Amberg
28.03.2023 - 16:04 Uhr

Großer Elektrobus bedient testweise eine Linie im Stadtverkehr von Amberg

Die Mobilitätswende klopft auch im ÖPNV an der Tür. Deshalb hat das Busunternehmen Brucker einen Elektrobus ausgeliehen, um ihn im Linienverkehr in Amberg zu testen. Drei Tage lang bediente er die Linie 404, also Hockermühle und zurück.

Ein bisschen futuristisch schaut er schon aus, der Bus, der zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Amberg rollt. Am Bussteig 15 mischen sich Oberbürgermeister Michael Cerny, Busunternehmer Peter Bruckner mit seinen beiden Söhnen Jörg und Stefan sowie Christina Drick, Geschäftsleiterin des Zweckverbands Nahverkehr Amberg-Sulzbach (ZNAS), unter die wartenden Fahrgäste. Aus gutem Grund.

"Leiharbeiter" auf Linie 404 unterwegs

Denn das Busunternehmen Bruckner testete drei Tage lang einen Elektrobus für den Linienverkehr in Amberg. Wie Stefan Bruckner erklärte, ging es vor allem darum, die Reichweite des Fahrzeugs, das von der Mercedes-Niederlassung Nürnberg ausgeliehen worden war, zu testen. Der "Leiharbeiter" auf der Linie 404 hat Vollausstattung, also auch keine Außenspiegel mehr, alles läuft über Kamera. Es ist nicht das einzige, was gewöhnungsbedürftig für den Fahrer ist.

Laut Vorgabe der EU ist bei einer Neuausschreibung der Linien erforderlich, dass zu 45 Prozent Elektrobusse mit ausgeschrieben werden, so der Oberbürgermeister über den Hintergrund. Das werfe natürlich dann Fragen auf. Ob zum Beispiel eine Linie, wie sie jetzt getaktet ist, so weiterlaufen kann oder ob beispielsweise eine Pause erforderlich sein wird, um den Bus zu laden.

Die Reichweite des Testbusses gibt Stefan Bruckner mit maximal 250 Kilometern an. Für die Linie 404 kommt der Bus pro Schicht auf etwa 140 bis 150 Kilometer. Beginn um 5 oder 6 Uhr, Ende um 14.30 Uhr und eine halbe Stunde Pause: "Das schaffen wir", lautet sein Fazit am Dienstag, Tag zwei des elektrischen Citybus-Versuchs.

Erheblich teurer als ein Diesel-Bus

Die Anschaffungskosten sind satt: Pro Bus werden rund 650.000 Euro fällig, im Gegensatz zu etwa 270.000 Euro für einen herkömmlichen Bus mit Dieselmotor. Noch nicht eingerechnet in die Summe sind die Kosten für Ladeinfrastruktur. Mit einem großen Fahrzeugpool, wie ihn zum Beispiel der MVV, also die Münchner Verkehrsbetriebe, habe, ist nach Ansicht von Oberbürgermeister Michael Cerny die Umstellung auf Elektromobilität im ÖPNV besser zu bewältigen. Im ländlichen Raum hingegen sei es eine Herausforderung.

Der Bus fährt am Busterminal ab, jede Erschütterung ist zu spüren und zu hören. Nicht ungewöhnlich, wie Stefan Bruckner aus Erfahrung weiß. "Man hört ja keine Motorgeräusche mehr, die Erschütterungen dafür umso mehr." Fazit aller Probefahrer nach den ersten Kilometern: Es fühlt sich an wie in der Straßenbahn. Eine gute halbe Stunde sind die Testfahrer in dem Fahrzeug mit 343 Elektro-PS unterwegs, ehe die Linie 404 wieder zum Busbahnhof zurückkehrt. Busunternehmer Peter Bruckner und seine beiden Söhne ziehen ein positives Fazit: "Sehr gut, vom Gefühl her sehr angenehm." Die wartenden Fahrgäste stutzen, weil der Bus sich vom gewohnten Citybus optisch unterscheidet. Sein hohes Dach, in dem sich ein Teil der insgesamt sechs Batterien-Pakete befindet, lässt ihn futuristisch erscheinen. Die weiße Farbe trägt ihr übriges dazu bei.

 
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