Amberg
16.09.2021 - 13:37 Uhr

Gluck auf! Stadttheater Amberg eröffnet am Samstag die Saison

Oberpfalz, Metropolregion, Berlin: Dieser Dreiklang gibt den Ton vor beim Eröffnungskonzert im Stadttheater. Wie perfekt Amberg, Gluck-Festspiele und die Akademie für Alte Musik harmonieren, zeigt ein Probenbesuch.

Dirigent Michael Hofstetter bei der ersten Probe mit der Akademie für Alte Musik im Stadttheater Amberg. Bild: aks
Dirigent Michael Hofstetter bei der ersten Probe mit der Akademie für Alte Musik im Stadttheater Amberg.

Bei der Ankündigung des Saison-Auftakts im Stadttheater Amberg mit der international gefeierten Akademie für Alte Musik Berlin stolpert man immer wieder über den Zusatz "in Kooperation mit den Gluck-Festspielen". Diese sind, obwohl dem Oberpfälzer Barock-Komponisten Christoph Willibald Gluck gewidmet, aber eigentlich in Nürnberg beheimatet.

Wie also kommen die Gluck-Festpiele nach Amberg? Andreas Schlegel, Projektmanager der Festspiele, hilft: "Wir wollen herausragende Musik an den schönsten Orten der Region spielen". In der Pandemie-bedingt verkürzten Auflage 2021 sind das neben Amberg auch der Historische Reitstadel in Neumarkt, die St.-Johannes-Kirche Castell oder das Stadttheater Fürth.

Begeistert von Amberg

Die Möglichkeit, über die Festspiele die Metropolregion zu entdecken, genießt auch Intendant und Dirigent Michael Hofstetter sehr und lässt seiner Begeisterung freien Lauf: "Die Gegend ist so ungewöhnlich reich beschenkt an Historie, Schlössern und Theatern. Es macht Sinn, diese Musik in Orten aus der Zeit zu spielen. Das ist beglückend, stimmig und auch fürs Publikum eine ganzheitliche Erfahrung".

Dass es ihm die Stadt Amberg mit ihrer historischen, weitgehend unzerstörten Bausubstanz besonders angetan hat, verhehlt er nicht. Es ist sein dritter Besuch, sein zweiter in musikalischer Mission. Der erste liegt 37 Jahre zurück, damals war er als Pianist in Schostakowitschs 5. Sinfonie im Einsatz.

An diesem Samstag steht Hofstetter am Pult und dirigiert Beethoven und Mozart. Zwar ohne Gluck, aber mit berückenden Querverbindungen. Gluck ist für Hofstetter nicht bloß schnöder Opern-Reformator: "Das war eine operndramatische Palast-Revolution". Ein hoch empathischer Mensch, aufbrausend in der Sache, aber immer zutiefst humanistisch, so charakterisiert er den Barock-Komponisten, der mit seinen erstmals durchkomponierten Opern eine Riesentür ins 19. Jahrhundert geöffnet habe.

Da ist der Bogen zu Beethoven schnell geschlagen. Dieser habe den gleichen Urantrieb wie Gluck gehabt, auch seine Werke wurzeln "zutiefst im Wogen der menschlichen Seele". Die ausgewählte Mozart-Arie wiederum bedient sich des gleichen Librettos wie Glucks Oper "Alceste", erläutert Hofstetter. Dass Sopranistin Danae Kontora dabei von einem der höchsten Töne überhaupt, dem dreigestrichenen hohen G herausgefordert ist, also noch eine Terz über der "Königin der Nacht", lässt er nicht unerwähnt.

Philharmoniker in "historisch"

Als erklärtem Verfechter der historischen Aufführungspraxis ist es dem Dirigenten eine besondere Freude, erstmals vor der rund 40-köpfigen, international gefeierten Akademie für Alte Musik Berlin zu stehen: "Wir haben nach dem allerbesten Barock-Orchester gesucht". Gefunden hat man nach Einschätzung des Kulturreferenten Fabian Kern schlichtweg "die Berliner Philharmoniker auf historischen Instrumenten".

Man sei gespannt, bekennt Bratscher Clemens Nuszbaumer bei den Vorbereitungen zum ersten musikalischen Kennenlernen. Das nimmt dann ohne Fremdelei und beeindruckend professionell seinen Lauf. Das Orchester, das ohne ständigen Dirigenten auskommt, lässt die Coriolan-Ouvertüre erklingen, Michael Hofstetter dirigiert mit Verve und Elan. Erst danach wird am Detail gefeilt, damit am Samstag der "Glücksfall" wahr wird, dem nicht nur der Kulturreferent mit enormer Vorfreude entgegensieht.

Hintergrund:

Dirigent, Orchester, Konzert

  • Dirigent Michael Hofstetter ist seit 2020 Intendant der Gluck-Festspiele Nürnberg und seit 2021 künstlerischer Leiter des Tölzer Knabenchores
  • Der 60-jährige, gebürtige Münchner war auch Professor für Orchesterleitung und Alte Musik an der Universität Mainz
  • Die Akademie für Alte Musik wurde 1982 in Berlin gegründet, Schwerpunkt ist die Musik des Barock und der Klassik, gespielt wird auf historischen Instrumenten. Das Orchester erhielt 2006 den Telemann-Preis der Stadt Magdeburg, 2014 die Bach-Medaille der Stadt Leipzig und den ECHO Klassik
  • Das Saisoneröffnungskonzert findet am Samstag, 18. September um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg statt. Auf dem Programm stehen Ludwig van Beethovens "Coriolan"-Ouvertüre, die 3. Sinfonie "Eroica" und Wolfgang Amadeus Mozarts Konzertarie "Popoli di Tessaglia" mit Sopranistin Danae Kontora.
  • Einige wenige Restkarten sind noch bei der Tourist-Information Amberg, Tel. 09621/ 101233 verfügbar. Es gelten die aktuellen Corona-Regelungen.
 
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