafälle falle auf, dass mehr als 90 Prozent aller Erkrankten nicht geimpft gewesen seien, bei den stärker gefährdeten über 60-Jährigen seien es mit 85 Prozent Ungeimpften nicht viel weniger gewesen. „Dass die Impfangebote im kommenden Herbst besser wahrgenommen werden, wäre sehr zu wünschen“, wird Brey in der Mitteilung zitiert.
Region als Hochrisikogebiet
Auch wenn wegen der milden Temperaturen Zecken ganzjährig aktiv sein können, steige im Frühjahr das Infektionsrisiko deutlich, heißt es zu Zecken und FSME-Impfungen in der Pressemitteilung. "Unsere Region ist schon lange ein Hochrisikogebiet, weshalb jetzt die richtige Zeit ist, um den Impfschutz zu überprüfen, gegebenenfalls aufzufrischen oder neu zu erwerben", so der Leiter des Gesundheitsamts. In der Regel seien drei Impfungen notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen. Auffrischimpfungen würden je nach Impfstoff bei unter 50- bis 60-Jährigen alle fünf Jahre, bei Älteren alle drei Jahre empfohlen.
Bei FSME-Infektionen sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Laut Brey war 2023 für das Gesundheitsamt ein Rekordjahr mit 19 FSME-Meldefällen, "bei denen es sich in der Regel um schwere Verlaufsformen handelt". Daher sollte seiner Meinung nach heuer nicht nur an den Zeckenschutz allgemein, sondern auch besonders an die Impfungen gedacht werden. „Schließlich zählen diese trotz einer gestiegenen Impfskepsis zu den wichtigsten und wirksamsten Präventionsmaßnahmen in der Medizin“, appelliert der Mediziner an die Bürger.
Zecken- und FSME-Impfung
- Für den vollen Impfschutz sind in der Regel drei Impfungen notwendig.
- Auffrischimpfungen werden, je nach Impfstoff, bei unter 50- bis 60-Jährigen alle fünf Jahre empfohlen.
- Bei Älteren sollten die Auffrischimpfungen alle drei Jahre erfolgen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.