Für Elias Dray, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, und Imam Ender Cetin, islamischer Theologe, ist am Donnerstag ein freudiger Tag: Für ihr Berliner Bildungs- und Begegnungsprojekt "meet2respect" wird ihnen in Berlin der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis verliehen. Diesen Preis hat die SPD 1977 in Erinnerung an Gustav Heinemann, Bundespräsident von 1969 bis 1974, ins Leben gerufen.
Für ein friedliches Nebeneinander
"Ziel des Projektes ist es, sich durch Aufklärungsarbeit gegen Rassismus und Ausgrenzung und für ein friedliches Nebeneinander der Religionen einzusetzen", heißt es in einer Erklärung der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg über "meet2respect". Um dies zu erreichen, sind Rabbiner Elias Dray und Imam Ender Cetin in Berlin mit dem Tandem unterwegs, besuchen Schulklassen mit mehrheitlich muslimischen Schülern und werben für Verständnis zwischen den Religionen. Miteinander sprechen und sich kennenlernen: Darin sieht Rabbiner Elias Dray den ersten Schritt für Schüler, sensibler und achtsamer aufeinander zuzugehen. "Mir bereitet es große Freude, zu sehen, wie sich innerhalb kurzer Zeit der Umgang untereinander verbessert", sagt Dray.
Nach Angaben der Israelitischen Kultusgemeinde ist der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis eine Auszeichnung für Personen, Gruppen oder Organisationen, "die sich um Freiheit und Gerechtigkeit in eigenverantwortlicher Haltung verdient gemacht haben". Vergeben wird er jährlich, möglichst in zeitlicher Nähe zum 23. Mai – und damit zu jenem Tag, an dem 1949 in Bonn feierlich das Grundgesetz verkündet wurde. Dotiert ist der Preis mit 10.000 Euro. Der Preis soll alle ermutigen, "Heinemanns vorgelebte Bürgertugenden zu verwirklichen".
"Mehr Mitbestimmung wagen"
So heißt es deshalb auch in der Satzung: "Freiheit und Gerechtigkeit in einem demokratischen und sozialen Rechtsstaat, das ist die Forderung unserer Verfassung." Das Lebenswerk Gustav W. Heinemanns sei darauf angelegt gewesen, "das große Angebot des Grundgesetzes allen Bürgern bewusst zu machen". Die Verleihung des Preises soll demnach Menschen ermutigen, "diese Forderungen des Grundgesetzes zu erfüllen und in ihrer Haltung und ihren Handlungen mehr eigenverantwortliche Mitwirkung und Mitbestimmung mündiger Bürger in unserem Staat zu wagen".
Gustav-Heinemann-Bürgerpreis
- 1977 stiftete die SPD diesen Preis im Gedenken an den früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann.
- Gewürdigt werden damit nach Angaben der Bundes-SPD Bürgermut und Zivilcourage von Personen und Vereinen.
- Ausgezeichnet werden Menschen, die sich für Frieden und Demokratie, für Schwächere und gesellschaftliche Minderheiten oder für eine menschliche Arbeitswelt einsetzen.
- Zu den bisherigen Preisträgern zählen die deutsche Sektion von Amnesty International (1977), die deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (1981), die französische Menschenrechtlerin Lucienne Schmitt und der Journalist Hans Leyendecker (2004) und Pulse of Europe (2019).
- Dem Kuratorium, das Vorschläge zur Preisverleihung unterbreitet, gehören unter anderem Nachfahren von Gustav Heinemann an: Sohn Peter Heinemann, Schwiegersohn Manfred Wichelhaus und Enkelin Christina Rau, Witwe des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau.
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